
endlich tragen sie noch goldgestickte Jacken. Sie sind also in ihrer Tracht
von ändern Frauen und Mädchen nicht unterschieden. Eigentlich sollen
sie auch Alle gleich den Männern an dem Gottesdienst in der Synagoge
Theil nehmen; weil diess aber bei den Muhammedanern verboten ist, so
besuchen, aus Furcht, bei diesen Anstoss zu erregen, nur alte Frauen die
Synagoge, und haben ihren Platz in dem hintern Theile derselben.
Ihren Unterhalt erwerben sich die Samaritaner vorzugsweise durch
Anfertigung wollener Jacken für die Fellah’s und durch Handel. Einer
von ihnen, der Reichste, ist Geldwechsler und Banquier des Gouvernements,
Einige sind als Schreiber angestellt, und Einige endlich haben gar keinen
Erwerbszweig, und leben von Almosen. Der Priester versicherte mir, dass
Keiner von ihnen mehr als 2000 Piaster (125 Thlr.) besitze, womit er-aber
wahrscheinlich den jährlichen Ueberschuss bezeichnen wollte. Es sollen auch
Buchbinder unter ihnen sein, doch behauptete Amrän, dass er der Einzige
sei, der dieses Handwerk verstehe und von einem ordentlichen Buchbinder
erlernt habe. Wenn ihre Bücher lederne Einbände haben, so ist das
Leder stets von einem Schaf oder einer Ziege, oder überhaupt von einem
Thiere genommen, welches ein Samaritaner geschlachtet h a t; anderes Leder
zu gebrauchen, so wie anderes Fleisch zu essen, ist ihnen streng verboten,
daher auch stets wenigstens Einer von ihnen ein Schlächter sein muss. Als
sie früher noch alle ihre Bücher auf Pergament schrieben, war auch dieses
stets von selbst geschlachteten Thieren bereitet; jetzt schreiben sie Alles auf
Papier, welches in Nablus käuflich ist, und grösstentheils von Smyrna
kommen soll. Eigenthümlich ist, dass sie auch nicht auf Felle treten wollen.
Es ist ein allgemeiner Gebrauch in Syrien und Palästina, die Felle von
Thieren auf den Gassen der Städte auszubreiten, und sie eine Zeit lang
liegen zu lassen, damit sie durch das Betreten von Menschen und Thieren
mürbe gemacht werden. Die Samaritaner hüten sich sehr, auf solche Häute
zu tre te n ; und machen lieber einen Umweg, um ihnen auszuweichen.
Namentlich nehmen sie sich an den Sabbathen und ihren Festtagen in Acht,
fremdes Leder zu berühren, weil sie dann vollkommen rqin erscheinen wollen.
Wenn sie an diesen, den Festtagen, auf den Garlzim reiten, so legen sie
eine reine Decke über den Sattel, und wickeln ein Tuch um den Zügel,
um sie nicht unmittelbar zu berühren; und als Einer von uns Europäern bei
der Feier des Pesach auf dem Garizim dem Priester Amrän bei seiner
Begrüssung die Hand reichte, zog dieser die seinige zurück, und bat ihn,
erst den Handschuh, den er noch an der Hand hatte, auszuziehen.
Was die Gebräuche der Samaritaner bei den einzelnen Ereignissen im
bürgerlichen Leben anlangt, so bemerke ich zuvörderst, dass bei der Geburt
eines Knaben den nächstfolgenden Sabbath, wenn dieser nicht ein Festtag
ist, dessen gedacht, und dieser Sabbath ihm eigentlich ganz geweiht wird;
bei der Geburt eines Mädchens geschieht diess nicht. Die Wöchnerin erhält
eine besondere Abtheilung im Zimmer, wird durch 'eine von Steinen aufgerichtete
niedrige Wand von den Uebrigen gschieden; sie bekommt ihre eignen
Löffel, Schüsseln u. s. w., und niemand darf sie'berühren. So bleibt sie nach
der mosaischen Vorschrift 3.B. M qs. 12., wenn sie einen Sohn geboren hat, 33,
hat sie aber eine Tochter geboren, 66 Tage, nach deren Verlauf sie in dasBad
gehen muss, und alle ihre Kleider u. s. w. gereinigt werden. Am 8ten Tage nach
der Geburt findet, selbst wenn dieser ein Sabbath ist, regelmässig die
Beschneidung des Knaben statt, welche als ein Festtag für die ganze Familie
gefeiert wird. Der Vater ladet dazu seine Verwandten und Freunde ein.
Der Priester verrichtet nach einigen Gebeten die Beschneidung, lässt sich
dann von dem Vater des Knaben dessen Namen sagen, und beendet die
Feierlichkeit mit einem Segensspruch. Der Knabe wird von allen Anwesenden
beschenkt, und diese von dem Vater bewirthet. Auch am Tage der
Entwöhnung der Kinder, Knaben oder Mädchen, welches nach orientalischer
Sitte erst nach 2—■21/2 Jahren geschieht, so wie-, wenn dem Knaben zum
ersten Male das Haupthaar abrasirt wird, in demselben Alter — u n d , wenn
ein Mädchen in das Alter der Jungfrauen tritt, werden Geschenke von Ver
wandten und Freunden gebracht. Die Geburtstage werden aber bei ihnen
nicht gefeiert; diess halten sie für einen heidnischen Gebrauch, da nach
1. B. Mos. 40 , 20. Pharao seinen Jahrestag festlich beging.
Die Knaben pflegen sich in ihrem lö ten oder 16ten Lebensjahre, die
Mädchen, im 12ten oder noch früher, zu verheirathen. Wenn nun ein Solcher
heirathen will, so geht er oder sein Vater zu dem Vater des Mädchens, welches
er sich, ohne es zu kennen, und ohne es gesehen zu haben, erkohren
hat, und bittet um dessen Einwilligung. Is t dieser damit einverstanden, so
bringt der Bräutigam seine Verwandten zu ihm, welche mit demselben darüber
sprechen. Wenn das Mädchen schon erwachsen ist, so gehen 2 von
seinen Verwandten zu ihr, und fragen sie, ob sie geneigt sei, dem jungen
Manne ihre Hand zu geben; will sie diess nicht, so wird sie nicht gezwun