
vorzugsweise gelesen wird. Der Sonnabend, welcher nun folgt, heisst
wieder „der grosse Sabbath“ und „der Sabbath der Worte“ d. i. der
10 Gebote. — Das 4te Fest ist das P f i n g s t f e s t , welches auf ähnliche
Weise wie das Fest der Mazzoth durch Besteigen des Garizim in Procession
und Lesen der ganzen Thora begangen wird. — Das 5te ist das P o s a u n
e n f e s t , am Iten Tage des lte n Tischrin, an welchem die 10 Gebote
gelesen, und die älteste Thora vorgezeigt wird.
Das 6te ist der Y e r s ö h n u n g s t ag. An diesem Tage müssen sie von
Sonnenuntergang bis wieder Sonnenuntergang sich alles Essens, Trinkens,
Schlafens und Sprechens mit einander enthalten, und 24 Stunden
ununterbrochen in der Synagoge zubringen. Nur an diesem Tage wird
gleich bei Beginn des Gottesdienstes die älteste Gesetzrolle hervorgebracht,
dann während der Nacht die 2 ersten, und am Tage die 3 letzten Bücher
des Pentateuchs gelesen, und dazwischen die schönsten Gesänge, welche
die samaritanische Litteratur aufzuweisen hat, gesungen. Das letzte endlich
ist das L a u b e r h ü t t e n f e s t , tli30, an welchem sie sich Hütten von Lorbeer
bauen, und wohlriechende Blätter darüber legen. Es beginnt am Abend
nach einigen Bibelversen und dreimaligem Niederfallen mit einem Gebet,
welches früher der Priester hinter dem Vorhang recitite, in Nachahmung
der ursprünglichen Hohepriester, welche, wie sie versichern, sich nie vor
dem Volke sehen liessen, und diess um so eher konnten, da ihre Wohnung
dicht an dem Tempel lag. Dann versammeln sie sich 3 Stunden vor Sonnenaufgang
wieder, beten, lesen den Pentateuch, und ziehen in Procession
auf den Berg, wo sie die Lection beenden. F ü r die Wochentage dieses
Festes haben sie ebenfalls besondere Abend- und Morgengebete, vornehmlich
aber für den dazwischen fallenden Sabbath, und für den Sten T ag , welcher
wieder als Festtag gilt.
Die Sahbathe des Jahres feiern sie in derselben Weise, wie die Juden,
sie lesen die bestimmten Paraschen, welche aber zum Theil von denen der
Juden verschieden sind, mit dem letzten Sabbath des lten Tischrim beginnen
und am letzten Sabbath vor demselben endigen; ihr bürgerliches Jahr
aber beginnt mit dem Monat Nisan.
Sie haben ausserdem noch 2 Versammlungstage im Jah re , welche sie
Dii22 nennen.*) Diess sind die beiden Tage, an welchen der Hohepriester
*) Von diesen beiden Summoth, an welchen der Hohepriester das Hebeopfer empfängt,
die yw n fl, ganz nach der mosaischen Vorschrift 2. B. Mos. 2 0 , 12 — 14.
erhält. Es sind keine Festtage; die Gemeinde versammelt sich nur bei dem
Priester, wo sie gezählt wird, und er bekommt von Jedem, der über 20 Jahre
alt ist, 1/2 Sekel. oder 3 Piaster (5— 6 Sgr.). Dafür giebt er ihnen den
Kalender für das nächste Halbjahr, da er jedes Semester einen solchen
anfertigt. Dies geschieht nach der Anweisung eines Buchs, welches, wie
sie glauben, von Adam herrührt, durch Tradition bis auf Pinehas (Finäs)
gekommen, und von diesem niedergeschrieben ist. Von der flWIl"! nimmt
der Priester halbjährlich 8 0— 100 P. (5 — 6 Thlr.) ein, seine übrige E innahme
besteht nur noch in dem Zehend , da alle Familien je nach ihren
jährlichen Einkünften den lOten Theil davon halbjährlich ihm zu zahlen
haben. Die Summe dieses Zehend beträgt halbjährlich ungefähr 600, zusammen
1200 P. (75 Thlr.), von denen er aber 100 P. am Pesach, und 100 am
Laubhüttenfest unter die Armen vertheilt. Nebeneinkünfte fliessen für
ihn aus den bei der kleinen Gemeinde nur selten vorkommenden priester-
lichen Verrichtungen, wie Beschneidungen, Trauungen, Scheidungen und
Beerdigungen. Von den Armen bekommt er gar nichts, von den Wohlhabendem
etwa 15 P. (25 Sgr.), nur von einem ganz Reichen ausnahmsweise
bei der Beschneidung 100 P. So ist er genöthigt, sich noch einen ändern
Erwerbszweig zu suchen, und der jetzige hat dabei noch eine Kleiderhandlung
angelegt.
Frü h e r gab es an jedem Orte, an welchem Samaritaner lebten, wenigstens
1 Synagoge, bei jeder aber nur 1 Priester. In Nablüs waren ursprünglich
mehrere Synagogon, und die Priester derselben versammelten sich anFesttagen
in der Hauptsynagoge,*) öder anfangs in dem Tempel, um dem Hohepriester
zu assistiren. Je tz t haben sie nur die eine Synagoge, und mithin auch nur
1 Priester, welcher zugleich ihr Hohepriester ist. Es steht ihm jedoch frei,
Einen aus seiner, der hohepriesterlichen Familie, selbst ohne und gegen den
Willen der Gemeinde, was aber nicht geschieht, zum Priester zu ernennen;
auch wird er von der Gemeinde wohl selbst gebeten, Diesem oder Jenem die
Priesterweihe zu geben, was er nach eignem Ermessen thun oder ausschla-
gen kann. Nur darf ein Solcher nicht unter 25 J a h r alt sein, und nie,
findet das erste 60 Tage vor Pesach, das zweite 60 Tage vor dem Laubhüttenfest
(Sekkoth) statt.
*) Diese, welche 360 Cellen enthalten haben soll, lag südöstlich ’/a Stunde vor der
Stadt; ihre Stelle wird durch einige Oelbäume bezeichnet.