
die Todten an demselben Tage, an dem sie gestorben, wenn diess nicht in
der Nacht oder am Abend geschehen, in welchem. Falle man bis zum Morgen
wartet*) — legt man den Todten in den Sarg ( ^A x i), aus schwarzen
Bretem bestehend , und deckt eine Decke darüber, die bei den Reichen
kostbar ist, und von verschiedenen Farben sein kann. Dann gehen die
Männerindunkelfarbigen Kleidern voran, vor ihnen die Priester, hinter
ihnen der von 4 Männern getragene Sarg, dann die Frauen. — So gehen
sie in die Kirche und setzen 'in der Mitte derselben die Bahre nieder •
die Männer stehen zur Seite, während die Frauen oben im Chor sitzen
und schluchzen. Dann deckt man das Gesicht des Todten auf, legt die
Decke bis zu den Füssen herunter, das Evangelium auf seine Brust, und
das Crucifix darüber. — Rund um die Bahre sitzen bei den Yornehmen der
Patriarch, der Bischof und die Priester. Auf besondern Wunsch hält auch
zuweilen der Patriarch oder der Bischof eine Leichenrede; indess geschieht
diess nur selten. Die Priester lesen die Todtengebete sitzend nach einander
ab. Dann küssen sich die Männer unter einander auf beide Schultern und
sprechen ihre Wehmnth aus. Man nimmt das Crucifix und das Evangelienbuch
wieder ab, worauf die Frauen, nachdem sie sich gegenseitig ebenfalls
auf die Schultern geküsst haben, in das Haus des Todten zurückgehen, um
dort zu essen. Die Männer geleiten den Sarg nach dem Kirchhof. Dort
wird die Erde auf dem Stein des Familienbegräbnisses und dieser selbst weggenommen.
Zwei Männer heben den Todten aus dem Sarge, während zwei
Andere in der Gruft stehen, welche die Tiefe von etwa 6 Fuss h a t, und
unten so breit ist, dass 4'—-5 Leichen neben einander liegen können. Den
Leichnam legt man neben die ändern, oder, wenn kein Platz ist, darüber.
Zuvor aber macht der Priester das Zeichen des Kreuzes auf Stirne-, Brust
und Füsse; und sagt: „Bedenke, dass du Staub bist, und zu Staub wieder
werden musst.“ Dann legen sie den Stein wieder über das Grab, und schütten
die Erde darüber; das Tuch wird in das Haus des Todten zurückgetragen,
und die Männer gehen nach Hause. Zwei Tage nach dem Leichenbegängniss '
gehen die Frauen wieder nach der Kirche, um dort zu beten und zu weinen;
*) Diess ist nach ihrer und aller Orientalen Berechnung ebenfalls derselbe Tag, da
sie den Tag mit Sonnenuntergang beginnen, und folglich der Abend des Sonnabends
(die Nacht) der Abend des Sonntags*— der Abend des Sonntags äJU
* A’'Ai 1. der Abend (die Nacht) des Montags heisst u. s. w.
und alle Jahre gehen sie ein bis zweimal zu dem Grabe, um dort zu klagen,
und das Vaterunser und das Ave Maria zu beten.
In Beziehung auf die Erbschaft ist zu bemerkèn, dass, wenn ein Mann,
ohne ein Testament vorher gemacht zu haben, stirbt, die Wittwe den vierten
Theil seines Vermögens erbt, einen Theil die Kirche bekommt, und das
Uebrige die Kinder, jedoch so, dass die Töchter nur die Hälfte von dem
erhalten, was die Söhne erben.
Die Melehiten haben auch, wie obige mit den niebtunirten Griechen
einige besondere'Gebräuche, Spiele, Speisen für bestimmte Feste gemein,
die ich, so weit sie mir bekannt geworden sind, noch kürzlich erwähnen will.
Am Tage der Enthauptung Johannes des Täufers, den 29ten August
alten, oder lOten Septbr. neuen Stils, nach unserer Berechnung (siebe oben
S. 122.) am Vorabend dieses Tages, also den 9tèn Septbr. Abends, schenken
die Lehrer ihren Schülern, die Meister ihren Lehrlingen, die Hausväter
ihren Kindern und Dienstboten, Jedem eine Wassermelone, welche die
Kinder unter o d e rau f ihr Kopfkissen legen, den folgenden Morgen aufschneiden
und essen. Aus der Farbe des Fleisches derselben weissagen sie
sich Glück für das nächste J a h r, wenn es roth ist, im ändern Falle ist es
eine unglückliche Vorbedeutung.
Den 26ten September, nach ihnen den 14ten, feiern sie des Kreuzes
Erhöhung. Am Abend vorher klopfen die Knaben an den Häusern ihres
Stadtviertels und rufen: J oul) a tûna liatab le id
es-salîb, d. i. „gebt uns Holz zum Feste des Kreuzes.“ Sie bekommen Geld,
kaufen sich dafür Holz, zünden dieses auf.den Gassen an, und springen
darüber hinweg.
Das Fest der heiligen Barbara den 4ten (den 16ten) Decbr. versammelt
bei seinem Beginn am Abend vorher die Familien. Es wird allerhand
vorher bereitetes Zuckerwerk auf den Tisch gestellt, in die Mitte aber eine
Schüssel mit gekochten Weizenkörnen, von denen das Wasser abgegossen,
Zucker darauf gestreut, und dann Dragée, Pistacien, geschnittene Kokosnüsse
u. s. w. darüber gelegt wird. In die Mitte der Schüssel kommt ein
brennendes Wachslicht oder Wachsstock, und rund herum andere Lichter.
Bei dem Essen singen sie :25)
Barbara, o Barbara !
0 du Heilige, du Auserwählte !
■ War dein Vater ein Ungläubiger?
Oder von den Feueranbetern ?