
In der Kirche findet sich noch ein Grabstein mit der in Basrelief ausgemeis-
selten Figur des darunter liegenden Geistlichen und einer Inschrift.42)
Oestlich hinter dem Kloster sieht man noch eine Kapelle und daneben Ueber-
reste eines musivischen Fussbodens. Dicht hinter dem kleinen Klostergarten
ist ein eigenthümliches Gewölbe in lebendigen Felsen eingehauen, der allein
stand, mit 3 grossen Nischen an 3 Seiten, worin wahrscheinlich früher
Stande die Todten zu erwecken; und, da er noch immer an dem Aussatz litt, und alle
arz iche Hülfe vergebens war, so sandte er ein Bittschreiben folgenden Inhalts an
Abgar, Sohn deg Arscham) der Herrscher, entbietet Jesu, dem Erlöser und
womthater, der du erschienen bist im Lande der Hierosolymitaner, seinen Gruss. Ich
habe von Dir und den Heilungen gehört, welche durch Dich ohne Mittel und Kräuter
geschehen; denn, wie gesagt wird, so machst Du die Blinden sehen, und die Lahmen
gehen, die Aussätzigen reinigst Du, treibst die bösen Geister und Dämonen aus, und
he.lst Alle, die an langwierigen Krankheiten leiden; ja selbst die Todten bringst Du zum
e en zuruck. Als ich dieses Alles von Dir vernahm, gedachte ich in meinem Geiste,
dass Du entweder Gott selbst seist, und auf die Erde herabgestiegen, oder Gottes Sohn
* “ aIs Solcher die?es vollführst. Desshalb schreibe ich Dir, Dich zu bitten, dass Du’
Dich bemühest, zu mir zu kommen, und die Krankheit, von welcher ich befallen bin, zu
heilen. Ich habe auch gehört, dass die Juden wider Dich murren, und Dir üebles zufügen
wollen; ich habe aber eine kleine und schöne Stadt, welche hinreicht für uns Beide.“
Die Gesandten kamen gerade am Palmsonntag bei dem Einzug Jesu nach Jerusalem
Sie theilten ihre Botschaft, da sie sich selbst Jesu nicht zu nahen wagten, dem Apostel
Philippus mit; dieser sagte es Andreas, und Beide zeigten es Jesu ah welcher
Thomas folgende Antwort dictirte: „Heil dem , der an mich glaubt, ohne mich gesehen
zu haben. Denn so ist von mir geschrieben: Die mich sehen, werden nicht an mich
glauben; die mich aber nicht sehen , werden glauben und leben. Was nun deine Bitte
anlangt, zu dir zu kommen, so ziemt es mir, Alles das zu erfüllen, wesshalb ich gesandt
worden bin; und wenn ich es erfüllt haben werde, so werde ich mich zu dem erheben
der mich gesandt hat. Nach meiner Erhebung (Himmelfahrt) aber werde ich Einen von
meinen Jüngern senden, welcher deine Leiden heile, und dir, wie denen, die bei dir
sind, Leben schenke.“ Bei der Gesandtschaft Abgar’s war auch ein Maler, welcher sich
vergeblich abmühte, das Porträt Jesu aufzunehmen. Als diess Jesus bemerkte, liess er
ihn zu sich rufen, nahm ein Schweisstuch, und legte es auf sein Gesicht, worauf sich
dasselbe sogleich auf dem Tuche ahdrückte. Jesus übergab nun das Tuch nebst dem
Briefe den Gesandten, welche beides zu Abgar brachten.— Von dem Kaiser Constantinns
Porphyrogenitus existirt eine Erzählung über dieses Bild, worin die Legende noch, wie
auch in den Heiligenkalendern mehr ausgeschmückt ist, und berichtet wird, dass dasselbe
unter den heidnischen Nachfolgern Abgar’s versteckt wurde, später im J. 539 n
Chr. wieder zum Vorschein kam, und im J. 944 nach Konstantinopel, später aber nach
Rom gebracht wurde. Griechische und lateinische Schriftsteller erzählen auch, dass von
diesem edessenischen Bilde später mehrere Kopien gemacht wurden, welche man ebenfalls
für a/ftQOTroiTjta, „nicht mit Händen gemachte“ ausgab. Das in dem genannten cypri-
schen Kloster aufbewahrte Fragment des Schweisstuches soll aber wahrscheinlich ein
Stück des echten sein, da gesagt wird, dass der Bischof Eulalius es von Edessa dahin
gebracht habe; und dieser, oder wenigstens ein gleichnamiger Bischof war es gerade,
welcher einem Traume oder einer Vision zufolge , wie Constantin berichtet, dasselbe
im J. 539 n. Chr. wieder entdeckte.
