
lesen konnte. Diess ist ohne Zweifel der ejubidische Fürst dieses Namens,
welcher kurze Zeit Beherrscher von Damascus war, dann aber im J . 635
d. H. 1237 n. Chr. abgesetzt, und zum König von Baalbek ernannt wurde,
und nicht der gleichnamige Mamluken-Sultan, der 743 — 46 d. H. 1342-—45
n. Chr. regierte.
Donnerstag, den 1. Septbr., machten wir nur eine kleine Tour, daher
ich mit dem Kawass vorausritt, um andere Sehenswürdigkeiten O der Um\ Ogegend
in Augenschein zu nehmen. Auf dem östlich von den Ruinen liegenden
Berge sieht man die Ruinen einer Kapelle, welche ich, da sie nichts
Merkwürdiges enthalten sollte, nicht besuchte. Meine Absicht war, nach
der Quelle, den Steinbrüchen, und einem kleinen Tempel, Kubbet ed Durs
genannt, den man von den Ruinen aus in der Ebene erblickt, zu reiten. Die
beiden, ebenfalls von da aus südlich gelegenen Steinbrüche, aus denen die
Werkstücke jenes kolossalen Gebäudes sichtbar genommen waren, sind nur
Stunde von da entfernt. In einem derselben lag noch ein ungeheuerer
schon zugehauener 4eekiger Steinblock. Leider mangelte die Zeit, um noch
zu dem über */ 2 Stunde weiter entfernten Tempel zu reiten, da mittlerweile
die Mucker das Zelt abbrachen, und der folgende Weg als sehr unsicher
geschildert worden war. Wir begaben uns daher durch die Stadt nach Räs
el Ain, der Quelle, welche Baalbek so reichlich mit schönem, frischem
Wasser versieht. Dabei ist ein altes, weitläufiges, je tzt aber-verfallenes
Gebäude, warscheinlich eine frühere Moschee. Auf einem nahe dabei lieogenden,
zugehauenen Steine sah ich eine arabische Inschrift, auf welcher stand,
dass Belär(?) er Rumi, also ein Grieche, der Eroberer gewesen, und dass
das Gebäude im J . 676 d. H. 1277 n, Chr., also in dem Todesjahr des Melik
ed Dhäher Bibars, des Mamluken - Sultans, erbaut worden war. Es sind
3 Quellen neben einander, welche etwa 100 Schritt davon schon eine Mühle
treiben. Von da ritten wir zu der ebenfalls verfallenen, schönen Moschee,
deren Erbauung, wie ich aus einer dortigen Steininschrift ersah, in dasselbe
J a h r 676 d. H. fiel. Durch das breite Thor kamen wir in einen Hof mit
einem ausgetrockneten Wasserbassin, an dessen 4 Seiten Granitsäulen
stehen. Granit- und Porphyrsäulen und Säulenfragmente liegen umher.
Von da kommt man durch ein zweites Thor an der Ostseite — das erstere
ist an der Südseite — in das eigentliche Heiligthum mit 3 Reihen Granit-
und Porphyr-Säulen; die erstem beiden enthalten jede 10, die letzte vor dem
Mehräb, dem Platze des Imam, deren nur 8 , da in der Mitte wieder ein
Thor ist. Alle diese' Säulen sind noch ganz gut erhalten. Hierauf ritten
wir bei einem grossen, wüsten, ehemals mit Häusern bebauten Platze und
der Ruine vorbei, und erwarteten dann den Mucker. — Die Stadt soll erst
seit dem letzten Erdbeben so in Verfall gerathen sein, und sich nur allmälig
wieder erholen. Der Führer versicherte mir, dass sie früher grösser als
Damascus gewesen sei?? Sie enthält jetz t 4—-500 streitbare Männer, von
denen 70 griechisch-katholische Christen sind, welche hier einen Maträn
(Bischof) haben. Das Christenquartier liegt an der Südostseite der Stadt
am Berge. Ausserdem sind daselbst etwa 150 Mutewellys, Die Uebrigen
sind sunnitische Muhammedaner, welche der Zahl nach ungefähr den Christen
und Mutewelly’s zusammen gleichen. Der Fluss oder vielmehr Bach von
Baalbek, Nähr el wustäny „der mittlere Fluss,“ (weil er
mitten durch die Stadt geht,) .verliert sich in der Umgegend, die er bewässert,
Und hat demnach keinen Zusammenhang mit dem Litäny.
Wir kamen dann bei der westlich einige Hundert Schritt von der Ruine
entfernten Kaserne vorbei, in welcher circa 200 reguläre Soldaten lagen,
ritten stets in gerader, westlicher Richtung fort bei einem nur vonMutewelly s
bewohnten Dorfe vorbei Ajjäd (oder Qajjäd)-genannt, sahen einige Hundert
Schritt von der Strasse eine einzelne, aufrecht stehende Säule im Felde,
und kamen nach ungefähr 2 Stunden zu dem 'am Fusse des Libanon liegenden
Dorfe , ♦ Deir el ähmar, „das rothe Kloster,“ so genannt von
dem dabei ligenden kleinen Kloster dieses Namens, und mit ihm in das
Gebiet der Maroniten. Früher war hier der Sitz des jacobitischen Bischofs
von Bitalbek, cf. Assemani bibl. or. II. diss. de Monophysitis s. h. v. Sein
Wasser erhält es von der Quelle ’Ain nede, \ 5 tXi? deren Wasser um das
Gebirge herUmläüft, nur bis.dahin reicht, und dort in -Brunnen gesammelt
wird. Von da beginnt das Gebirge. Wir gelangten nun in einen sogenannten
Eichenwald, welcher eine grosse Strecke von den Ausläufern des
Libanon, viele Stunden weit einnimmt; die Eichen desselben aber, von denen es
2 Gattungen giebt, die eine seltnere, grossblättrige und den unsrigen ähnliche,
is^Xj Ballut, und die andere gewöhnliche mit kleinen stacheligen Blättern
und Dornen versehen, Sindjän genannt, erheben sich nur
selten zu verkrüppelten Bäumen, so dass es eigentlich nur ein grösser Buschwald,
ein Wald von Sträuchern ist. Nach etwa 2 Stunden kamen wir zu
einem kleinen, nur im Winter bewohnten Dörfchen, Dschedije oder Schetije
genannt, und nach abermals 1 — 1 1/2 Stunde zu dem ebenfalls nur kleinen,