
( meine Mutter, Grossmutter“ u. s. w., vor höher Stehenden aber sagt
man „deine Magd, deine Dienerin, meine Mutter, Grossmutter“ u. s. w.; und die
Christen, welche unter ihnen wohnen, drücken sich auf gleiche Weise aus.
Die drusischen Frauen gehören grösstentheils zu den Wissenden, und sehr
selten findet man unter ihnen eine nichtwissende. Ihre Kleidung besteht aus
dem Hemde, den Beinkleidern, und dem Qunbäz (Kock) über beiden. Jedes
einzelne Stück davon, nicht alle zusammen, ist von e in e r Farbe, weiss oder
schwarz, grün oder blau, oder violett, nicht aber roth oder gelb. Auf dem
Kopfe tragen sie einen Tartür (bohe Kopfbedeckung, ^ J s J b ) , den sie Täsa
( ) nennen, von Eisenblech, mit Zinn überzogen, nicht von Silber oder
Gold, oder von Pappe, auf dessen Aussenseite Zeug , geklebt ist •• * 1 ( « -ti we ic bz .e s ml■t ei•n i.g en messingenen oder silbernen Fäden <d UurÎc2h s^tic kt’
ist. J a -U j J j ä Äjo j i L S «yollb j y a J U
^ ^ a ü j f . Diess nennen sie Zerbe (¿ ^ ) ) - Die Länge
dieses Tartür beträgt ungefähr den vierten Theil eines französischen Mètre (etwa
’/»Elle). Sie bedecken es zugleich mit ihrem Kopf durch ein Tuch von weisser
Baumwolle. Wenn sie in die Versammlungen ausgehen, so bedecken sie ihren
Unterkörper mit einem Rock von schwarzem geglätteten Baumwollenzeuge.
Von Schmuck tragen sie nichts ausser grobe silberne oder messingene Armbänder
an ihren Händen, und die aus 3 dünnen violettseidenen Schnüren bestehende
Flechte, in welche sie ihr Haar binden; am Ende jeder Schnur ist ein
Büschel von dünnen seidenen Fäden, die in einem sibernen Knopfe (oder Kugel
^ vereinigt sind.
Wenn die Frauen einem Fremden begegnen, so verschleiern sie ihr Gesicht
mit dem Tuche, welches über ihrem Kopfe ist, und zeigen nur das eine Auge
und die Backe darunter. Ihre Rede ist voller Lieblichkeit und Schamhaftigkeit,
und sie zeichnen sich vor allen Ändern durch ihre Züchtigkeit aus.
Den Nichtwissenden halten sie für schlechter als einen Juden, Christen
oder Muhammedaner. Es ist nicht verstattet, nach seinem Tode ein gnädiges
Urtheil über ihn zu fällen. Sie nennen ihn einen Abgefallenen (Abtrünnigen),
machen ihn nicht mit ihren Büchern bekannt, und nie kommt er in ihre gottesdienstlichen
Versammlungen. Wenn seine Frau eine wissende ist, so spricht
sie nicht mit ihm über religiöse Angelegenheiten, macht ihm nichts davon
bekannt, und verbirgt vor ihm ihre Bücher in einer verschlossenen Kiste. Da
er nun weiss, dass das Lesen derselben ihm verboten is t, so widersetzt er sich
ihr darin nicht. Den Nichtwissenden sind nur ihre Hauptlehren ( o L \o f
I» g öt.D-w) bekannt, wie der Glaube an die Gottheit des Hakim beamrihi, das
Imamat des Hamza, die 4 Endpunkte, und die Seelenwanderung.
Das geheime Kennzeichen, welches sie unter sich festgesetzt hatten, um
sich gegenseitig zu erkennen, ehe ihre Bücher durch die ägyptischen Kriege
bekannt wurden, war dieses : Wenn sie zweifelhaft waren, ob Einer zu ihnen
gehörte oder nicht, so fragten sie ihn : „Säen die Landleute in euern Gegenden die
Körner des Ehlîledsch? ( J j J j e ÿ t LLaJf J je ) .
