
sie mit ändern Augen ansieht. Um 2 Uhr Nachmittags fuhren wir an Kos,
je tzt Stanco (eig rav K(o), wo Hippokrates geboren, vorüber. Das Castro
an der nordöstlichen Spitze der Insel ist ein, wie mir gesagt wurde, hei Stürmen
sehr gefürchteter Landungsplatz, der aber durch sein üppiges Grün
und die schattigen Bäume bei der Sonnenhitze — wir hatten 23 Grad Röau-
mnr — sehr einladend erschien. Von Ruinen aus der alten klassischen Zeit
konnten wiis natürlich-weder hier noch auf ändern Inseln, an denen wir vorüberschifften,
aus der Ferne etwas entdecken. Vortheilhaft in dieser, wie in
mancher ändern Beziehung, zeichnet sich Rhodus aus, wohin wir um 9 1/8 Uhr
Abends, Dienstag den 13ten Ju li gelangten. Die Dunkelheit der Nacht verhinderte
uns jedoch,- ausser dem Leuchtthurm etwas zu erblicken. Um 4 Uhr
Morgens standen wir auf, und vor uns lag die, wie es schien, für eine Ewigkeit
gebaute Stadt, in deren Hafen wir 'eingelaufen waren. Eine riesige
Dattelpalme, die erste, die ich bis dahin im Freien gesehen hatte, ragte über
die Mauern hervor. Da wir bis 8 Uhr hier liegen blieben, so fuhren wir
alsbald in einem Boot an das Land, und gingen durch das kurz darauf geöffnete
Thor in die Ritterstrasse, welche zwar nicht breit ist, aber an den
Seiten erhöhtes Trottoir und ein besseres Pflaster zeigt, als wir es seit Pesth
gefunden hatten. Die Häuser, sämmtlich von Quadern erbaut, mit plattem
Dächern, scheinbar noch völlig unversehrt, mit Wappenschildern verziert*),
mehrere mit gewölbten steinernen Bogengängen, jedes einzelne eine Festung.
Eines derselben bestiegen wir von aussen, da es, wahrscheinlich durch die
Belagerung, stark beschädigt war. Feigenbäume und Kapemstauden, welche
letztem gerade sehr schön blühten, wuchsen aus den Fugen der Mauern
hervor. Auf dem platten Dache überschaute man die ganze Stadt und Umgegend.
Die nächste Umgebung ist auch hier fruchtbar; Dattelpalmen finden
sich nur hier und da zerstreut, aber desto mehr Feigen-, Orangen - und
0 eibäume, Terebinthen und eine Art Silber-Platane. Noch sieht man auch
einige Kanonen der Rhodiser Ritter und grosse steinerne K u g e ln , welche
aus ihnen geschossen wurden. Ich betrat hier die erste Moschee, welchß
dicht neben diesem Hause liegt. Früher war sie eine christliche Kirche, und
zwar die Hauptkirche der Ritter, dem heiligen Johannes geweiht. Sie hat
im Schiff zwei Säulenreihen. In derselben liegen die Grossmeister und
Ritter des Ordens begraben, steinerne Marmortafeln mit Wappen und In-
*) An dem einen Hanse war eine deutsche, jedoch unleserliche Inschrift über der
Thüre, wovon wir nur die Jahrzahl 1492 erkennen konnten.
Schriften bekunden dies. Auf einer derselben unmittelbar unterhalb der Stufen,
die zu dem Altar führen, sahen wir ein Wappenschild mit angefügten
Flügeln und gekröntem Kopf eines Adlers, und darunter folgende Inschrift
in Uncialbuchstaben: R. et III. D. F. Fabricius de Garperto {oder Capperto)
Magnus Rhodi Magister Urbis Instaurator et ad Publicam Utilitatem Per
S ep ten n ium Rector S ie Jacet. Anno MDXX. Darunter einige verwischte
griechische Worte, j— Je tz t scheint Rhodus sehr menschenleer zu sein; in
der Ritterstrasse bemerkten wir nur wenig Spuren menschlichen Daseins,
manches Ritterhaus schien ganz verödet. Bevor wir an Bord gingen, setzten
wir uns bei einem Kaffeehause nieder, wo uns griechische, römische und
normännische Münzen angeboten wurden; sie waren aber theils zu schlecht
erhalten, theils zu theuer. Wir kauften dagegen einige Körbe mit wohlschmeckenden
blauen Weintrauben, zu 3 — 4 Piaster den Korb, und recht
gute Melonen, das Stück zu 20 Para oder ! /2 Piaster.
Später erfuhr ich, dass auf Rhodus der bekannte schwedische Reisende,
Hedenborg, sich niedergelassen h at, mit welchem ich, als er seine, wenn ich
nicht irre, zweite Reise nach Abyssinien antrat, im Jah re 1832 von Wien
nach Triest gereist war. Derselbe hat auf Rhodus eine interessante Beobachtung
gemacht, wie mir Prof. Roth aus München in Jerusalem erzählte.
E r hörte öfter, wenn die Züge der Störche im Herbst über das Meer nach
Rhodus kamen, Gesang von Singvögeln, ohne' dass er diese entdecken
konnte. Einst ging er den Zügen der Störche na ch, und s a h , als sie sich
niederliessen, dass von ihren Rücken kleine Vögel aufflogen, welche sich
auf diese Weise über das Meer tragen Hessen. Die Grösse der Entfernung
hatte ihn verhindert zu bemerken welche Gattung von Singvögeln dies
gewesen.
Bald verliessen wir den H afen , und assen zum Frühstück einen Rhodiser
Fisch, Terna genannt ■— wohlschmeckende Schwerdtfische hatten wir
auf den Fahrten im schwarzen Meer und nach Smyrna zu gegessen, und die
beliebten kleinen Barboni, welche mir aber nicht besonders behagten, waren
in Pera täglich auf den Tisch gekommen. Die Hitze stieg an diesem Tage
bis auf- 25 Grad R. Lange noch hatten wir hinter uns den Anblick der
Küste von Rhodus, und noch länger den der benachbarten kleinasiatischen
Küste zur Linken neben uns, bis wir gegen Abend mehr südostwärts steuernd
auch diese aus dem Auge verloren. Den nächsten Morgen um 9 Uhr
erblickten wir endlich Cypern, an dessen südlicher Küste wir den ganzen