
bis zu einer Stelle, an welcher ich die erste, aber leider sehr verwitterte
Inschrift fand. Der Priester versprach mir, am folgenden Tage die weitem
Inschriften ahzuschreiben, und nach Ghasir zu schicken. E r hielt Wort;
allein, vielleicht, weil er die lateinischen Buchstaben gar nicht kannte, vielleicht
auch, weil sie schon zu sehr verwittert waren — sie scheinen mir
gleich der obigen ganz unbrauchbar zu sein. Es erhellt nur so viel daraus,
dass diess schon eine alte Römerstrasse gewesen ist. Trotz allen Bitten
des Priesters, bei ihm zu übernachten, machten wir uns darauf auf den
Rückweg, und gelangten in stockfinsterer Nacht zu dem Hause, wo die
Ändern abgestiegen waren. In el Meghaire wohnen zur Hälfte Maroniten,
zur ändern Hälfte Mutewelly’s, in Aqüra sind nur Haroniten. W ir waren
natürlich in dem Hause eines Maroniten.
Donnerstag, den 22ten, ritt ich, da mein Mucker und Begleiter, wie
gewöhnlich, lange Zeit zur Vorbereitung brauchten, voraus, um die noch
vorhandenen Ruinen des alten Jenüch genauer in Augenschein zu nehmen.
Ausser den vielen Bruchsteinen, welche rings umher liegen, stehen nur noch
die Seitenmauem von 3 Gebäuden, welche nahe bei einander sind. Ein
kleines, gleich den beiden ändern ein längliches Viereck bildendes steht
einzeln, etwa 100 Schritt von den ändern entfernt, und etwas niedriger als
diese. Von demselben kommt man zu den Grundmauern eines grössern
Gebäudes, und nur wenige Schritte davon zu der ehemaligen Kirche oder
Kapelle des Mar Gürgüs, des heiligen Georg, des Lindwurm- oder Drachen-
tödters. Sie hat 2 einander gegenüber liegende Eingänge. Vor dem an
der Süd- oder Südwestseite ist eine kleine Vorhalle, und unter derselben
ein halb verfallenes, unterirdisches Gewölbe. Beide Pforten haben oben
an den Seiten schlangenförmige Verzierungen. Innerhalb des von einer
Thüre zur ändern nur 12 Schritt breiten und 30 Schritt langen Gebäudes
stehen noch 2 Säulenschäfte, beide an der nördlichen oder nordwestlichen
Seite, der eine dicht, und zwar links an der nördlichen Thüre, der andere
dicht an der wahrscheinlich für den Hochaltar bestimmten, halb rund
gemauerten Stelle — von Inschriften nirgends eine Spur. Die Quadersteine
waren sämmtlich sehr sorgfältig zugehauen, doch nicht von gleicher Grösse.
Als meine Begleiter und Mucker angekommen waren, ritten wir durch
den Bach, den gegenüber liegenden, steilen Berg hinan, und über den langen
Rücken desselben in südlicher Richtung fort nach der Quelle des Kahr Ibrahim,
welche, oder vielmehr, deren Abfluss die beiden nur von Mutewelly’s
bewohnten Dörfer Mneitre und Afqa von einander trennt. In Mneitre selbst
steht der Grundbau eines alten Gebäudes, dessen ursprüngliche Bestimmung
unbekannt ist. Man sagte mir, dass auf dem oberhalb Mneitre liegenden
Hügel noch Inschriften an einer alten Festung zu finden seien. Mit Mühe
kletterte ich hinauf, fand aber nichts als Grundmauern, und mein maroni-
tischer Führer versicherte mir, dass die Mutewelly’s alle Steine mit Inschriften
zerschlugen in dem Wahne, Schätze darin zu finden. Hinter diesem ©
Hügel geht abermals ein Pass, Haupt- oder Königsstrasse, wie mau hier
zu Lande missbrauchsweise die viel betretenen Pfade nennt, nach der Beqäa
und dem 10 Stunden entfernten Baalbek. Etwa 3 Stunden von Mneitre nicht
weit von dem Wege ab soll eine alte hebräische (?!) Inschrift in dem Felsen
sich finden. Auch diese musste ich leider gleich der griechischen an der
Kirche von Abadät, 2 Stunden oberhalb Amsehid, ungesehen lassen. Ich
ging dann zu der Quelle, die aus einer für mich unerreichbaren, weil zu
hohen, Höhle k am , an welcher meine Begleiter sich schon gelagert hatten.
Wir frühstückten Käse, Brod, Huhn und Trauben, und labten uns an dem
köstlichen Wasser. Dicht neben der Quelle liegt auf einem Hügel die
Qal’at (Festung) Afqa, oder Keniset Saidet Afqa Iftit ¡sAjLw Om.tjS'- Nur
der Unterbau steht noch. An einem Quaderstein hinter einem Feigenbaum
las ich n ( 3 |>.A, 0 • an einem ändern war m t r, an einem dritten bloss i r
eingegraben. Einige Hundert Schritt davon zeigte mir ein Mutewelly von
Afqa einen mächtig grossen Sandstein im Bache liegend mit einer langen
5 ■— fi Zeilen enthaltenden, aber gänzlich verwitterten Inschrift in Relief,
von welcher ich nur einzelne Buchstaben erkennen konnte.
Zwei Stunden später kamen wir zu der „Eisenquelle“ ’Ain el hadid,
deren Wasser wo möglich noch frischer als das der Quelle des Nahr Ibrahim
war. Schaf- und Ziegenheerden von Beduinen und Maroniten weideten in
der Nähe, und meine Begleiter und Mucker wünschten dort zu übernachten,
und ein Lamm zu kaufen. Ich willigte ein, und gab ihnen dazu 11/2 Thlr.,
jedoch konnten sie für diesen Preis keins bekommen. Ich wollte eigentlich
von da aus über den waldigen Felsen Dschebel Musa, welcher sieh mehrere
Stunden weit von Nordost nach Südwest hinzieht, und uns zur Seite lag.
Dort hoffte ich, Leoparden zu jagen, oder Leopardenfelle kaufen zu können,
aber auch alte Ruinen zu finden. Letztere sind jedoch nach den Erkundigungen,
die ich eingezogen, auf dem ganzen Berge nieht zu finden, und,
da ich den folgenden Tag zeitig in Ghasir wieder einzutreffen wünschte, so