
wurde es ihnen au fs Neue von den Muhammedanern untersagt, bis sie seit
4 Jah ren , durch das Interesse der Franken für sie, und namentlich durch
den Einfluss des englischen Consuls Mr. Finn, für 400 Piaster (24—25 Thlr.)
die Erlaubniss dazu von Neuem erhielten, und-wir waren die ersten Europäer,
denen es verstattet war, diesem Feste beizuwohnen. Sie wohnen in
Zelten auf dem Berge, und nur die Schwachen, Kranken und Unreinen
bleiben in der Stadt zurück.
Kurz, nachdem wir zurückgekehrt waren, begann die Feierlichkeit
gegen Mittag. Eigentlich geschieht diess gegen Abend,*) da aber diessmal
das Pesach auf einen Sonnabend fiel, an dem sie nicht arbeiten durften, und
dieser mit Sonnenuntergang des Freitags beginnt, so war sie auf den Mittag
verlegt worden. Der Opferaltar besteht aus einer breiten Kinne, welche
von Norden nach Süden geht, und an dem südlichen, etwas tiefern Ende
offen ist, um das Blut ablaufen zu lassen; der nördliche Theil ist etwas
abgerundet; am südlichen Ende brannte Feuer, über welchem 2 Kessel mit
Wasser standen, der Kand war mit Steinen ausgelegt. Die Schlächter
hatten ihren Turban mit einem Taschentuch umwickelt, trugen weisse
Hemden und Beinkleider, ebenso die dabei beschäftigten Knaben, wahrscheinlich
Söhne der Schlächter, und versuchten ihre Messer an der Zungenspitze.
Es wurden nun 5 Lämmer, welche dazu bereit standen, geholt, an
den Altar gebracht, und mit den Füssen gehalten. Gleichzeitig breitete
man unweit davon Teppiche aus, auf denen sich 12 Männer wahrscheinlich
mit Rücksicht auf die 12 S t ä m m e ^ in 2 Reihen aufstellten, wo ihnen
der greise Priester Salämah, Amrän, der Sohn, war der Erste in der vordem
Reihe. Zuerst fielen sie nieder zum stillen Gebet'; dann recitirten sie halb
singend, etwa ^ S tu n d e lang Gebete, das Gesicht nach der heiligen Stätte von
Bethel (sc. auf der Spitze des Garizim) gewendet, wobei sie meist die Hände
vorhielten, oder sie gleich den Muhammedanern in einander legten, zuweilen
auch bei gewissen Stellen mit einer oder mit beiden Händen über Gesicht
und Bart fuhren.**)
.*) Es geschieht nach 2. Mos. 12, 6.u.s, w.tr'ahyn pa „zwischen den beiden Abenden,“
wie Luther übersetzt, worunter die Samaritaner die Zeit zwischen Mittag und Sonnen-
Untergang verstehen.
**)Die Gebete, beginnend mit dem Preise des einigen Gottes, bestehen zuerst aus einzelnen
Stellen der 5 Bücher Mosis, und dann aus einigen geistlichen Liedern von ihren
gefeiertsten Dichtern, Ahu’lHasan es Süri, welcher vor 700 Jahren gelebt haben soll, und
besonders von ihrem berühmtesten und ältesten Schriftsteller, Marqa. Von ihm sagen sie,
Kurz vor dem Schlüsse wandte sich der Priester gegen die das ganze
Volk repräsentirenden 12 Männer, und segnete sie dreimal, wobei diese
nach jedem Segensspruche „Amen“ sagten. Dann lasen sie 2. Mos. Kap.
12., und bei den Worten des 6ten Verses „Und ein jegliches Häuflein in
Israel soll es schlachten zwischen Abends,“ welche der Priester besonders
laut sprach, damit die Schlächter sie hörten, wurden schnell hinter einander
die 5 Lämmer geschlachtet, indem man ihnen unter einem kurzen Gebet
die Gurgel durchschnitt, und den Kopf nur noch an dem Körper hängen
liess. Während diess geschah, recitirten die 12 Männer die erste Strophe
eines alphabetischen Gedichtes von Marqa, stellten sich dann um die nördliche
Seite des Altar’s, und lasen weiter vom 7ten Verse des 12ten Kapitels
im 2. B. Mos. „Und sollt seines Blutes nehmen, und beide Pfosten an der
Thüre, und die oberste Schwelle damit bestreichen, an den Häusern, da sie
innen essen“ u. s. w. bis v. 13. Da sie keine Häuser oben hatten, so konnten
sie natürlich dieses Gebot nicht erfüllen; auch sagte mir der Priester, dass
diess nur für jenen ersten und einzigen Fall geboten sei, daher sie es nicht
mehr beobachten. Dagegen sahen wir, wie sich Knaben mit dem Opferblute
einen Strich von der Stirn bis zu der Nasenspitze machten, und Väter
und Mütter an ihren Kindern, und selbst Säuglingen dasselbe thaten. Die
12 Männer lasen nun in 6 Abschnitten das 12te Kapitel zu Ende, und
zwischen jedem derselben eine Strophe des angefangenen alphabetischen
Liedes. Dann lasen sie das 13te und 14te-Kapitel ebenfalls in verschiedenen
Abschnitten, und mehrere andere Stellender 5 Bücher Mos., zuletzt
aber nochmals 2. B. Mos. 12, 42., in welchem Verse sie statt D'H'O©
lesen, indem sie der Ansicht sind, dass dieses Wort ihren Namen enthalte,
welchen Gott erwähnt habe, weil die Juden das Pesach nicht auf die rechte
Weise feierten. Unterdessen gössen die Schlächter warmes Wasser über
die Opferthiere, um das Abziehen der Wolle zu erleichtern; und, nachdem
diess geschehen war, wurden Querhölzer durch die Sehnen der über einander
dass seinem Vater bei der Geburt des Sohnes ein Engel im Traum erschienen sei, welcher
ihm geboten habe, denselben „Muschi“ zu nennen. Da aber dieser Name den Samaritanern
zu heilig ist, als dass ein Anderer ihn annehmen dürfe, so wurde es ihm nicht
gestattet, und er nannte ihn nun ttpto „Marqa,“ dessen Buchstaben denselben Zahlwerth,
345, haben. Alle diese Gedichte sind in samaritanischer Sprache verfasst, welche den
Uebergang von dem Hebräischen zu dem Aramäischen bildet. Die 2 alphabetischen
Gesänge von diesem Marqa wurden strophenweise, bald von der vordem, bald von der
hintern Reihe vorgetragen, und zwischen jeder Strophe „Lith eläh ella äd“*3S^i< fV»?
,,Es ist kein Gott ausser dem Einen“ gesprochen.