
Franken (Europäer), weil sie an ihrer Kleidung leicht zu erkennen waren,
häufig Beleidigungen, und selbst Thätlichkeiten ausgesetzt; jetzt, seitdem
Consulate bestehen, und die Consuln sehr geehrt und gefürchtet sind, kommen
solche Angriffe nicht mehr vor, und besonders hat Ibrahim Pascha sie mit
Strenge geahndet. Ein Ju d e , welcher während dessen Anwesenheit in
Damascus gewagt hatte, durch die Stadt zu reiten, war von den Muhammedanern
vom Pferde gerissen, und tüchtig durchgeprügelt worden. Da eine
Klage desshalb nichts half, weil die Thäter nicht ermittelt werden konnten,
so forderte Ibrahim Pascha ihn auf, am folgenden Tage diesen Kitt noch einmal
zu versuchen. Als er wieder schwer insultirt wurde, liess Ibrahim
Pascha durch seine verstärkten Beamten sogleich sämmtliche Muhammedaner,
die dabei thätig waren, ergreifen, und den Vornehmsten dieBastonade geben;
am folgenden Tage kamen Andere daran, und es sollte die Beihe ganz durchgehen,
bis der Ju d e selbst veranlasst wurde, für sie zu bitten. — Ibrahim
Pascha war gerecht, aber streng und tyrannisch. Mit gleicher Härte bestrafte
er die Muhammedaner, und selbst die Seid’s (Nachkommen des Propheten, den
einzigen Adel, den die Moslemen anerkennen), wie die Christen und Juden;
er hielt strenge Mannszucht unter den Soldaten, und das Wohl aller seiner
Unterthanen lag ihm gleichmässig am Herzen; er war gefürchtet zugleich
und hoch geachtet von allen Religionsparteien, und oft hörte ich die Zeit
seiner Herrschaft in Syrien als eine Art von goldenem Zeitalter rühmen. —
E r hatte einen schönen griechischen Jüngling, welcher sein Liebling, und
stets in seiner Eingebung war. Einst rauchte er seinen Tschubuk, der
Jüngling stand prächtig gekleidet neben ihm. Der syrische Tabak, namentlich
der beste, hat die Eigenthümlichkeit, dass er sprudelt, als ob er mit
Salpeter vermischt sei, und über den Kopf hervorquillt, gleichsam eine Mütze
darüber bildet. Als diess Ibrahim Pascha sah, befahl er dem Griechen, diess
wegznnehmen oder einzudrücken, und dieser, wahrscheinlich um seine Hand
nicht zu besehmuzen, schob es mit seinem Schuh weg. Sogleich liess ihn
Ibrahim Pascha enthaupten. — Als er (I. P.) nach Damascus k am , liess er
dort rekrutilren, erhielt aber nur die schlechtesten, meist unbrauchbare Sub-
jecte. E r eckte darauf die muhammedanisehe Bevölkerung unter irgend
einem Verwände nach der grossen, der Umaijaden-3Ioschee, und stellte, als
sie sich versammelt hatte, seine Soldaten an den Eingängen auf, welche bei
dem Herausgehen Jeden, den sie für waffenfähig erkannten, sogleich wegführten.
Als auch dieses Mittel nicht genug fruchtete, da die Einwohner
ihre erwachsenen Söhne in ihren Häusern verborgen hielten, so liess er seine
Soldaten in der Stadt einquartieren, sich mit den Hausbewohnern auf vertrauten
Fuss stellen, und ihnen in ihren häuslichen und ändern Arbeiten
helfen. Nach langer Zeit, als die Bewohner, dadurch sicher gemacht, ihre
Söhne allmälig zum Vorschein brachten, und diese der Einquartierung bekannt
geworden waren, liess er plötzlich Alarm blasen, und durch die dazu
instruirten Soldaten die jungen Bursche ergreifen, und unter das Militär
stecken. — Keiner seiner Soldaten durfte wagen, einem Bürger oder Bauer
etwas wegzunehmen, ohne ihm den verlangten Preis dafür zu zahlen; jede
Contravention wurde auf das Schärfste geahndet, aber jeder Soldat erhielt
auch pünktlich seine Löhnung. Diess steht im grellen Widerspruch zu der
Jetztzeit. Oefter sah ich, wie arme Bauern auf Eseln Holz nach der Stadt
zum Verkauf brachten, von Soldaten ergriffen und mit Gewalt, selbst mit
Schlägen, nach der Kaserne getrieben wurden, wo man das Holz ihnen abnahm,
ohne daran zu denken, es ihnen zu bezahlen. Klagen gegen solche
Gewaltthätigkeiten fanden kein Gehör, da die Landleute die Thäter natürlich
nicht anzugeben wussten. Dafür aber war das Militär auch oft 9— 11
Monate, und selbst noch länger mit seinem Sold im Rückstände; doch erhält
es regelmässig, was es zu seinem Unterhalt bedarf, mit Ausnahme von
Kaffee und Tabak. — So lange die Herrschaft Ibrahim Pascha’s bestand,
blühte der Handel und alle Gewerbe — jetzt liegt Alles darnieder. Ibrahim
Pascha und der gleich energische Emir Beschir in dem Libanon säuberten
das ganze Syrien und Palästina, wenigstens diesseits des Jordan s, von allem
räuberischen Gesindel, und verbreiteten Furcht und Schrecken unter den
Beduinen. Von Hebron bis nach Aleppo konnte man damals ohne alle Bedeckung
sicher reisen, während man jetzt — wenigstens war diess vor 5
und 6 Jahren der Fall — gleichsam vogelfrei ist, sobald man das Weichbild
eines Ortes verlassen hat. IbrahimPaseha soll öfter Rundreisen durch einzelne
Ortschaften in Begleitung von nur wenigen Personen gemacht, dort sich
bestimmte Leute, die ihm angezeigt worden waren, eitirt, und, als diese, in
der Hoffnung eine Belohnung zu erhalten, erschienen waren, den Befehl
gegeben haben, sie sogleich zu köpfen.
Sonnabend, den 7ten August, machten wir mit ungarischen Emigranten
und deren Familien zu Fuss eine Landpartie durch das nahe gelegene
Dorf Dschobar nach einem Wäldchen, wo bei einer Hütte und an einer
Quelle eine Schwarze uns den Kaffee bereitete, der Koch des Consulats das