
hatte er sich mit Wasser gewaschen. Denn es ist den Muhammedanern
verstattet, bei den gebotenen täglichen Abwaschungen in Ermangelung des
Wassers auch Sand dazu zu nehmen, wie ich mich selbst einmal durch
Augenschein überzeugt habe. Ueberhaupt aber sind die Beduinen schlechte
Muhammedaner, halten die vorgeschriebenen Gebete nicht, und nur, wenn
Einer von ihnen zufällig in einen Ort kommt, geht er in die Moschee, und
betet gleich für den ganzen Stamm mit.
Eine besondere. Sitte, oder vielmehr Unsitte, welche der Anstand bei
dem Araber erfordert, ist das ructare, roter bei Tische. Man zeigt damit
a n , dass das Essen schmeckt, und gut bekommt. Als ich den Patriarchen
der Maroniten in dem Libanon besuchte, musste ich, da er mich für einen
vornehmen Gast ansah, an seiner Tafel Theil nehmen, während seine Geistlichen,
Bischöfe und Erzbischöfe, zur Tafelzeit sieh entfernen mussten. Wir
kauerten einander gegenüber vor dem auf niedrigem Fussgestell stehenden
Präsentirteller, und ich hatte fortwährend dieses Zeichen des Wohlbehagens
von ihm zu hören, ohne dass er sich die Hand dabei vor den Mund hielt,
oder zur Seite bog. Diess verdarb mir natürlich allen Appetit, und nur mit
äusserster Resignation vermochte ich einige Bissen zu essen, um den guten
Alten nicht zu beleidigen, der die Ursache meiner Appetitlosigkeit nicht
ahnte, und mir wiederholentlich versicherte, dass der Araber aus dem vielen
Essen seines Gastes die Freundschaft und Liebe zu ihm erkenne.
Abgesehen davon wird jeder Orientale, selbst der gemeinste und der
rohe Beduine, sich in jeder auch noch so feinen und vornehmen Gesellschaft
bewegen können, ohne im Geringsten den Anstand zu verletzen, in mancher
Beziehung über trifft er anch den Europäer. Wenn man etwas lobt, was
der Orientale besitzt, so bietet er es sogleich zum Geschenk an , und wenn
man Einen besucht, und sich entschuldigt, dass man ihn störe, so erhält
man jedesmal die Antwort .»l y» ■» r . , n»o beti,-- y betak, es ist nicht
mein Haus, sondern das deinige.“
Aber sie haben manche eigenthümliche Gesten und Sitten, die man
erst erlernen muss. Bei der Begriissung. wie bei dem Ausdruck des Dankes
fahren sie mit der rechten Hand nach unten, gleichsam, um Staub von dem
Boden zu nehmen, dann nach der Brust, den Mund und die Stirn, und die
Untergebenen ergreifen die Rechte des Höhern, küssen sie, und legen sie
zum Zeichen der Unterwürfigkeit auf ihren Kopf. Um jemand zu sich zu
winken, machen sie fast dieselbe Bewegung mit der Hand, welche wir
machen , wenn wir ihn abweisen: wenn sie etwas bejahen wollen, so schütteln
sie mit dem Kopfe, wollen sie es verneinen, so werfen sie den Kopf in
die Höhe, und schnalzen dabei mit der Zunge, was aber auch unterbleiben
kann; um anzudeuten, dass Einer nichts hat, setzen sie die Nagelspitze des
rechten Daumens an die obern Zähne, und ziehen sie dann ab: wollen sie
bemerklich machen, dass sie keinen Antkeil an einer Sache haben, so greifen
sie mit der rechten Hand an den obern Rockzipfel, und schütteln ihn. Vornehmlich
aber beobachten sie streng, dass sie die linke Hand nie bei dem
Essen gebrauchen, sie nie einem Ändern reichen, und nie etwas mit derselben
geben. Der Diener, wenn er Kaffee, Wasser, Pfeife oder sonst
etwas überreicht , thut diess stets mit der Rechten, und legt die Linke dabei
auf das Herz. Ich lernte erst darauf achten, als ich einen Yerstoss gegen
diese Sitte gemacht hatte. (S. oben S. 66, Z. 14. bei der jüdischenT erlobung.)
Eine eigenthümliche Ehrenbezeigung, die mir in Damascus und J e ru salem
widerfuhr, ist die, dass, wenn man bei einer Kaffeehude vorbeigeht,
der Wirth eine Schale Kaffee einschenkt, und gleichsam als Libation auf
die Erde giesst. Natürlich ist es dabei stets auf ein Bakschisch (Geldgeschenk)
abgesehen, welches überall in dem Orient die Hauptrolle spielt.
Wenn die Araber mit einem Ändern sprechen, so reden sie ihn gewöhnlich
mit „Du“ an, doch haben in neuerer Zeit die Vornehmem und Gebildetem
auch angefangen, „Ihr“ statt „Du“ zu einem höher oder gleich hoch
Gestellten zu sagen, was vielleicht seit der französischen Occupation in
Aegypten geschehen i s t Aber das einfache „Du“ oder „Ihr“ scheint ihnen
zu kahl und klingt zu unhöflich, daher sie es entweder mit einem Hauptwort,
einem Ehrentitel verbinden, und zu einem vornehmen Beamten sagen
(se adetak) oder ¡Jo*}t*~. (se ädetkum) „Deine oder Eure Glückseligkeit,
Herrlichkeit,“ . zu einem hohen Geistlichen ¿L*.tXs (qudusak)
„Deine Heiligkeit,“ (qudnskum) „Euere Heiligkeit,“ zu einem
vornehmen Europäer oder |*£-'U=* (dschenäbak oder dschenabkum),
eigentlich „Deine oder Euere Seite,“ so viel als das eben so gebräuchliche
¿ l j (liadretak) oder j*£s^ ä ä (hadretkum) eigentlich „Deine, Euere
Gegenwart“ und beides für „Euer Hoch wohlgeboren, Euer Escellenz“ —
oder sie setzen Anrufungen voran, wie >iLs Ls (ja Bey) „o Bey zu einem
Consul, L o JuLil (efendina) „unser Efendi, Herr“ zu einem Pascha, b
(S äh eb ) „o Herr“ (diess ist besonders in Bagdad gebräuchlich), oder,
und diess findet besonders unter Muhammedanern statt, -chAju* Ls (ja ad i)