
Adschran, Kerasi, nördlich: Ada Ghuma, Sghär, Bischi, Schrabda, Abdilli,
Tula. In einem Stalle zeigte mir mein Führer eine ganz unleserliche
Inschrift.
Wir ritten nach einigem Aufenthalte von da weiter Östlich in das
Gebirge, in das Gebiet el Dschurd genannt, welches für die kälteste Region
des Libanon gilt, und blieben in dem in einer Vertiefung anmuthig liegenden
Kloster Dör Meifüq, wo ich einen kleinen Disput mit einem dünkelhaften
Mönch hatte. Zwei Stunden nördlich davon bemerkte ich Ruinen
einer Festung, die man mit dem allgemeinen Namen Qal’at el Hosn benannte;
ich besuchte sie nich t, weil man mir versicherte, dass dort keine Inschriften
zu finden seien. Das Kloster (Meifüq) gehört zu Qes’haja (Es’haja gesprochen).
Ausser dem Superior residirt hier noch ein Reis el ’Amm, d.i. Eines
der 4 Oberhäupter, welche sämmtliche Klöster desselben Ordens inspiciren.
Es giebt nämlich 2 Mönchsorden bei den Maroniten, der eine ist der des
M ar Antun, des heiligen Antonius, des Eremiten, dessen Ordensregel der
heil. Ephraem niedergeschrieben hat. Die Mönche dieses Ordens theilen
sich äusserlich— im Innern ist gar keine Verschiedenheit— inBeledije, d. i.
in Solche, die aus dem Libanon stammen, und Halebije, welche ursprünglich
von Haleb herüber kamen. Je tz t sind alle Mönche aus dem Libanon
gebürtig; dennoch hat sich jene Benennung und jene äusserliche Trennung
in den von Halebensern gestifteten Klöstern erhalten. — Der 2te Mönchsorden
hat die Regel des Mar Schaja, d. i. des Mar Josua. — Jeder dieser 3,
oder eigentlich 2 Mönchsorden hat ein geistliches Oberhaupt, Reis el ’Amm
genannt, welcher wieder 4 Stellvertreter unter sich hat. Einzelne reiche
Familien, namentlich von Scheichs, wie die Familien Chasen, Hobeisch
und Duweihe haben, weil sie mehrere Kinder hatten, die sich dem Mönchsstande
widmen wollten, Klöster gestiftet, in denen jederzeit ein Nachkomme
von ihnen Superior oder Abt ist. Diese halten sich, zu der einen oder
der ändern Regel, und haben sich bald unter das eine, bald unter das
andere Hauptkloster gestellt; die meisten Klöster stehen unter dem von
Qes’haja (Es’haja). Ausserdem giebt es.auch Nonnenklöster bei den Maroniten,
welche ihre Ordensregeln von denen der römischen Kirche entlehnt
haben; und eigenthümlicher Weise finden sich öfter in einem und demselben
Kloster, in 2 verschiedenen Abtheilungen Mönche und Nonnen vereinigt,
wie in dem oben erwähnten Kloster Mar Schalita, und eben so in dem Kloster
der Saidet el Haqle.
Der genannte Reis el ’Amm liess sich damals gerade oberhalb- des Klosters
Meifüq ein schönes Palais erbauen. Das Kloster ist sehr reich, und
gewinnt namentlich viel Seide. In gewöhnlichen Jahren soll es 21/2 Kantar
d. i. 250 Rotl oder 1250 Pfd. gewinnen;'in dem Jah r 1853 aber war die
Ausbeute nur */2 Kantar == 50 Rotl d. i. 250 Pfd. gewesen. Das Kloster
hat keine Abgaben an das von Qes’haja zu zahlen, zu welchem es gehört.
Wenn ein Kloster Ueberschuss in seiner Einnahme hat, so kauft es neue
Ländereien dazu, oder unterstützt ein anderes armes Kloster damit. Die
Mönche sind meist unwissend, und ihre einzige Beschäftigung besteht in
dem Bearbeiten ihrer Ländereien und im Beten. Nur einige Wenige unter
den Priestern, und 3^—4 von den Bischöfen haben etwas mehr Bildung;
vor Allen werden die beiden schon früher genannten Bischöfe, der Maträn
Paulus bei dem Patriarchen, der auch ziemlich eingebildet ist, seit mehreren
Jahren aber etwas überspannt sein soll, und der Bischof Jusef Risk in dem
Kloster ’Ain Waraka, dessen Wissen sich aber hauptsächlich auf das Praktische,
die Liturgien und Gebräuche beschränken soll, ihrer Gelehrsamkeit,
wegen gerühmt.
In Dei'r Meifüq findet sich auch eine Geschichte der Maroniten, und
zwar, wie man mir versicherte, in 2 Exemplaren, deren eins der jetzige
Superior, weleher mittlerweile, wie ich gehört habe, Patriarch geworden ist,
selbst geschrieben -hat. Da derselbe aber erst spät am Abend von einem
Ausflug zurückkam, und den folgenden Morgen mehrere Stunden in der
Kirche verweilte: lso reiste ich ab, ohne mit ihm wegen des Verkaufs seiner
Abschrift sprechen zu können. Es würde tair auch, wie ich mich später
überzeugt habe, nichts genützt haben, da er, seit er Patriarch geworden ist,
mit grösser Eifersucht alle litterarischen Schätze seiner Glaubensgenossen
bewacht, und selbst verböten hat, dem frühem Dragoman des Freüssischen
Consulats in Beirut, einem Maroniten, eine Handschrift dieser Geschichte
oder des ebenfalls erwähnten Lexikons zu verkaufen, oder auch nur eine
Abschrift dieser Bücher für ihn zu besorgen. Erst gegen 8 Uhr Morgens
ritten wir Mittwoch, den 21ten, von Deir Meifüq ab, da meine Begleiter,
sämmtlich Maroniten, die lange Messe erst mit anhören wollten. Zuerst
begaben wir uns nach der t/4 Stunde davon liegenden, und zu dem Kloster
gehörenden Marienkirche, der ältesten«, wie man behauptete, in dem
ganzen Gebirge, wo in den frühesten Zeiten der Patriarch gewohnt haben
soll. Ueber der breiten und hohen Vorhalle war ein in der Mitte gebrochener
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