
4 Mal beten sie in ihren Zellen, und 3 Mal in der Kirche. Am Charfreitag
wird hei den Jacobiten die Legende gelesen, dass das Kreuz Christi von
einem Mandelbaum gemacht sei, den Adam gepflanzt, und Noah mit in die
Arche genommen habe. Sie erzählten mir von ihrem Patriarchensitz, dem
Kloster Sa’fran bei Maredin, dass es früher ¡Ae Mar Chananjah
(Ananias) und ^ c ] ¡Ao. Mar Eugen geheissen habe'von f Bischöfen, deren
Ersterer dieses Kloster 300 Jahre nach der Aufhebung des Patriarchats
von Antiochien erbaute, und dahin den Patriarchensitz verlegte. E r liess
dazu Safran in vielen Kameelladungen aus Bagdad kommen, vermischte
ihn mit Erde, und brauchte ihn als Mörtel (?); Steine wurden von dem äntio-
chenischen Patriarchat genommen. Die jacobitischen Patriarchen haben
sämmtlich den Namen Ignatius von dem apostolischen Vater, als dem ersten
Patriarchen von Antiochien.32)
Nestorianer gieht es in Jerusalem'jetzt nicht, und hat es wohl auch
nie, wenigstens nie in grösserer Anzahl dort gegeben, daher sie auch keinen
Theil an der Grabeskirehe, kein Kloster, auch keine Kirche haben.*) Wenn
sie als Pilger nach Jerusalem kommen, so finden sie m dem jacobitischen
Kloster bereitwillige Aufnahme, und die Jacobiten selbst gestehen den
Priestern der Nestorianer grössere Gelehrsamkeit zu.
. Die Abyssinier, deren Zahl nur gering ist, und wahrscheinlich nur aus
einigen Geistlichen besteht, welche ihre heiligen Stellen bewahren, hahen
sich unter den Schutz des Bischofs Gohat gestellt, welcher lange Jah re bei
ihnen als Missionar thätig gewesen ist, ihr volles Vertrauen besitzt, und
ihre Muttersprache versteht. Früher hatten sie in Jerusalem bedeutende
Privilegien und ihre eigenen Kapellen in der Grabeskirche, so wie ein grosses
Kloster. Eine Pest, welche in Jerusalem ausbrach, iaffte sie sämmtlich
hinweg, und die Armenier benutzten diess, um den Pascha zu bewegen,
ihre Bücher, und mit denselben auch ihre Fermane, weil Alles von der Pest
inficirt sei, verbrennen zu lassen. Als diess geschehen, setzten sie sich m
den Besitz ihrer heiligen Plätze. (Ein Gleiches hatten die Griechen mit
den Georgiern gethan, welche früher die Keichsten in Jerusalem waren.)
Die Armenier machten sich zu ihren Erben in der Grabeskirche, und das
*) Bis zum J. 1200 war Jerusalem der Sitz eines-nestorianisehen Bischofs, welcher
unter dem Metropolit von Damascus stand; später wurde es der Sitz eines Erzbischofs
und Metropoliten, und noch im J. 1616 wird ein Erzbischof von Jerusalem und Amid,
Namens Timotheus, erwähnt. Vgl. Assem, Bibl.Or. tom. IV. p. 756.
dicht neben derselben stehende Kloster gerieth in Verfall, aber noch heute
leben darin arme Priester dieser Nation ein streng ascetisches Leben in den
höhlenartig aussehenden Zellen oder Gemächern. Sie haben jetzt nur noch
2 kleine Kapellen dicht neben der Grabeskirche. Diese sind ganz eigen-
thümlicher Art. Hier (in Jerusalem) bilden sie ein längliches Viereck, in
ihrem Lande sind sie rund.. In der Mitte steht der .Altar, oder eigentlich
die Bundeslade, Tabot genannt, um welche sich die Priester versammeln. Ein
Gitter umschliesst diese; ein zweites Gitter umschliesst den ersten Vorhof
für die Laien, hinter welchem der zweite kommt; die Frauen sitzen, wie in
allen orientalischen Kirchen, oben hinter Gittern. Sie leiten die Abstammung
ihrer Könige und ihre Bekehrung von Salomo ab. Dieser sandte, so sagen
sie, zu ihnen Einen seiner Söhne, welcher König von Aethiopien wurde,
mit mehreren Priestern, und gab ihnen eine nach der jüdischen genau angefertigte
Bundeslade mit. In der ersten Nacht kehrten die Priester heimlich
zurück, stahlen die echte Bundeslade aus dem Tempel, und-setzten die ihrige
an deren Stelle. Diese echte Bundeslade soll noch in ihrer Hauptstadt
sein. Als sie sich zum Cbristenthum bekehrtem, behielten sie die alte
jüdische Einrichtung bei, daher ihre Kirchen noch jetzt in,dieser Weise
gebaut sind. Sie haben auch noch Opfer. Ih r oberster Geistlicher heisst
Abüna; er muss stets ein Kopte sein, welchen sie sich jedesmal von dem
koptischen Patriarchen von Alexandrien erbitten, und soll wo möglich n ic h t
ihre Landessprache verstehen. E r darf sich aber auch nicht in ihre Angelegenheiten
mischen; und als ihr jetziges Oberhaupt, ein Zögling der englischen
Missionare, diess thun, und evangelische Einrichtungen machen, evangelische
Lehren und mehr Aufklärung unter ihnen verbreiten wollte, drohten
sie ihm sogleich mit der Absetzung.
Von den Kopten weiss ich nichts zu sagen; auch ihre Anzahl ist nur sehr
gering, und besteht meines Wissens nur in einigen Geistlichen, welche das
ganze Jah r hindurch in ihrem Kloster an dem Hiskiasteiche leben, und in
ihrer Kapelle dicht an der Grabeskapelle fungiren. Nur Ein Mal wollte ich,
Sonntag, den 5ten Ju n i, ihrem Gottesdienst beiwohnen. Ich ging früh
6 Uhi- nach der Grabeskirche, kam aber schon zu spät, und sah nur noch,
wie der Priester mit einem weissen Gewände angethan, welches er über den
Kopf genommen hatte, sich wusch, und dann mit den nassen Händen den
Gläubigen über das Gesicht strich, um sie ebenfalls zu waschen.
Endlich machte ich auch die Bekanntschaft eines jungen, gefälligen
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