
ansetzte, den ganzen Tag nicht los werden. Mehrere von unserer Gesellschaft
badeten sich in dem See, und bestätigten, was man schon oft gelesen
und gehört h a t, dass man mit Gewalt in die Höhe getrieben werde, und
nirgends so leicht schwimmen könne; aber sie fühlten fortwährend ein
Jucken über den ganzen Körper, nachdem sie heraus waren. Nach der Versicherung
Roth’s , des Naturforschers, welcher zuerst die tiefe Lage dieses
Thaies entdeckt hatte, kann kein lebendes Wesen darin existiren. Die
Beduinen brachten uns für ein Bakschisch (Trinkgeld) Conchylien, die aber
Roth für Erzeugnisse des Jordans erklärte; und eine andere Art schwarzer
Conchylien, welche ein Beduine mir aus weiter Entfernung von dem westlichen
Ufer brachte, war nach Both’s Meinung aus einem ändern süssen
Gewässer, welches sich in den See ergiesst, dahin gekommen. Dass aber
auch sonst kein Thier sich in seiner Nähe aufhalte, und kein Vogel über
dasselbe fliege, ist eine durchaus unbegründete Sage. Ich fand am Ufer die
Flügel einer wahrscheinlich von einem Raubvogel getödteten Seemöve, und
wir sahen eine Schaar Störche, oder wilder Gänse, welche von Süden nach
Norden mitten über den See geflogen kamen.
In der Verschlafenheit und Eile , mit welcher wir in der Nacht aufgebrochen
waren, hatten wir vergessen, Wasser aus der Quelle mitzunehmen,
bei der wir gerastet hatten. Die Hitze (und vielleicht auch die salzige Ausdünstung
des See’s) hatte unsere Gaumen ganz ausgetrocknet; die wenigen
Apfelsinen, die uns noch zu Gebote standen, und Wein, befriedigten uns
nicht: und so litten wir brennenden Durst, da Stunden weit kein trinkbares
Wasser aufzutreiben war, und ich mein Jordanwasser nicht Preis geben
wollte. Mit Resignation setzten wir uns um 11 Uhr wieder zu Pferde, und
kamen nach etwa einer halben Stunde durch hohes Schilf und Gesträuch
an eine Pfütze, welche gutes Wasser enthalten sollte. Der übermässige
Durst verleitete mich, von dem Wasser, welches den Geschmack von faulen
Eiern hatte, mehr, als mir gut war, zu trinken, und noch dazu unvermischt, da
mein Diener unklugerweise den Raqi (Branntwein aus Weintrauben gepresst,
ähnlich dem Kirschwasser) hatte verpacken lassen. Bald verspürte ich die
Folgen dieser Unbesonnenheit, indem ich von heftigen Leibschmerzen u.
s. w. gepeinigt wurde.
Das Kloster Mar Saba, auf welches wir zusteuerten, sollte 3 Stunden
von dem todten Meere entfernt sein: Der Weg dahin war sehr beschwerlich,
über Sandhügel zuerst, in deren Nähe wir noch viele Salzablagerungen
bemerkten, dann über steile und unfruchtbare Gebirge; und, als wir nach
3 Stunden möglichst starken Rittes, so viel mein träges Pferd vermochte,
nach der Entfernung des Klosters fragten, sagte man uns, es seien n o c h
3— 4 Stunden bis dahin! Bei einer Cisteme voll schmuzigen, schlammigen
Wassers hielten wir an. Ich warf mich auf den ausgedörrten, sonneverbrannten
Boden hin, und schlief vor Erschöpfung sogleich ein. Von dem
Wasser mochte ich trotz allem Durst nicht trinken; es wurde von einem Mucker
geschöpft, welcher hineinsprang, und sich darin badete. Mittlerweile war
die andere Gesellschaft mit den Beduinen vorausgeritten. Nach kurzem
Verweilen ritten wir ihnen nach — sie war uns aber aus dem Gesichte verschwunden;
und so ritten wir eine halbe Stunde fo rt, bis Einer von den
Beduinen glücklicherweise zurückkam, und uns sagte, dass wir einen ganz
falschen Weg eingeschlagen hätten. Wir hatten uns zum Ueberfluss noch
um eine halbe Stunde verritten, waren aber doch froh, jetzt einen sichern
Führer zu haben. Mein Pferd, an welchem ich schon die Reitpeitsche ganz
zerschlagen hatte, war nur dadurch von der Stelle zu bringen, dass mein
Diener hinter mir ritt, und unaufhörlich auf das arme Thier loshieb. Die
Gegend war und blieb kahl und öde; nur manchmal hatten wir auf den
hohen Bergkämmen eine schöne Aussicht auf das todte Meer, an der ich
mich aber leider nicht sehr ergötzen konnte. Erschöpfung, Durst und Hitze,
verbunden mit den heftigsten Leibschmerzen, hatten mich in eine förmliche
Apathie versetzt, so dass ich auch die letzte zwar breite, aber wegen der
glatten Felsen nicht ganz gefahrlose Strasse am Felsenabhang über einen
tiefen, schmalen Grund, aus dem sich auf der gegenüber liegenden Seite
fast ebenso spnkrecht ein anderer hoher Felsen mit Höhlen von Raubthieren,
zum Theil auch mit Gemäuer von Menschenhänden gebildet erhebt, mit
grösser Gleichgültigkeit hinaufritt, bis wir endlich an dem hoch oben, aber
nicht an der höchsten Spitze in Felsen gehauenen Kloster Mar Saba anlangten.
Wir blieben, da Damen bei uns waren, welche das Kloster nicht betreten
dürfen, nicht in dem Kloster selbst, sondern Hessen unsere Zelte hinter demselben
aufschlagen. Nach kurzer Ruhe, und nachdem wir unsern brennenden
Durst in trefflichem, kühlem Wasser gelöscht hatten, eilten wir, so gut
unsere steifen GHeder es vermochten, in das Kloster, wo wir unsere ändern
Reisegefährten schon etablirt fanden, und mit Kaffee, gutem Liqueur und
gutem Wasser erquickt wurden.
Man zeigte uns dann die Gräber des Mar Saba und des Johannes Da