
und den Akra, welcher zum Theil wüste liegt, zum Theil von Muhammedanern
bewohnt wird, links den Teich Bethesda. Dann kommt man bei der Wohnung
des Platzeommandauten, nicht des Pascha’s, sondern eines türkisehen
Majors vorbei, wo früher der Palast des Pilatus geständen haben soll; ein
Bogen über die Strasse wird als der Ort bezeichet, wo Pilatus dem Volke
die Worte „Sehet, welch ein Mensch ist das!“ zugerufen haben soll. Hier
beginnt die via dolorosa, der Leidensweg, von welchem aus man auch das
Haus des reichen Mannes (in der Parabel) zeigt; die Säule, an welcher Jesus
gegeisselt wurde, steht in einer Kapelle an dem Wege, welche den Fran-
ciscanern gehört. Dann kommt man an die Stelle, an welcher Jesus vor
Ermattung hinsank, und dem Simon von Cyrene das Kreuz zu tragen
gegeben wurde, und weiterhin an dem Hause der heiligen Veronica vorbei, O O s 0
welche heraustrat, und dem Herrn mit ihrem Tuche den Schweiss abtrocknete
, wodurch sein Bildniss auf demselben sich abdrückte — daher so viele
Bilder auf einem Schweisstuche —-, und endlich zu der Grabes- oder Auferstehungskirche.
Den letztem Namen hat sie bei den Orientalen. Dahin war mein
erster Ausgang gerichtet. Sie liegt jetzt fast im Mittelpunkt der Stadt; nahe
dabei zieht sich östlich das Tyropoeon zwischem dem Zion auf der einen, und
Morija und Akra auf der ändern Seite hin. Ein schmaler Durchgang führt
aus der mit dem Tyropöon parallel laufenden westlicher gelegenen Strasse
auf einen kleinen mit Quadersteinen bepflasterten viereckigen P la tz , dessen
nördliche Seite die Kirche einnimmt. Der links davor stehende Gloeken-
thurm ist durch ein Erdbeben theilweise zerstört worden, aber ein hohes
von Baladin erbautes Minaret steht daneben, etwa 20 Schritte davon entfernt,
von welchem noch heute die Muessin’s 5 mal täglich die Muhammedaner
zum Gebete rufen. Empörend ist es, innerhalb der Kirche links von
dem Eingang auf Teppichen türkische Soldaten mit dampfenden Pfeifen und
Kaffee trinkend sitzen zu sehen, die sich oft über die eintretenden Pilger
lustig machen. Noch in-der Vorhalle sieht man vor sich eine Platte von
röthlichem Marmor, welche als der Stein bezeichnet wird, auf welchem
Nikodemus den Leichnam des Herrn salbte. Rechts davon steigt man eine
Treppe h in an , und gelangt zu der Stätte von Golgatha. Hier sind 2 Altäre,
der eine rechts an der Stelle, an welcher Christus an das Kreuz genagelt
worden, der andere da, wo das Kreuz gestanden; daneben die Stellen der
Kreuze für die beiden Schächer, und an der rechten Seite wird ein Stein
gezeigt, welcher von oben bis unten gespalten ist. Steigt man wieder herunter,
und geht um einen halbrunden Vorbau herum, so kommt man in das
eigentliche Schiff J e r Kirche., in dessen Mitte die Grabeskapelle steht, welche
unmittelbar unter der grossen Kuppel ist. Sie umfasst 2 kleine Gemächer;
das erste, in welches man von der Westseite eintritt, bildet die Vorhalle,
und in ihr wird der Stein gezeigt, auf welchem der Engel gesessen, der den
Jüngern die Auferstehung des Herrn verkündigte; durch eine schmale und
niedrige Thür gelangt man von da in die eigentliche Grabkammer, in welcher
zur Rechten das Grab des Herrn mit weissem Marmor bedeckt ist. Dicht
an der Grabeskapelle westlich, und an diese sich anschliessend ist eine
kleine Kapelle der koptisehen Christen, ihr gegenüber an der Westseite der
Kirche ist die der Jacobiten, in welcher die Gräber von Nikodemus und
Joseph vou^iVrimathia gezeigt werden. An der östlichen Seite der Kirche, der
Grabeskapelle gegenüber ist die ausgedehnte Kirche der nichtunirten griechischen
Christen mit Schmuck und Pracht überladen, und aut der nordöstlichen
Seite steigt man auf 28 Stufen hinunter zu der Kapelle der Helena,
und 13 Stufen weiter führen zu der Stelle, an welcher das Kreuz Christi,
zur Zeit der Anwesenheit dieser gottesfürehtigen Kaiserin, der Mutter Con-
stantin’s des Grossen, gefunden worden sein soll, und wo ebenfalls ein Altar
steht. Die Griechen haben ausserdem noch Cellen zum Aufenthalt für ihre
Geistlichen in der Kirche, und eben so die Armenier und Lateiner, welche
sich den übrigen Theil des weiten von einer Säulenreihe im Innern begränzten
Raumes der Kirche getheilt haben. Die Letztem zeigen hier noch das
Schwerdt und die Sporen von Gottfried von Bouillon, welcher gleich seinen
Nachfolgern unter dem Kalvarienberge begraben liegt. Griechische, armenische
und lateinische Geistliche sind Tag und Nacht in der Kirche; und
da diese bloss zu manchen Tageszeiten geöffnet ist, der Schlüssel aber wegen
der fortwährenden Streitigkeiten unter den verschiedenen Confessionen nach
einem Beschluss der Regierung im Besitz des Pascha’s ist: so erhalten diese
Geistlichen ihren Unterhalt durch eine Oeffnung, welche in dem Portal
angebracht ist. Der Fanatismus der Christen gestattet keinein Ju d e n , auch
nur an dem Vorplatze der Kirche vorüber zu gehen; er würde sich den
gröbsten Misshandlungen von Seiten der Christen aussetzen.
Hinter und über der Grabeskirche ist das griechische Kloster mit
Kirche, Schule, einer neu eingerichteten Druckerei, in welcher als das erste
Werk der Psalter griechisch und arabisch gedruckt wurde, und Apotheke.
Dicht neben der Kirche ist das platte Dach der Grabeskirche, von welchem