
genossen, seine rechte Hand von ihm berühren, und sie dann von Ändern
küssen. Während der Geistliche dem von der Geburt Christi handelnden
Abschnitt des Evangeliums Lucae an einem vor den Altar gestellten Pulte
vorlas, erhoben sich Alle, und nahmen den Tarbusch, nicht aber das weisse
Käppchen unter demselben, ab. Die Laien hatten sich nämlich nach orientalischer
Weise mit untergeschlagenen Beinen auf den Boden hingekauert,
mir hatte man einen Stuhl gegeben. — Nach dem Schluss der Messe zeigte
der Priester eine Wachspuppe vor , welche das Christuskind vorstellen
sollend von Allen auf Knieen und Fussspitzen stehend geküsst wurde, wobei
Jeder ein 5 P a ra -S tü ck , d. i. 3 Pfennige auf einen Teller legte. Die
ganze Ceremonie dauerte bis 4 Uhr Morgens.
Ich füge noch einige allgemeine Bemerkungen über die Unterschiede
der orientalischen Christen unter sich und von den occidentalischen bei.
Es ist schon'oben mehrfach erwähnt worden, dass ihre Weltgeistlichen,
Priester, Diakonen und Subdiakonen verheiratbet sein können, das heisst,
es ist ihnen v e rsta tte t, in einer vor ihrer Weihe eingegangenen Ehe zu verbleiben
; sie dürfen sich jedoch nicht zum zweiten Male verheirathen, wenn
ihre Fran gestorben ist. Diess beruht auf einem Dekret des Concilium
Trullianum oder quinisextum (weil es kirchliche Verordnungen als Nachträge
zu dem fünften und sechsten ökumenischen Concil enthielt, die in
jenen beiden nicht gemacht worden waren), welches im Jah re 692 zu Con-
stantinopel gehalten wurde. Diese Erlaubniss haben die unirten, wie die
nicht unirten Griechen, Armenier und Syrer. Ist die Frau gestorben, so
gehen sie gewöhnlich in ein Kloster, um auch die Aussicht auf eine höhere
Stufe oder Würde sich zu eröffnen. Alle orientalischen Secten haben die
Austheilung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt*), und geben den Laien
das in den Wein getauchte Brod in den Mund; aber nur die Armenier, die
unirten, wie die nicht unirten, und die Maroniten haben ungesäuertes Brod
bei dem Abendmahl alle ändern christlichen Secten des Orients
gesäuertes ( . ,
Die unirten Armenier und Syrer haben (theilweise erst in der neue*)
Dr. Lautour behauptet, dass die Syrianer (die kathol. Jacobiten) seit einiger Zeit
gleich den Maroniten von den römischen Katholiken auch das Abendmahl unter Einer
Gestalt angenommen haben. Diess ist wenigstens bei den Letztem nicht der F a ll, wie
ich mich aus eigner Anschauung überzeugt habe; und da die Maroniten mehr als alle
ändern unirten Secten von dem Katholicismus angenommen haben, so lässt sich annehmen
, dass auch die Syrianer von ihrem ursprünglichen Ritus nicht abgegangen sind.
sten Zeit, die Maroniten schon früher) den gregorianischen Kalender angenommen
, die Melchiten dagegen mit den übrigen orientalischen Secten den
alten julianischen noch beibehalten.
Die Zeiten, zu denen die Fasten geboten sind, sind in allen orientalischen
Kirchen im Ganzen dieselben, und die unirten Kirchen haben
die Fasten der ihnen entsprechenden nichtunirten , aus denen sie hervorgegangen
sind, beibehalten; , aber es hat fast jede Kirche noch
ihre besonderen Fest- und Fasttage. Sie stimmen darin überein, dass sie
in jeder Woche zweimal, Mittwochs (weil Judas an diesem Tage seinen
Meister verkaufte) und Freitags, vor Ostern 48, und vor dem Fest der
Himmelfahrt Mariae 15 Tage fasten. Jenes heisst i „som
el kebir „das grosse Fasten“ , dieses (s'JöLwJi) söm es-Sitt „das
Fasten der Herrin“ (Madonna); die Armenier, welche nächst den Griechen
die meisten Fasttage — in jedem Jah re 111 — haben, lasten jedoch
vor dem Himmelfahrtsfest der Maria nur- 7 Tage. Das Fasten der Apostel,
( J l | ,r ) söm er-rosol , dauert bei den Griechen 12 Tage und darüber,
bei den Syriauern regelmässig 12, bei den Maroniten aber nur 4
Tage. Das Fasten vor Weihnachten ^ y o ) söm bei
den Griechen eine Dauer von 40 (nach Dr. Lautour- nur 14), bei den Syria-
nern von 25, und bei den Maroniten von 20 Tagen. Die Gebete und deren
Anordnung bei der Messe sind bei den verschiedenen Secten verschieden.
Die Maroniten stimmen am meisten mit der römischen Kirche überein, auch
ist ihr Messgewand dem der römischen Kirche analog. Die Griechen haben
einen Chorrock, welcher vorn zugenäht ist, und auf die Arme genommen
wird; auch können sie die Messe nicht celebriren , ohne auf einem Tel.
ler, oder in einem leinenen Tuche («rTfptrtrior) Reliquien von Heiligen
^ ,V\ bei sich zu haben.
Bei allen diesen Secten, mit Ausnahme der Armenier beider Confes-
sionen, ist die Liturgie arabisch; bei den syrischen Christen (den katholischen
Syrianern, Jacobiten, Nestorianern, chaldäischen Christen und Maroniten)
kann sie auch in syrischer Sprache gehalten, die Einsetzungsworte
bei'dem Abendmahl m ü s s e n bei ihnen aber in syrischer Sprachegesprochen
oder vielmehr gesungen werden. In Kurdistan, wo bei allen Syrern ihre
Muttersprache sich als lebende erhalten h a t, ist die Liturgie ganz syrisch.
Im Uebrigen sind die Liturgien verschieden, doch haben die unirten Chri