
geröstete Pistacien, überzuckerte Kubeben und allerhand Confituren. Zuletzt
wurden wir in den Empfangssaal geführt, wo allerhand Backwerk und
die schönsten Früchte aufgetragen waren. Während der ganzen Zeit wurde
eine zuweilen herzzerreissende Musik gemacht. Sänger und Musiker mit
einem maitre de plaisir oder Possenreisser an der Spitze — beiläufig gesagt,
Ju d en , Christen und Muhammedaner— waren eigends dazu bestellt; ein
Tambourin, eine Violine und ein in Form eines Dreiecks gebildetes Hacke-
bret, welches jedoch mit den Fingern gespielt wurde, waren die Instrumente,
deren Lärmen noch durch Händeklatschen und Männergesang erhöht wurde.
Dazwischen tanzten kleine Mädchen, Schwestern und Verwandte der Braut,
meist einzeln, auf einem sehr kleinen Raum. Der Tanz bestand aus einem
einfachen Pas mit theilweisen Bewegungen der Hüften und der Arme, verbunden
mit Knallen mit den Fingern, als ob sie Castagnetten gehabt. — Ich
machte au diesem Abend einen Verstoss gegen die orientalische Sitte. Der
Orientale genirt sich so wenig, aus der Pfeife eines Ändern zu rauchen, dass
sogar der Diener jede Pfeife, die er bringt, zuerst anraucht, und in Gang
setzt. Oft ist nur Eine Pfeife in einer Gesellschaft, welche dann von Mund
zu Mund geht, und mir ist es selbst einige Male unter den Beduinen und
ändern Arabern begegnet, dass, wenn ich eine Cigarre rauchte, ein Instrument
, welches ihnen ganz unbekannt w a r, der mir zunächst Sitzende sie
m ir, ehe ich es mir versah, aus dem Mund nahm, weiter rauchte, sie in der
Runde herumgehen liess, und der Letzte sie mir zurückgab, was ich wo
möglich reftisirte. In einer so grossen Gesellschaft, wie die damalige war,
konnte natürlich der Hausherr nicht alle seine Gäste mit Pfeifen versorgen.
Ich erhielt eine Xargile, zu meiner Linken aber sass eine ältliche Dame,
welche leer ausging. Eingedenk jenes Gebrauchs rauchte ich erst einige
Züge, und überreichte ihr dann das Mundstück, nachdem ich es der Sitte
gemäss mit meinem Rock abgewischt hatte. Sie lehnte es mit einer mir auffallenden
Miene ab. Kurz darauf bot ihr mein Nachbar zur Rechten, auch
ein Europä e r, die seinige a n , was sie mit Dank annahm. Ich äusserte meinen
Unwillen darüber, indem ich meinte, von der Dame beleidigt zu sein.
Dieser aber, der schon besser in die dortigen Sitten eingeweiht war, belehrte
mich, dass ich bei der Ueberreichung ein doppeltes Vergehen begangen, und
selbst die Dame dadurch beleidigt hatte. Denn man o muss bei der NargOile
den obem Theil des Schlauchs, an welchem das Mundstück ist, umbiegen,
und in dieser "Weise mit der r e c h t e n Hand es dem Ändern übergeben.
Beides hatte ich aus Unwissenheit nicht gethan, und musste mir daher jene
Verschmähung gefallen lassen.
An einem der nächsten Tage führte uns Abdullah Efendi, der Regimentsarzt,
welcher als solcher monatlich 1125 Piaster Gehalt, und 8 Rationen
für sich und seine Familie, so wie für 4 Pferde,- zusammen etwas über
1600 Piaster oder 100 Thlr. bezog, und unter dem Generalarzt der Division
von Syrien, Aqif B e y , stand, jetzt aber nach Konstantinopel gegangen ist,
in dem Militär-Lazareth umher, welches ein grosses Quadrat mit einem geräumigen
leeren Hofe.bildet, und nach hinten zu einen Garten zur Promenade
für die Patienten hat. Diese liegen in kleinen Sälen zu 15 — 16 Betten
auf meist eisernen Bettstellen. Die Zimmer wie die Wäsche sind höchst
sauber, und die Verpflegung gut. Jed e r Kranke hat einen Z e tte l, worauf
sein Name, Alter, Tag der Ankunft in dem Lazareth, und die Behandlung
vom ersten Tage an steht, so dass der Arzt genau weiss, was er oder ein
Anderer ihm verschrieben hat. Abdullah Efendi ist aller drei Tage dujour.
Eine Apotheke in dem Lazareth liefert die nöthigen Arzeneien, nach deren
Vorhandensein der Arzt sich bei seinen Recepten richtet. Die Behandlung
ist im Ganzen dieselbe, wie in Europa, die Dosen Chinin wirken aber meist
schneller und leichter, als bei uns; Die chirurgische Station ist von der
innern abgesondert. Operationen, wenn sie nur im Geringsten gefährlich
sin d , werden unterlassen, da der Arzt dann stets für die Genesung des
Kranken einstehen muss. Auf der innern Station befanden sich viele
intermittirende F’ieber mit Tertian- und Quotidian-Typus; sie werden
geheilt durch 8—12 jGran schwefelsaures Chinin des Tages, wobei die Kranken
eine Art mineralischer Limonade trinken (einige Tropfen Schwefelsäure
auf ein Pfund Wasser mit Zucker). Ausserdem waren dort Kranke mit
Diarrhöen, Dyssenterien, Insolationen, Ophthalmien u. s. w., und mir wurde
gesagt, dass der Grund jener Krankheitsformen sowohl in den klimatischen
Verhältnissen, als in der unzweckmässigen Diät, und namentlich in dem
Genuss von unreifem Obst, von Aprikosen, Pfirsichen, Melonen und besonders
von Wassermelonen u. s. w. liege , wozu man das in Damascus so beliebte
Eiswasser trinkt. Dazu kommt das den Moslems gebotene häufige
Waschen der Füsse, ferner der jähe Temperaturwechsel —^ die Hitze der
brennenden Sonnenstrahlen und die Kühle der Nächte, besonders vor Sonnenaufgang,
wobei der Araber meist auf dem kühlen Boden schläft, und sich
am Tage in Räumen, die vor jedem Luftzug geschützt sind, und deren Boden
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