
Tag ^entlang fuhren, wobei wir den Olymp, den höchsten Berg der durch
die Mitte der ganzen Insel von Ost nach West sich hinziehenden Kette, auf
dessen Spitze ein berühmter Tempel der Venus stand, später eine griechische
Kirche erbaut wurde, fortwährend vor Augen hatten. Auch bei dem armseligen
Baffo, dem ehemaligen Paphos, fuhren wir vorbei. Erst am späten
Abend, um 94/ 2 Uhr, gelangten wir an den Hafen von Lamaka, dessen Anblick
uns also ebenso, wie der von Rhodus, erst den nächsten Morgen gewahrt
wurde. Dieser war jedoch keinesweges ein anziehender zu nennen;
denn ausser einigen Tamarix, Pappeln und Dattelpalmen,*) nahe am Ufer
sah man keine Bäume, und nur eine, wie es schien, ganz verödete Landschaft.
Da wir hier bis gegen Abend liegen blieben, so fuhren wir am Morgen
in einem Boote nach dem Hafenplatz, der Skela von Larnaka, einem
ärmlich erscheinenden Orte, dessen Häuser sämmtlich aus Lehm und an
der Sonne getrockneten Lehmziegeln erbaut sind, mit platten Dächern. Von
aussen zeigen dieselben nichts als die kahlen Wände mit der Thüre, nur
hier und da ein Gitterfenster, im Innern aber sieht man zuweilen Säulengänge
und Weinlauben. Die Bazare, d. h. die meist überdeckten und mit
Wem umrankten Gassen, zu deren beiden Seiten Kaufläden sind, boten
wenig Merkwürdiges dar. Zu meiner Verwunderung sah ich daselbst viele
Kartoffeln, ausserdem die leider so beliebten Liebesäpfel, Solanum melongena,
Wassermelonen etc., auf ändern Bazaren europäische und orientalische
Stoffe, Tabak u. s. w. E in Brief unseres Gesandten, des Herrn von Wildenbruch,
nöthigte mich, nach dem 1/3 Stunde entfernten Larnaka zu gehen,
um den k. Pr. Viceconsul, Giovanni Matthei, aufzusuchen. Auf dem Wege
dahin bemerkte ich Ueberbleibsel eines Mosaik-Fussbodens und einzelne
Marmorblöcke, und ein mich begleitender Grieche versicherte mir, dass hier
eine von den Türken rasirte Kirche gestanden habe; auch zeigte das Dröhnen
des Fussbodens, dass wir auf einem unterirdischen Gewölbe, wahrscheinlich
einem Grabgewölbe, standen. In dem Consul fand ich einen
liebenswürdigen Greis, welcher das Consulat von seinem Vater ererbt, und
schon 42 Jah re verwaltet hatte. E r empfing uns — Rose war mit mir gegangen
- sehr freundlich, und liess uns sogleich nach orientalischer Sitte
Kaffee und Pfeife bringen. Bereitwillig bot er mir seine Dienste an, benahm
*) Ich zählte deren 42, ihre Früchte sollen aber nicht reif werden. Der Wein wird
erst jm August reil.
mir jedoch alle Hoffnung, bei den Armeniern auf Cypern alte Manuscripte,
so wie überhaupt Antiquitäten zu finden; doch erbot er sich, an einen ihm
befreundeten Armenier in Nikosia deshalb zu schreiben, und mir dann dessen
Entgegnung mitzutheilen. Bald verabschiedeten wir uns wieder, und
setzten uns in der Skela noch in einem Kaffeehause nieder, wo Billard gespielt
wurde, um bei einer Nargîle ein Glas Limonade zu trinken. In einem
benachbarten Laden fand ich allerhand, aber meist schlecht erhaltene antike
Figuren, Urnen, und griechische, römische und byzantinische Münzen, alle
aber übermässig theuer.
Um 5^2 Uhr Abends segelten wir ab. Lange noch hatten wir den
Olytnp und das Cap Greco vor Augen, bis die Dunkelheit sie zu sehen verhinderte.
Ein französischer Kaufmann von der Skela von Larnaka, derselbe,
der die Antiquitäten hatte, und der mit seiner Familie bei dem Ausbruch
der Revolution von 1789 ausgewandert w«r, machte mich auf dem Schiffe
mit einem Armenier aus Nikosia, Namens Markosean, bekannt, von welcliem
ich die Versicherung erhielt, dass allerdings noch alte armenische Handschriften
auf Cypern zu finden seien, und dadurch zu einem nochmaligen
Besuch dieser Insel veranlasst wurde. Früh gegen 4 Uhr weckte mich Rose
mit der Nachricht, dass man den Libanon schon erblicke. Schnell kleidete
ich mich an; und ging auf das Verdeck. Vor uns lag die lange Bergkette
des ehrwürdigen Libanon in Nebel gehüllt; in der Ferne schon sah man
die Hafenstadt Beirut. Ein eignes Gefühl ergriff mich, als ich das .graue
Haupt dieses Gebirges erblickte. Um 8 Uhr Morgens, es war Sonnabend
den 17. Juli, liefen wir in der Rhede von Beirut ein. Die lange und beschwerliche
Seereise war nun glücklich und ohne alle Unfälle überstanden;
die weitern Reisen sollten zu L an d e , und zwar zu Pferde gemacht werden,
da ah Fahrstrassen in jenen Gegenden nicht zu denken ist. Ein Albanese
kam an Bord des Schiffes in seiner eigentümlichen Tracht, bestehend in
rothen Schuhen, langen eng-anliegenden dunkeln mit Gold durchwirkten
Strümpfen, und einem weissen Hemde, -— zusammengehalten durch einen
Shawl, der als Gürtel diente,:— und bis an die Knie reichend in vielen Falten,
so dass mehr als 40 Ellen dazu gebraucht werden, veranlasste uns, in
seinem in Ras Beirut, auf der die Rhede bildenden Landzunge 1/4 Stunde vor
der Stadt anmuthig gelegenen Hôtel abzusteigen. Wir hatten vor uns die
Meeresbucht, und jenseit derselben die hohe Kette des Libanon, hinter und
neben uns Gärten, meist mit Maulbeerbäumen bepflanzt und durch die zu