
chen den Christen verbleiben, die andere aber für den Kultus des Islam
verwendet werden sollte. In die prächtige Kathedrale, von einem Umfange,
wie gewiss nur wenige Kirchen der Welt, theilten sich Muhammedaner und
Christen; später aber, im J . 86 d. H., 705 n. Chr., nahm der Umaijaden-
Chalif Welid L, wie man sagt, durch Kauf, die ganze Kirche in Besitz. Bei
der Einäscherung der Stadt durch Timur, im J . 803 d. H., 1400—1 n.Chr.,
wurde auch sie theilweise zerstört, und viele ihrer kostbaren Handschriften
vernichtet und zerstreut. — Der bekannte muhammedanische Geschichtschreiber,
Ibn ’Asäkir, aus dem dritten Jahrhundert der Hedsehra, zählt
in dem ersten Theile seiner Geschichte von Damascus 14 Kirchen auf. Da
nun nach obiger Angabe die Hälfte derselben in Moscheen verwandelt wurde,
so kann man mit Sicherheit behaupten, dass mit der frühem Kathedrale,
der jetzigen Umaijaden-Mosehee, wenigstens 29 Kirchen vor der Einführung
des Islam in Damascus gewesen sind. Denn, da einem (bisherigen)
Gesetze des Islam zufolge eine Kirche oder Synagoge, wenn sie eingestürzt
ist, nicht wieder aufgebaut werden darf: so lässt sich annehmen, dass schon
zu Ibn ’Asäkir’s Zeit mehrere der anfangs noch besteheuden Kirchen nicht
mehr vorhanden waren. Man sucht zwar die Ausführung des Gesetzes dadurch
zu verhindern, dass man durch zeitige und theilweise Reparaturen,
deren Erlauhniss mit Geld zu erlangen ist, dem Einsturz zuvorkommt, und
auf diese Weise nach und nach die Kirchen völlig neu wieder auf baut; aber
dennoch existiren je tzt von den vorislamitischen Kirchen als solche nur noch
4 — 6. Welche, und wie viele unter den zahlreichen Moscheen von Damascus
ursprünglich christliche Kirchen gewesen sind, lässt sich schwerlich mit
Sicherheit ermitteln. Am 1 lte n Februar 1540 n. Chr. nahmen die Muhammedaner
den Christen die Georgenkirche, und machten sie zur Moschee; ein
Gleiches geschah ein J a h r später mit der Kirche des Ananias hinter der
jeteigen Kapelle: beide liegen aber auch als solche (als Moscheen) schon
seit langer Zeit in.Ruinen.
Abyssinische Christen hat es wohl nie in Damascus gegeben; aber die
Nestorianer, welche je tzt auf Kurdistan beschränkt sind, hatten in früherer
Zeit hier wenigstens Eine Kirche, die jedoch gleich ihnen selbst jetzt ganz
verschwunden ist. Die Zahl der koptischen Christen soll sich auf 2—3 Familien
beschränken, welche genöthigt sind, in die Kirche der Armenier zu
gehen.
. Von syrischen Jacobiten' finden sich ebenfalls nur wenige Familien
in Damascus, welche bis auf die neueste Zeit ohne einen Geistlichen un
Kirche waren, und gleich den Kopten die armenische Kirche besuchten.
Erst vor Kurzem hatte ein junger Mann in seinem Hause ein Zimmer für
den Gottesdienst einrichten lassen, und ein Geistlicher war gekommen, um
in dieser Kapelle zu fungiren. Ob je tz t noch ein Solcher da ist, und ob die
Kapelle noch existirt, weiss ich nicht. Der junge Mann starb wahren
meiner Anwesenheit in Damascus, und ich wohnte seinem Leichenbegängnisse
bei ? E r wurde, da die Jacobiten auch keinen eignen Begräbnissplatz
haben, auf dem der Armenier beigesetzt. Zwei Geistliche geleiteten ihn
zur Grabstätte. Der Eine derselben hatte einen Tarbusch (Fess) mit schwarzem
(oder violettem?) Ri) (Leffe) Tuch darum gewickelt, und diess schien der
syrische Geistliche zu sein, da diese - und nicht die Armenier f ernen
Tarbusch mit violetter Leffe tragen; der Andere trug über seine, wie es
schien/ spitze Kopfbedeckung einen schwarzen Schleier. Seine Angehörigen
und Freunde, auch seine Frau, Mutter und Sehwester, die von den übngen
Frauen durch einen schwarzen Schleier, der aber das Gesicht frei Hess, un
durch die aufgelösten, herunterhängenden Haare sieh unterschieden, gingen
hinter der Bahre her. Diese war blau angestrichen, und hatte das Ansehen
von dem obem Theile eines Leiterwagens. Darauf lag der Todte m ein
weisses leinenes (oder kattunenes?) Tuch eingehüllt, so dass der Körper
mit dem Gesicht ganz damit umwickelt war. E in dunkelfarbiges Tuch war
darüber gebreitet. Von dem Thore an erhüben die Leidtragenden Klagegesänge,
wobei die Frauen abwechselnd ein Jammergeschrei ausstiessen.
Ich eilte voraus, das Grab wurde erst aufgegraben. Zwei breite Steine
bedeckten es. Als diese von der darüber geschütteten Erde frei gemacht
und weggenommen waren, zeigte sich ein viereckiges Gemäuer, mannstief,
in Quadrat, aber nur etwa 1 ^ - 2 Ellen nach allen Seiten hin breit. Die
Grabstätte war dahinter. Als die Leiche ankam, streute der Priester, nac -
dem man das dunkelfarbige Tuch, welches darüber gebreitet war, weggetban
hatte, etwas Erde darüber. Dann wurde sie von der Bahre abgenommen,
und schief in die Grube geschoben, wo zwei Männer standen, welche sie
hinlegten, und dann wieder herausstiegen. Sogleich wurden jen e zwei
breiten Steine wieder über das Grab gelegt, und Erde darauf geschüttet,
wobei der Kirchendiener, der das Rauchfass hielt, geistliche Gesänge sang.
Darauf legte der Priester, welcher den schwarzen Schleier auf dem Kopfe
trug, das kleine silberne Kreuz, das er mit einem grünen goldgestickten