
lit t Von da hatten wir eine schöne Aussicht üher die zu beiden Seiten
liegenden Thäler, auf den Dschebel eseh Scheich (den Hermon der Bibel),
und über den westlichen Gebirgszug des Antilibanon hinweg auf die hohem
Gebirgsketten des Libanon, und namentlich den Dschebel esch Schuf, den
südlichen Theil dieses Gebirgszuges. Das Thal der Beqäa (Cölesyrien,
n y p a ) sahen wir nicht; es liegt zwischen den westlichen Höhenzügen des
Antilibanon, und den östlichen des Libanon. Der Emir sagte uns, dass es
nur bis Sachle diesen Namen habe, oberhalb aber als zu dem District von
Baalbek gehörig ebenfalls Baalbek genannt werde. Die Felder werden
hier zweimal bearbeitet (beackert), und bleiben nach der ersten Ernte
ungefähr 2 Monate liegen, unmittelbar nach der zweiten aber werden sie
besäet.
Der grosse geräumige Chan von Baschaya, welcher die Karavane aufn
ahm, bestand aus einer offenen Halle, gestützt von hölzernen Säulen,
welchen einen grossen Hofraum nach allen 4 Seiten einschloss. Wir aber
wurde von unserm Mucker in einem Privathaus bei einem griechischen
Christen untergebracht. Dieses Häuschen hatte eigentlich nur Ein Zimmer,
welches die ganze Länge desselben einnahm, und ausser der niedrigen Haus-
thüre noch eine Fensteröffnung mit Fensterladen davor hatte, die, weil sie
niedrig lag, ebenfalls als Eingang benutzt wurde — an Glasfenster war
natürlich nicht zu denken. Nahe der Stuben- und Hausthüre (denn sie war
beides zugleich) führte links eine andere Thüre zu einer Art von Keller, weiterhin
war auf derselben Seite eine Lehmwand gezogen, welche einen besondern
Verschlag bildete. Dicht an der Wand dieses Verschlags hatte man eine
SteUe als Heerd eingerichtet, auf welchem, da es ziemlich kühl war, fortwährend
Feuer unterhalten wurde; der Bauch davon verbreitete sich nach
aUen Seiten hin. In diesem Verschlag, dessen hinterer Theil mit Holz ange-
füHt war, richteten wir unsere Lagerstätte ein. Gegen Abend besuchten
wir die dem Hause gegenüber liegende griechische Kirche, in welcher gerade
Gottesdienst gehalten wurde. Sie ist vor ungefähr 40 Jahren gänzlich restau-
rirt worden, sehr klein und hat durchaus nichts Besonderes. Unter dem in der
Mitte des Chors abgebildeten Kreuze war das Bild eines Hahnes angebracht,
welches ich später öfter in griechischen Kirchen sah. Bei dem Heransgehen
redete uns einer der fongirenden'Priester an , und nöthigte uns, eine Tasse
Kaffee bei ihm zu trin k en , und eine Nargile* zu rauchen. Wir sollten
durchaus zum Abendessen bei ihm bleiben, was wir aber ausschlugen, da
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wir ganz durchnässt waren; denn es regnete fast den ganzen T ag , und wir
sehnten uns nach.Buhe. An diese war freilich noch lange nicht zu denken,
denn der Besnch riss den ganzen Abend nicht ab, auch der Pfarrer machte
uns einen Gegenbesuch.. Wir schliefen endlich, nachdem die Besucher sich
entfernt hatten, weniger geplagt von Ungeziefer als die vorhergehenden
Nächte, einige Stunden ziemlich gut.
Wir hatten hier, noch mehr aber in Katana, Gelegenheit, uns von
der Indolenz der Männer gegen ihre Frauen, wie von dem Fleisse der Letztem
und der Trägheit der Erstem zu überzeugen. Nur in grossen Städten
und bei den Vornehmen tritt der umgekehrte FaH ein, dass nämlich die
Männer nach ihrer Art fleissiger sind, die Frauen aber nur an ihren Putz
denken, um ihren Herren und Gebietern, wenn sie am Abend nach Hause
kommen, zu gefallen.
Sonnabend, den 12tenMärz, reisten wir unter noch anhaltendem Kegen,
welcher mit weniger Unterbrechung fast den ganzen Tag fortdauerte, und
nns von Neuem durchnässte, früh 7 */* Uhr von Easchaya ab. Der Weg,
der an sich schon schlecht war, wurde dadurch natürlich noch bedeutend
verschlechtert. Es ging bergauf und bergab durch viele Weinberge, und
bei einigen Anpflanzungen von Maulbeerbäumen vorbei. D ie hohen Plateaus
zwischen der zweiten und dritten Bergkette des Antilibanon waren
sehr cultivirt, während die erste Beihe, der eigentliche Dschebel
esch Scheich, ganz unfruchtbar war. Etwa 1 Stunde von Kaschaya
kamen wir bei dem Dorfe Bethlije vorbei, die Namen der ändern Dörfer,
die wir passirten, konnte ich nicht erfahren, da der Führer der Karavane
selbst nur wenig Ortschaften, fast nur die Stationen, dem Namen nach
kannte. Weiterhin kamen wir an dem Fusse von drei verschiedenen Bergen,
die wir überschritten, hinter einander bei vier Quellen Vorbei, welche mit
Oieandersträuchern dicht bewachsen waren, und von denen man uns sagte,
dass sie den ^ Nahr el Hasbaya, den Jordan, bildeten, oder doch
dahin führten. In Hasbaya selbst aber versicherte man uns, dass diess
nicht der Fall sei, sondern dass sich ihre Gewässer in den Niederungen verlören.
Die Flora zeigte auch hier nichts Besonderes, nur sahen wir hier
zuerst eine Blume, die ich bis dahin nur auf dem BütH in der Schweiz
bemerkt hatte, wahrscheinlich ein Cyclamen, mit zurückgebogenem Saum
der Blumenkrone, und der wir von da an überall bis in die Nähe von Jerusalem
begegneten. Wir hatten diesen westlichen Weg statt des gewöhnlichen üher