Wenn er nun antwortete: „ Ja, sie werden gesäet in die Herzen der Gläubigen“
(^yJuOyJI O j J l i , j y 6 pjw)} so ward es für sie höchst wahrscheinlich
ffi/V: <- dass er Einer von ihnen war. Er konnte aber auch
zu den Nichtwissenden gehören, und dann fragten sie ihn nach den Namen der
Endpunkte und ihrer Grade, um seinen Standpunkt genau kennen zu lernen.
Wenn er nun eine andere Antwort gab, so wussten sie, dass er ein Fremder
war. Oft veränderten sie auch dieses Kennzeichen, nachdem es entdeckt
worden war.
Was ihre Regierung betrifft, so haben sie in jeder Ortschaft einen Versammlungsort,
den sie Medschlis oder Chalwe (s.JL=».) nennen. An diesem
versammeln sich die wissenden Männer und Frauen — die Nichtwissenden sind
davon ausgeschlossen— in jeder Nacht des Freitags (d. i. in der Nacht vom
Donnerstag zum Freitag) um die zweite Stunde nach Sonnenuntergang. Die
Dauer ihrer Versammlung ist 2—3 Stunden. Man hat sie im Verdacht, dass sie
dort in der Dunkelheit Unzucht treiben, und oft ein Mann mit seiner Mutter
oder Tochter u. s. w. sich fleischlich vermische; allein diess ist ohne allen Grund.
Was zu diesem Vorurtheil Veranlassung gegeben hat, ist diess, dass sie diese
Versammlungen ausserordentlich geheim halten. Wir wollen nun näher auf
sie eingehen.
Die religiösen und die Regierungs-Angelegenheiten sind bei den Drusen
nieht von einander getrennt, die Regierung gehört bei ihnen zu der Religion
und sie vermengen die Angelegenheiten beider mit einander. Desshalb haben
sie in jedem Flecken einen besondem Medschlis angeordnet. In dem grössten
Orte jedes Bezirks ist eine allgemeine Versammlung, an welche die Beschlüsse
von den Versammlungen der unter ihr stehenden Ortschaften gelangen. Dann
senden diese allgemeinen Versammlungen ihre Decrete in die Versammlung
des Ortes , ■ ! S. < B’aqlin auf dem Libanon. Diess war der feste Sitz der
Regierung des Libanon, bevor in diesem Jahrhundert Der el Qamar ( /* * * ■/*>
„Mondkloster“) als Metropole des Libanon erbaut worden war. Die Ursache
der Verlegung des Regierungssitzes war der Wassermangel, da man dort nur
in Cisternen gesammeltes Regenwasser batte.
Jede Ortschaft sendet von Seiten ihrer Versammlung einen Vertrauten
.an die allgemeine Versammlung ihres Districts zu jeder Naeht vom Donnerstag
zum Freitag, welcher derselben beiwohnt, und dann zurückkebrt. Dieser Vertraute
muss nothwendig Einer von den in die Religion tief Eingeweihten sein,
und man nennt sie „Ausgezeichnete“ ( J o .Iä I), weil sie unter ihnen als die
Vorzüglichsten gelten. Dasselbe thun auch die allgemeinen Bezirksversammlungen,
deren jede einen Vertrauten zu der Versammlung von B’aqlin sendet,
welcher, nachdem er derselben beigewohnt hat, zurückkehrt. Den folgenden
Freitag wird immer ein Anderer geschickt.
Zu einer solchen Versammlung kommen nun alle wissenden Männer und
Frauen, gleichviel, ob sie zu den „Ausgezeichneten“ gehören, oder von einer
niedern Stufe der ’Oqqal’s sind. Sie ziehen eine Scheidewand von Zeug oder
Holz, zwischen den Männern und Frauen, die den Anblick der Frauen verhindert,
diesen aber verstattet, die Reden zu hören.
Das Erste, womit sie in ihren Versammlungen beginnen, ist das Erwägen
der Nachrichten von den Ortsbewohnern und von den Vertrauten, die aus den