
erste Patriarch der Maroniten; um das Jah r 686 n. Chr. wurde er von dem
Papst Sergius mit dem Pallium bekleidet. — Sie beklagen sich sehr darüber,
dass Viele der neuern Kirchenhistoriker sie des Monotheletismus beschuldigt
haben, und dass diese meinen, ihnen sei desshalb der Name „Mardai-
ten,“ d. i. „Rebellen“ beigelegt worden. Sie behaupten dagegen, weder
vor, noch nach dem Kaiser Constantinus Pogonatus komme dieser Name
vor, den ihnen allerdings im Gegensatz gegen die „Melchiten“ d. i. „die
königlich Gesinnten“ damals die Häretiker, aber nur diese, gegeben haben,
weil sie sich von diesem ketzerischen Kaiser losgesagt, und an den Dogmen
der katholischen Kirche, wie früher und zu allen Zeiten, fest gehalten
hatten. Der maronitische Patriarch erhielt hierauf von dem Papst den Titel
eines Patriarchen von Antiochien, und behielt denselben auch bei, besonders
nachdem der lateinische Patriarch dieser Stadt, Elias, nach deren
Eroberung durch den Mamluken-Sultan Melik ed Dhäher Bibars, im J . 1268
n. Chr. mit seinem ganzen Klerus und den Laien seiner Heerde, theilweise
Franzosen, sich in das Gebirge des Libanon zurückzuziehen genöthigt
gewesen war. Der damalige marönitische Patriarch, Simon, nahm sie wohlwollend
auf, versorgte sie mit Lebensmitteln, und schenkte ihnen Wohnungen
und Ländereien. Der Papst Alexander IV. sandte ihm dafür ein
Danksagungsschreiben, worin er ihm den Titel eines Patriarchen von Antiochien
beilegt, und mehrere der folgenden Päpste ertheilten den maronitischen
Patriarchen bei ihrer Bestätigung denselben Titel. —- Als im J . 1249
Ludwig der Heilige auf der Insel Cypern landete, fand er dort eine maronitische
Kolonie von ungefähr 190,000 Seelen, und seit dieser Zeit datirt
sich hauptsächlich ihre nähere Verbindung mit Frankreich. Die Maroniten
wurden die Hauptstütze der Könige von Cypern aus dem Hause Lusignan.
Der Erzbischof von Cypern, von einigen Historikern „Patriarch von Je ru salem“
genannt, residirte in Nikosia, der Hauptstadt der Insel, wo er Ludwig
den Heiligen bei sich aufnahm. Der Armee des Letztem hatten sich 5000
Maroniten angeschlossen, von denen nur 102 zurückkamen. Gleichzeitige
Historiker berichten, dass der Fürst des Libanon ihm nach seinem unglücklichen
Rückzug nach St. Je an d’Acre unter Anführung seines eignen Sohnes
25000 Mann mit Proviant und ändern Geschenken zugeschickt habe.
Ausser den Klöstern der Maroniten finden sich in dem Libanon noch-
1 Kloster der Karmeliter bei Bscherre, 1 Kloster der Franciscaner von der
terra santa, 2 Klöster der Kapuziner, deren 1 in Ghasir ist, 2 Klöster der
Jesuiten, das eine in Ghasir, das andere in Sahle, und 2 der Lazaristen.
In allen diesen ist die Zahl der Mönche zwischen 1 und 6 ; ferner giebt es hier
katholische Syrer, welche von den Jacobiten sich getrennt, und mit der römischen
Kirche vereinigt haben, mit 2 Mönchsklöstern von 1— 8 Mönchen, katholische
Armenier mit 3 Klöstern zu 2 — 30 Mönchen und 1 Patriarch, der
sich Katholikos von Sis nennt. Die katholischen Griechen oder Melchiten
haben nicht nur 12 Mönchs - und Nonnenklöster, zu 4— 30 Personen, sondern
zählen auch 6— 7000 Laien, die nichtunirten Griechen, welche nur
in der Gegend von Tarabolus leben, zählen 7000 Seelen und 5 Klöster zu
1— 8 Mönchen. In dem ganzen Libanon sind demnach 112 Klöster. Ausser-
dem wohnen auf diesem Gebirge noch ungefähr 100 Türken an verschiedenen
Orten zertreut, ferner 800 Mutewelly’s und an 18000 Drusen; die
Letztem vornehmlich in dem südlichen Theile desselben, wo sie sich ungefähr
seit dem Jah re 1300 n. Chr. ausgebreitet haben.
Maroniten finden sich ausser dem Libanon noch auf Cypern, wo sie
auch ein Kloster haben, in Haleb, Ta'rabolus, Beirut, Damascus, Saida,
Nazareth, wo ebenfalls ein Kloster ist, Acca, Jaffa, Alexandrien, Damiette
und Cairo, und noch einige wenige in Jerusalem, die sich ganz an die Lateiner
angeschlossen haben. Früher hatten sie dort eine Kirche neben der
Grabeskirche; da aber einst ein Schwarzer in dem dazu gehörigen Brunnen
ertrank, so wurde sie ihnen genommen, und an die Kopten verkauft. Sie
haben 9 Erzbischöfe und Diöcesan-Bischöfe in Haleb, Damascus, Beirut,
Saida (Eopolis, Patri-Dschebäel?), Ehden, Tarabolus und auf Cypern;
6 andere haben keine Sitze, 2 von diesen sind als Vicare bei dem Patriarchen,
der Eine für die geistlichen, der Andere für die -weltlichen Angelegenheiten,
ein Dritter hat seinen Wohnsitz in Rom, wo er seine Nation bei
dem päpstlichen Stuhl vertritt, die 3 Uebrigen wohnen in verschiedenen
Klöstern des Libanon. Alle diese Erz- und Bischöfe erhalten ihre Ernennung
und Weihe voii dem Patriarchen , welcher selbst wieder von den
Bischöfen seiner Nation erwählt, und von dem Papste bestätigt wird.
Der Patriarch erzählte mir, dass die Prinzessin Mariane von Preussen,
frühere Gemahlin des Prinzen Albrecht, ihn auch besucht habe, und über
die gastfreundliche Aufnahme bei ihm sehr erfreut gewesen sei. Dagegen
musste ich ihm von meinen Reisen, von Preussen und den europäischen Verhältnissen,
die ihm natürlich ganz fremd waren, so Manches mittheilen. Ich
lenkte dann das Gespräch auf die Litteratur, Und erkundigte mich, ob ich