
und verkehrt gelegter Stein mit erhabener Estrangelo-Schrift, von welcher
ich, da keine Leiter vorhanden war, nur die Namen David und Johannes
lesen konnte. Die gegenwärtigen Mönche konnten ebenfalls nichts weiter
herausbringen, vielleicht auch diese Worte nicht einmal lesen, und sagten
mir nur., dass diese Kirche ursprünglich den 4 Heiligen, Petrus, Paulus,
Johannes und David geweiht gewesen sei. Sie war klein, und gleich den
ändern maronitischen Kirchen durch viereckige Pfeiler in 3 Abtheilungen
getheilt; am Hochaltar war ein gutes Bild der Jungfrau Maria. Wir gingen
von da zu der grossen, weiten Naturhöhle, aus welcher die ’Ain es Saide
„Marienquelle“ genannt, treffliches, kaltes Wasser ergiesst. Nachdem wir
uns von den Mönchen verabschiedet hatten, ritten wir weiter immer östlich
den Berg hinauf, dann durch einen Bergkessel, in welchem das Dorf
Bdschäsch liegt, und so fort in das weitere Gebirge, durch einen Eichenwald,
den Aufenthalt von Leoparden, von denen wir aber leider keinen einzigen
zu Gesicht bekamen. Dort ist auch ein Eisenwerk (Eisenhütte), dem
Emir Haidar gehörig. Weiter südöstlich kamen wir bei einem Beduinenlager
vorbei, dessen Bewohner gerade zu Beerdigung eine.s Todten abwesend
waren,- sahen rechts, etwa 1 Stunde in südlicher Richtung das Dorf
Qardba (Ardba gesprochen) an einem Bergabhange, und besichtigten die
ebenfalls an einem Bergabhange liegenden ziemlich ausgedehnten Iiuinen der
frühem Stadt Tadmor I— also ein zweites Palmyra —. Leider sah ich mich
dort vergeblich nach Inschriften um, und bemerkte ausser den Grundmauern
nur ein, nach Art der jüdischen, in Felsen gehauenes Grab, und den untern
Theil einer sitzenden Figur mit blossen Füssen, und einem Harnisch nach
Art der römischen Krieger. Man sagte mir, dass sie unter der Erde gefunden
und ausgegraben worden sei; Unter dieser Ruinenstadt im Thale liegt das
Dorf el Meghaire-an der Stelle des alten Jenücli (Henoch), von welchem
noch einzelne Ruinen vorhanden sind. Eine Quelle schönen, frischen Wassers
entspringt dort zwischen Felsen, und ergiesst sich in den Bach Nahr
Asra oder Osri, welcher weiter oben Nahr el Aqüra genannt wird, und
weiter unten — er fliesst von Nord nach Süd)-— sich in den Nahr Ibrahim
ergiesst. Hier lagerten wir uns, um einen Imbiss zu nehmen, welcher in
einem Huhn, Brod, Käse und Weintrauben — Alles aus dem Kloster
Meifüq — bestand. Meine Absicht war, in dem l 1/4 Stunde von da entfernten,
nördlicher liegenden Aqüra zu übernachten; ich liess mich jedoch
überreden, mit dem einen Mucker Ju se f allein nach Aqüra zu reiten, und
nach el Meghaire zurückzukehren. Ich wunderte mich, dass auch der zweite
Mucker mich wiederholt fragte, ob er mich begleiten sollte, und erfuhr erst
unterweges den Grund von Jusef, indem er sagte, dass dieser Weg der
unsicherste in dem ganzen Gebirge sei, ersetzte aber gleichsam zu meiner
Beruhigung hinzu, dass die räuberischen Mutewelly’s, welche diese Gegend
so sehr beunruhigen-, sich nicht leicht an einen Bewohner von Ghasir wagten,
weil sie sich vor der Rache der Bewohner dieses Ortes .fürchteten. _ Wahrscheinlich
war also Furchtsamkeit meiner Begleiter die Ursache, wesshalb
sie mich beredeten, in. el'Meghaire zu bleiben, und allein die Tour nach
Aqüra zu machen. Wir begegneten einem solchen mit Pistolen bewaffneten
Mutewelly— wir hatten nichts als .ein langes Messer bei uns — der aber höflich
grüssend -an uns vorüber ritt, vielleicht, weil wir schon zu nahe an Aqüra
waren. Der Weg ging stets am Bergabhange nahe dem Nahr el Aqüra
entlang, welcher einen schönen Wasserfall bildet. Wir stiegen bei einem,
dem Mucker bekannten, jungen Priester ab, der uns freundlich in seine
Behausung einlud. Diess schlug ich ab, weil der Sonnenuntergang nahe
war, und hier die Dunkelheit nach demselben.so schnell einbricht. Ich bat
ihn nur, mir die Antiquitäten des Ortes, und wo möglich alte Inschriften
zu zeigen. Von letztem versicherte er mir, sei in dem ganzen, kleinen
Dorfe nichts zu finden) wohl aber unbedeutende Ruinen von Kirchen, deren
die einst bedeutende Stadt Aqüra 45 gehabt haben soll. Das jetzige gleichnamige
Dorf hat nur 150 Häuser. Wir ritten bei mehreren Kirehenruinen
vorbei, und besahen uns eine in den Felsen gehauene, kleine Kirche, welche
ursprünglich eine Grabkammer gewesen war, mit 10-Grabstätten, von denen
2 in dem Hintergrund und 4 zu jeder der beiden Seiten liegen. Von den
Seitengräbern standen oben noch die steinernen Behälter; in der Mitte war
eine Säule ausgehauen. Getrennt von dieser war daneben noch eine andere
Grabkammer, in welcher noch viele Gebeine herumlagen. —- Von Aqüra
aus führt eine alte, viel betretene Strasse, oder richtiger ein Engpass nach
dem 8 — 9 Stunden entfernten Baalbek, an dessen Seiten sich viele Inschriften
finden sollen. Ich bedauerte sehr, diese Tour nicht machen zu können,
da ich nur wenige Tage zu dieser Reise zu verwenden hatte, und es that mir
um so mehr leid, da ich dann wahrscheinlich auch eine meines Wissens noch
ganz unbekannte Festungsruine Qalat Bumbus oder Bümbus, wo viele
Inschriften sein sollen, aufgesucht hätte. Nur 1/4 Stunde weit verfolgte ich
am Bergabhange hinreitend diesen in östlicher Richtung fortlaufenden Pfad
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