
24 Konstantinopel. Türkisches Haus. Sclaven.
hei, eingemachte Früchte, dann eine Reissuppe, nachher Fleisch, ferner Bamie,
ein den Bohnen ähnliches, aber wenig schmackhaftes Gemüse, sodann Bohnen,
darauf Börek, eine Art Kuchen mit Schoten, dann eine Art Kirschkuchen, zwei
andere süsse, aber kalte Gerichte, mit Honig, und zuletzt ein Gelée. Nur die
Suppe wurde mit hölzernen Löffeln , alles XJebrige mit den Fingern gegessen,
und Scherbet dazu getrunken. Nachher, nachdem wir uns wieder gewaschen
hatten, tranken wir Kaffee, rauchten einige Pfeifen, und vor dem
Weggehen zeigte mir Ramis noch die Einrichtung seines Hauses. Auf einer
Erhöhung in der Hausflur hatten wir gespeist. Rechts davon war die gewölbte
Küche mit einem ganz niedrig gelegenen Heerde , der in der Mitte
einige in die Höhe gerichtete Steine hatte.; daneben war noch ein kleinerer
Heerd. Wir gingen, nachdem wir die Stiefeln wieder ausgezogen hatten,
die Treppe hinauf, welche gleich den Zimmern mit festgenagelten Strohmatten
bedeckt war. Die Zimmer, welche je nach ihrer verschiedenen
Lage Aussichten über Scutari, das Serai und Pera eröffneten, waren
sämmtlich gleich, mit einer Nische versehen, um etwas abzulegen, mit Wandschränken
zum Aufbewahren der Betten, und Divans an den Seiten mit
Kopfkissen. Möbel, wie Tische, Stühle u. s. w. finden sich nirgends in
orientalischen Häusern. In dem vordem Zimmer war schon das Bett für ihn
und seine Frau zurecht gemacht. In der Mitte desselben lagen Matratzen
auf den Strohmatten, darüber ein weisses Betttuch, zwei Kopfkissen, und
an dem Fussende des Bettes eine wattirte Steppdecke zusammengewik-
kelt. Eine besondere Treppe führte zu dem Zimmer der schwarzen Scla-
vin, welche er für 2200 Piaster (etwa 130 Thaler) gekauft, aber erst hatte
anlemen müssen. Sie war 35 J ahr alt ; in Kurzem wollte er sie frei
machen, und ihr ein Häuschen in seinem Garten bauen lassen*).
Freitag, den 2ten Ju li, gingen wir vor Mittag, begleitet von einem
Kawass der Gesandtschaft nach Topchane, den Sultan zu sehen, welcher
kommen wollte, um dem Gottesdienst in der dortigen Moschee beizu-
) Denn die Muhammedaner sind genöthigt, für den Lebensunterhalt ihrer Solaren
und Sclavinnen, wenn sie ihnen die Freiheit geben, zu sorgen. Ueberhaupt ist die Lage
der Sclaven in der Türkei bei weitem nicht so schlimm, als man sie sieh denkt, und als
bei den Christen in America. Mehemed Efendi sagte in meiner Gegenwart zu seinem
Sclaven, dass er frei sei; dieser aber bat ihn dringend um die Erlaubniss, in seinem
Dienste zu bleiben, und Keschid Pascha von Bagdad versicherte mir, dass er unter seinen
Leuten einen Sclaven habe, der über freie Diener gesetzt s e i, und schon ein ziem-
liches Capital besitze.
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Konstantinopel. Der Sultan. Balykly.
wohnen. Wir durften aber nicht in der Nähe stehen, und fuhren daher in
[einem Kaik nach einem grossen Kohlenschiff, von welchem aus wir ihn gut
¡sehen konnten. Kanonenschüsse des türkischen Dreimasters, welcher gleich
[den ändern Schiffen alle Flaggen aufgezogen hatte, verkündeten die Abfah
rt des Sultans ausBeylerbey11), dem von seinem Vater, Mahmud II., erbaute
n Residenzschlosse an der asiatischen Seite des Bosporus, und nicht lange
[darauf kamen 4 Barken mit vergoldeten Verzierungen, dergleichen auch an
[den Rudern waren, an das Land; zwei davon, in deren einer der Sultan
L a r , von je 24 Ruderern geführt, hatten an dem dem Steuer entgegengesetzte
n Ende einen Baldachin von rothem Sammet mit goldenen Quasten, getragen
von vier vergoldeten Stangen, und nach vom zu einen kurzen Vorl
a n g von blauem Sammet. Der Sultan, ein junger, hagerer Mann, stieg
aus, und ging durch die Leibgarde, welche ein Spalier zu beiden Seiten
bildete, und ihn mit dem Ausruf: Padischahümüz tschok jäschä „lang lebe
unser Kaiser“ empfing. Nach dem Gottesdienst entfernte sich das Militär,
und es hiess, der Sultan werde zu Lande nach dem Serai' burnu „ der
Spitze des Serai’s“ (eigentlich „Nase“ ) reiten. Wir fuhren in dem Kaik
schnell ab, hörten aber bald, dass er in einer ändern Barke dabin gefahren
sei, und liessen uns daher nach Stambul übersetzen, wo wir für den noch
¿übrigen Tag Pferde & 10 Piaster (etwa 19 Sgr.) mietheten, um einige entferntere
Puncte zu besuchen. *). Wir; ritten durch die holperigen Gassen
quer durch die Stadt zuerst an die Südspitze von Konstantinopel, wo dicht
■am Marmormeer die Festung Jedi kulle12) „die sieben Thürme“ liegt.
Von da begaben vyr uns durch das Thor nach Balykly (sc. kilisse d. i.
^I'ischkirche“) , einer berühmten kleinen griechischen Kirche. Die obere
Kirche ist neu, unter Sultan Mahmud mit russischem Gelde erbaut, und
hat nichts Eigenthümliches; aber es ist dabei eine unterirdische Kirche,
■ welche, wie uns ein dortiger Priester versicherte, 1470 J a h r alt sein soll,
*) Es giebt in Konstantinopel allerdings auch Wagen, die aber weniger zu allgemeinem
Gebrauch, und eigentlich wohl nur für die Damen bestimmt sind. Man hat deren
zwei Arten. Die Einen sind Kutschen in altfränkischer Form mit vergoldeten Ziera-
then von aussen, und werden von Pferden gezogen. Sie werden Talika’s genannt, wahrscheinlich
für „Italica“, weil sie aus Italien herübergekommen sein mögen. Die ändern,
die eigentlichen Araba’s . 'werden von Ochsen gezogen, und sind lange bunt bemalte
Leiterwagen, in denen Sitze angebracht sind. Sie werden mit Teppichen oder anderen
Zeugen behängen, und haben im Innern einen Strohkorb, sind von hinten zu besteigen
und sehr hoch , daher an jedem gleich eine Leiter angebracht ist.