
besonders dadurch, dass man die Quadern abgebrochen, und nach Beirut
zum Bau der Kaserne geschafft hat. Diese Festung liegt an der Ostseite der
Stadt. An der Westseite ist der unbedeutende Hafen. In demselben steht
noch die Ruine eines alten Baues mit mehrern Gemächern. Ich liess mich
in einem Boote hinüber fahren, sah aber weiter nichts Besonderes, als einen
eingemaüerten Quaderstein, welcher an der Ecke des Gebäudes angebracht,
und in 4 Fächer eingetheilt war. An der linken, südlichen Seite war ein Kranz
vorn an der Ostseite rechts und links eine Rose, in der Mitte ein längliches,
verschobenes Viereck. Die Kirche der Maroniten soll ursprünglich von
Melik Hanna, demselben, welcher auch in ’Ain Tine, dem Dorfe bei Malüla
herrschte, erbaut sein; im Jah re 1770 n. Chr. ist sie, wie die syrische
Inschrift an der einen Pforte besagt, restaurirt worden. Sie ist dem Johannes
(Baptista?) geweiht, durch dessen K raft in der Stadt selbst aller Schlangenbiss
unschädlich sein soll. In der Festung war mir auffallend, dass in
einem Gewölbe Tropfstein von dem K a lk , womit es übertüncht wa r, herabfloss,
und feste Zapfen bildete. In der Umgegend sollen-sich mehrere Tropfsteinhöhlen
finden; auch sieht man in der Nähe von Dschebel und namentlich
bei Ghasir ganze grosse Strecken mit Fischabdrücken in Stein. Nach
3stündigem Aufenthalt in Dschebel ritt ich nach Ghasir. Dicht am Meere
sah ich in einiger Entfernung von einander 2 Wartthürme. Der Weg nach
Ghasir war über alle Beschreibung schlecht, so dass man fast bei jedem
Schritte den Sturz der Pferde fürchten musste. Wir kamen jedoch glücklich
und hei guter Zeit dort an. Dieser Ort ist eine Art von Stadt oder Marktflecken
mit etwa 500 Häusern, und Kaufläden, jedoch nach Art der hiesigen
Dörfer so gebaut, dass fast jedes Haus allein steht. E r war der Geburtsort
meines Dieners, bei dessen Nachbar ich für einige Zeit meinen Wohnsitz
aufschlug. Ghasir hat eine'schöne Lage auf einem Felsen, '1/2 Stunde von
dem Meere entfernt. Das Haus, in dem ich wohnte, war eins der höchst
gelegenen. Von dem Altan desselben hat man eine schöne Aussicht über
das Meer bis nach dem 4 Stunden entfernten Beirut. — Das ganze Haus
bestand aus einem geräumigen Zimmer und einem Altan.
G h a sir, welches 1200 streitbare Männer enthalten so ll, und zwar
sämmtlich Maroniten, hat 3 Klöster: 1 Kloster der Jesuiten mit 4 oder
5 Geistlichen, 1 Kapuziner-Kloster mit nur 2 Mönchen, und 1 maronitisches
Nonnenkloster Mar Elias; ausserdem 2 Kirchen. Ausser den zahlreichen
Maulbeerbäumen, da hier viel Seide gewonnen und verarbeitet wird,
auch eine grosse von einem Franzosen angelegte Seidenspinnerei mit einer
Dampfmaschine sich hier findet, sieht man besonders einen Baum, Sinsilacht
genannt, der zu Bauholz gebraucht wird, und an der Südseite ein Pinienwäldchen.
Freitag, den 9ten Septbr., sah ich mich in dem Orte selbst um, und
besuchte die beiden lateinischen Klöster. Sonnabend, den lOten, ging ich
mit meinem Wirth nach dem A/^ Stünde entfernten armenischen Kloster,
Der Chaschbuh genannt, fand jedoch nur 2 Mönche vor, welche den Schlüssel
zur Bibliothek nicht hatten, und uns zu dem nächsten Tag zum Mittagessen
einluden. Wir brachten diesen Tag 'sehr vergnügt bei ihnen zu, und fanden
ein treffliches 'Diner mit gutemr alten Libanon-Wein, aber in der sonst
guten Bibliothek war keine einzige Handschrift.
Montag, den 12ten, machte ich mit meinem Wirth einen Spazierritt
nach dem 3/4 Stunde weiter im Gebirge nordöstlich von Ghasir gelegenen
Kloster Mar Abda, wo wir frühstückten. In diesem Kloster ist ein kleines
Seminar, und ich hoffte dort eine gute Bibliothek zu finden. Leider waren
gerade Ferien, u n d 'd e r Superior versicherte mir, dass der Lehrer den
Schlüssel zu der Bibliothek mitgenommen habe, in derselben aber auch
keine alten und wichtigen Codices zu finden seien. Nach kurzem Verweilen
ritten wir höher hinauf in das Gebirge, wo wir bei dem abermals 3/4 Stunde
entfernten Dorfe E l Gbine am Rande des Felsen ziemlich ausgedehnte
Ruinen sahen. Es standen aber nur noch die Grundmauern, und nirgends
waren Spuren von Inschriften zu finden. Hier soll früher eine Stadt gestanden
haben, deren Name als Medinet Awil, Hawil öder Ewil angegeben
wurde ; die E in en Sprachen ihn nämlich so, die Ändern anders aus, aber
Allen war der Name noch bekannt.37) ' Südwestlich davon, sagte man mir
dort, sei die Figur eines fränkischen Mannes und seiner Frau in Stein
gehauen. Wir ritten nach dem bezeichneten Orte, und fanden als Reliefs in.
einen vorstehenden Felsen gehauen zuerst eine weibliche Figur sitzend, fast
in Lebensgrösse; bis zum Sitz 32 Zoll hoch, und vom Knie bis zum Rücken
34 Zoll breit, mit dem Gesicht gewendet nach einer zweiten Gruppe in
einem besondern Felde, welche eine männliche 2 Ellen hohe Figur mit einem
Löwen oder Einhorn darstellte, und ganz der Gruppe entsprach, welche im
zweiten Theile von Niebuhr’s Reisebeschreibung Tafel XXV dargestellt ist,
nur dass der Mann eine parthische Mütze trug, wie in dem genannten Buche
Tafel XXTT zu finden. Der Kopf des Thiers war, wie es schien, abgehauen,