Särge standen, eine Art von Grabkammer; weiterhin Mauerüberreste der
alten Stadt.
Wir assen dort, und ritten dann weiter nach Lapitho, welches terrassenförmig
an dem Felsen erbaut ist; dabei sind mehrere Kirchenruinen, von
denen ich nur die eine, Ai Mama „») äyia Mafia“ besuchte. Zwei Stunden
weiter westlich soll in einem Dorfe ein Stein mit einer Inschrift sein, und
l ’/s — 2 Stunden weiter oben in dem Gebirge ein zerstörtes Kloster Ai
Elias, wovon noch 100 Säulen stehen sollen. Alles diess musste ich leider
ungesehen lassen; ich kaufte in Lapitho noch eine interessante Silbermünze
mit scheinbar phönicischer Inschrift, und kam lange nach Sonnenuntergang
nach Kirinia zurück.
Das eben genannte Kloster hat die Regel des heil. Chrysostomus. Auf
Cypern ist ein griechischer Erzbischof, welcher zu Nikosia residirt, und
3 Bischöfe, von denen Einer zu Kirinia, ein Anderer zn Larnaka, und ein
Dritter in Baffo seinen Sitz hat.
Den 3ten Novbr. ritt ich nach Nikosia zurück, wo ich abermals in dem
lateinischen Kloster übernachtete. Freitag, den 4ten, erwachte ich um
3 Uhr Morgens von Brustschmerzen gepeinigt, welche der Sturz von dem
Maulthiere mir noch verursachte. Ich konnte mich gar nicht bewegen, und
empfand in jeder Lage des Körpers die heftigsten Schmerzen; ich versuchte
aufzustehen, musste mich aber wieder hinlegen. Desshalb beschloss ich,
diesen Tag noch liegen zu bleiben, liess mich aber endlich von meinen
Dienern um so eher zur Weiterreise bewegen, da ich sonst noch 14 Tage
länger auf der Insel hätte bleiben müssen. Mit vieler Mühe hob man
mich auf das Maulthier; es war 8 Uhr, als wir fortkamen. — Der Ritt
wurde mir höchst beschwerlich, doch gewöhnte ich mich allmälig an die
Schmerzen. Nahe bei Nikosia kamen wir bei den Wohnungen der Aussätzigen
vorbei, welche hier von der Stadt entfernt allein eine Art von Dörfchen
bewohnen, berührten nach !/<; Stunde das Dorf Achlankia, nach
l 4/2 Stunde gelangten wir nach Tyroi, und nach etwa 3 Stunden nach Athieno
oder Afiöno, wo wir 1 Stunde in dem Hause des Muckers rasteten. Unterwegs
nahmen die Schmerzen wieder so sehr zu, dass ich oft verzweifelte,
weiter reiten zu können. Wir hielten dann nochmals bei einem einsam
liegenden Chan an, um Kaffee zu trinken, und erreichten nach 3 Uhr glücklich
Larnaka, wo ich bei dem Consul abstieg, meinen Pass visiren liess, und
ihm für seine mir so nützlich gewesene Empfehlung herzlich dankend