
König der .Armenier, demselben, welcher die bekannte Reise zu dem Cban
der Tartaren machte, erbaut worden,, und ein Sohn von ihm liegt darin
begraben. An einer Säule der Vorhalle fand ich die Grabschrift auf einen
Bischof, welcher im Jah r 687 der armenischen Zeitrechnung, also 1238 n.
Chr. gestorben war. — Der Kaiser Konstantin d. Gr. und Sylvester, Bischof
von Rom, schenkten dem armenischen König Terdat und Gregorius Pho-
tistes bei ihrem Besuch diese Kirche und den Kalvarienberg, welche beide
in den Händen der Armenier blieben, bis der letztere, wie oben erwähnt
worden, durch Bestechung an die Georgier, und von diesen später an die
Griechen kam. Die Armenier sind aber noch im Besitz von einem Seiten-
theile der Grabeskirche, und haben auch täglich nach den Griechen einen
Gottesdienst in der Marienkirche am Oelberge. Ausserdem haben sie Theil
an der Kirche und dem Kloster zu Bethlehem, und ebenfalls Klöster
in Ramie und Jaffa. Im Innern des Landes giebt es sonst keine Armenier
mehr. —
Den 2ten Mai, den 2ten Ostertag nach dem orientalischen Kalender,
war grosse Messe bei den Armeniern. Die grosse Kirche war gedrängt voll,
und auf das Festlichste geschmückt und erleuchtet. Früh 5 Uhr begann
die Feier, der Patriarch celebrirte selbst. Vor der Messe hielten die Priester
in reicher goldgestickter Kleidung mit rothsammtnem Turban, mit Goldspangen
verziert und goldenen Kreuzen darauf, die Bischöfe mit dem Patriarchen
mit Bischofsmützen geschmückt, die noch mit Perlen und Edelsteinen
durchwirkt waren, einen feierlichen Umgang in der Kirche mit Gesang.
Chorknaben mit Lichtern gingen voran; ihnen folgte die niedere Geistlichkeit
ebenfalls mit Lichtern, dann die Wardapets und die Bischöfe mit
Krummstäben, starken Wachslichtern und Reliquien in Silber eingefasst—
2 trugen Kirchen von vergoldetem Silber, wahrscheinlich die von Edsch-
miadsin und Sis vorstellend —- zuletzt der Patriarch. Die Messe wurde auf
dieselbe Weise celebrirt. Dann hielten die sämmtlichen Geistlichen abermals
einen dr eimaligen Umzug in der Kirche, wozu die syrisch-jacobitischen,
die koptischen, und die schwärzlich abyssinischen Geistlichen aufgefordert
wurden, und ebenfalls reiche Gewänder erhielten. Der Patriarch ging unter
einem Baldachin, dessen 4 Stangen von 4 Geistlichen getragen wurden,
mit einem mit Edelsteinen und Perlen verzierten Kreuze, mit dem er das
Volk segnete. Erst gegen 9 Uhr war die Feierlichkeit vorüber.
Leider war die Bibliothek des Klosters, welche übrigens keine alten
Handschriften enthalten soll, wegen des noch nicht vollendeten Baues der
Patriarchenwohnung in grösser Unordnung, und desshalb für mich nicht
sichtbar. Die Bücher waren zerstreut bei einzelnen Wardapets und Bischöfen,
und ich konnte nur wenige Codices bei einem gefälligen, jungen Lehrer des
Klosters, Namens Tigran Hairapet, aus Smyrna, sehen, welche dieser
zufällig auf seiner Stube hatte, Der oben erwähnte Simon Murad hatte mich
mit ihm bekannt gemacht Unter diesen interessirten mich besonders zwei
Handschriften, deren eine die Geschichte des Cyriacus (Kirakos) und die
Chronik von Wardau dem Grossen, aus dem 13ten, und die Geschichte
Tamerlan’s von Thomas aus dem lö ten Jahrhundert, die andere die Geschichtswerke
des Agathangelus, Faustus Byzantinus, Moses Chorenensis,
Elisens, und des syrischen Patriarchen Michael enthält. Durch die Gefälligkeit
des genannten Lehrers erhielt ich eine Abschrift des letzten Werkes
für die königliche Bibliothek. Hier sah ich auch zum ersten Mal das in
Amsterdam 1669 gedruckte Geschichtswerk von Arrakhel, welches, da die
ganze Auflage nach dem Orient geschafft wurde, in Europa gar nicht zu
haben ist. Später war ich in Dschulfa so glücklich, ein vollständiges Exemplar
desselben für die königliche Bibliothek zu erwerben. Die zweite der
erwähnten Handschriften ist desshalb wichtig, weil sie vielleicht die Veran-
lassung war, zu glauben, dass Moses Chorenensis nicht bloss 3 , sondern
4 Bücher Geschichte geschrieben habe. Denn hinter dem Ende des dritten
Buches steht auf der rechten Seite unten am Rande „des Moses Chorenensis“
sc. Geschichte; links ist aber daneben bemerkt: „Diess ist nicht die Geschichte
von Moses, sondern von Mesrop.“ Diess war ein Historiker des lOten J a h rhunderts,
welcher eine Biographie des armenischen Patriarchen Nerses des
Grossen hinterlassen hat; und diese ist auch in dem Codex aut 2 9 ’ 2 Folioblättern
enthalten. Das 2te Kapitel spricht von der Weihe des Patriarchen
in Cäsarea (in Kappadocien), und das 3te giebt den Grund an, warum die
armenischen Patriarchen bis zu dem chalcedonisehen Condl ihre Weihe in
Cäsarea nachsuchten und erhielten. E r sagt: der Apostel Thaddens habe
dort einen seiner Schüler, Namens Theophilus, zum Oberpriester (Bischof)
eingeweiht, und sei dann erst nach Armenien gegangen. Dieses Geschichtswerk
ist zu Madras 1775 in Druck erschienen.
Dawud, der gefällige Dragoman des k. Pr. Consulats, machte mich mit
dem Bischof der syrischen Jacobiten bekannt, in dessen Kloster schöne syri-
sehej und karschunische Manuscripte sich finden sollen. Aber die Syrer sind,
ü i