
am Morgen noch anhielt, und machte, dass der grösste Theil der Passagiere
seekrank wurde, die Uebrigen aber, unter denen auch ich war, sich wenigstens
nicht sehr behaglich fühlten. Wir kamen desshalb, da der Wind noch
dazu ganz conträr war, um einige Stunden später, als wir erwartet hatten,
nach Ladakia. Auch hier blieben wir bis gegen Abend liegen, stiegen
jedoch nicht an das Land. Sonnabend, den 22ten October, gelangten wir
m den Hafen von Larnaka auf Cypern, wo ich meine Eeisegesellschaft ver-
liess. Yon den übrigen Passagieren, 2 armenischen Protestanten aus Kai-
sanje (Cäsarea in Kappadoeien), mehreren Juden und vielen Türken, auch
einigen griechischen Kaufleuten, weiss ich nichts Näheres zu melden, da
ich nur wenig mit jhnen in Berührung gekommen war. Der Einzige ausser
den Obigen, mit dem ich mich viel unterhielt, war ein sehr gebildeter Türke
von Saida, mit welchem ich von Beirut bis Ladakia gereist war, und der
nun wieder, bereichert mit 4 Krauen, von da nach Saida zurückkehrte.
Den Sonnabend und Sonntag blieb ich in der Skela von Larnaka, und
hatte den ganzen Sonnabend umherzulaufen, weil meine beidenDiener-dieKiste
mit sämmtlichem Kochgeschirr und ändern Gerätschaften vergessen hatten.
Alles Suchen war vergeblich — und erst 3 Jahre später (!) kam ich in den
Besitz der vermissten Gegenstände. Consul Webe'r erfuhr zufällig nach
dieser Zeit, dass seit mehreren Jahren in dem Depot der Lloydgesellschaft
von Beirut eine Kiste stand, deren Eigenthümer nicht zu ermitteln w a r ;__
er erinnerte sich meines Verlusts, erkannte die Kiste als die meinige, nahm sie
m Beschlag, und stellte mir freundlichst den Inhalt derselben zu, von welchem
freilich nur einige Antiken noch für mich von Werth waren. Damals
war mir der Verlust weit schmerzlicher, da ich fast Alles zu meinen weitern
ßeisen mir von Heuern anschaffen musste.
Sonntag, den 23ten Octoher, machte ich dem Pr. Consul in Larnaka
einen Besuch, der mich sogleich zu Mittag einlud. Da es noch früh war,
so machte ich vorher noch einen Spaziergang in dem Orte, besichtigte die
neue, schöne und grosse katholische Kirche der Franciscaner, und sah das
Leiehenbegängiss eines jungen Mädchens, welches in Procession und offen,
ohne Sarg auf einer Bahre mit Gesang durch die Gassen nach der Kirche
getragen wurde. Sie hatte einen Verwandten des französischen Consuls
geliebt, und geglaubt, dass dieser sie heirathen würde. E r verliess s ie __
und sie starb aus verschmähter Liebe — sie war erst 17 J a h r alt, reich und
schon. So wurde mir erzählt, und dabei versichert, dass dergleichen Fälle
öfter Vorkommen. Nach Anderer Aussage war sie aber schon seit längerer
Zeit krank gewesen.
Ich ging hierauf zu dem Consul, wo ich unter Ändern eine eigenthüm-
liche Art weissgefiederter Vögel „Beccafichi, Feigenschnepfen“ ass. Sie
sollen sich nur auf Cypern finden, und zwar nur in den Monaten September
und October, sind also Zugvögel. Zugleich liess ich mich über die verschiedenen
Weinsorten belehren, die man auf Cypern hat. Es giebt deren drei: der
gewöhnliche heisst vino nero „schwarzer Wein“ von dunkelrother Farbe;
der-Dessertwein heisst vino della Commanderia, der seinen Namen von den
Cömmenden der Tempelritter h a t, und nur aus überreifen, halb trockenen
Beeren bereitet wird; der dritte ist der vino muscato „Muskatwein.“ Letztem
habe ich noch nicht getrunken, von der zweiten Sorte kostet eine Flasche
4 Piaster (etwa 8 Sgr,), alter dagegen wird mit 1 Gulden bezahlt. Ich
theilte dem Consul meine Absicht mit, einige Streifzüge auf der Insel zu
unternehmen, um die Zeit bis zu der Ankunft des nächsten Dampfbootes,
welches nach Beirut gehen würde, nützlich auszufüllen, und, wo möglich,
alte Münzen und Handschriften zu kaufen. Zu letztem machte er mir gar
keine Hoffnung, erstere, meinte er, würde ich vielleicht hier und da finden.
Gern wäre ich nach Baffo, dem alten Paphos, wo Venus aus dem Schaume
des Meeres geboren an das Land stieg,- gegangen; da ich aber den nächsten
Sonnabend wieder in Larnaka eintreffen wollte, so konnte ich diess nicht
ausführen, und musste dieses sowohl als den Olymp, auf welchem früher ein
Tempel der Venus, später eine griechische Kirche stand, im Stich lassen.
Statt] dessen schlug mir der Consul vor, in dieser Woche nach Famagusta,
von den Türken Mäusa genannt, in der nächsten aber nach Nikosia und
Tzerina zu reisen. E r versprach mir, durch seinen Dragoman 2 Empfehlungsbriefe
zuzuschicken, und einen guten Mucker, zu besorgen, und
hielt Wort. Da die Mucker nicht in dem Hafen, sondern mehrere Stunden
weit wohnen, und erst Montags früh dahin kommen, so konnte ich erst am
Nachmittag dieses Tages abreisen. Mein Zelt, Koffer und Iteisesack liess
ich bei meinem Wirth in dem Hafen, und nahm nur mein Bett und das
nöthigste Küchengeräth mit, so dass ich nur 3 Thiere brauchte. Pferde
findet man auf Cypern nur wenig, die Mucker haben nur Maulthiere, ich
bekam ein recht gutes. In Larnaka findet man auch zweirädrige Leiterwagen,
die aber hier nicht von Büffeln, sondern von Ochsen gezogen werden.
Ferner sind hier viele Kameele, welche kleiner sind als die auf dem Conti