
von Lehm oder Stein oft mit Wasser besprengt wird, gegen die Sonnenstrahlen
absperrt. Da die Sonne unaufhörlich scheint — nur selten zeigt
sich ein Wölkchen — und der Reflex der Sonnenstrahlen von den gelben
Lehmwänden den Augen sehr nachtheilig ist, so sieht man hier sehr viele
Blinde; und gern hätte ich eine blaue Brille getragen, wenn ich nicht das
Auffällige, und die Bemerkungen der Moslems z. B. „Es ist kein Gott ausser
Allah“ oder „Allah lebt noch“ d. h. um dich zu vernichten, gescheut hätte.
— Ausser einem gelinden frieseiartigen Hautausschlag, der uns Alle ergriffen
hatte, und sehr lästig war, leidet man hier, wie in dem ganzen Orient, an verschiedenem
Ungeziefer, als da sind Geizen, grosse und kleine Ameisen, Flöhe,
und oft auch Wanzen. Taranteln und Skorpione sah ich in Damaseus nicht,
obgleich sie in manchen Häusern häufig sein sollen. Die von le tz tem, so
wie von giftigen Schlangen herrührenden Stiche und Bisse heilt man leicht
durch einige Tropfen flüchtigen Ammoniakgeist.
Den 25. August verliess uns W. Rose, um über Baalbek naeh Jerusalem,
und von da über Alexandrien nach der Heimath zurückzugehen. Wenige
Tage darauf zog ich mit Wetzstein aus nach seiner neuen Wohnung, welche
eine der schönsten, vielleicht die prächtigste in Damaseus ist. Sie wurde
früher von einem Persischen Prinzen und Prinzessin bewohnt, und auch
Ibrahim Pascha hatte darin seine Residenz aufgeschlagen. Wir bewohnten
nur den dritten, aber den grössten und schönsten Theil des Ganzen, das
eigentliche Harem, während die Familie des Besitzers die beiden kleinern
Höfe inne hatte. In einer schmalen Gasse führt eine kleine hölzerne Thüre
durch einen langen schmalen Hofraum in einen breitem, der zu einem Garten
eingerichtet ist, bepflanzt mit kolossalen Feigenbäumen von der Grösse,
unserer Eichen, so wie mit süssen und sauem Citronen- und ändern Bäumen
neben Weinstöcken. Eine kleine Thür von da führt wieder durch einen
gewölbten Gang in den 38 Schritt langen und 30 Schritt breiten, mit vielen
Orangenbäumen aller Art besetzten Hof, welcher mit Marmorplatten von
verschiedener Form und Farbe ausgelegt, in der Mitte ein grosses Bassin
von Marmor mit Goldfischen hat, welches so gross ist, dass man darin herumschwimmen
k a n n , ferner ausser der namentlich in der Decke prächtig verzierten
offenen Halle, drei Empfangszimmer oder vielmehr hohe grosse Säle,
deren einer immer schöner ist als der andere, mit getäfeltem Marmor und
Bassins von verschiedenen Formen musivisch verziert, von welchen das eine
labyrmthartig geformt eine formliehe Berühmtheit in Damaseus erlangt hat.
Auch ein Bad befindet sich darin, sowie unten ausser der geräumigen
Küche mehrere Zimmer für die Kanzlei und die Dienerschaft, und ein
Pferdestall. Eine Treppe hoch sind mehrere Zimmer, die wir theilweise bewohnten,
aber nicht ausfüllen konnten; und von dem platten Dache hat man
die schönste Aussicht auf die Stadt, den Antilibanon und das Haurange-
birge. Freilich kostete diese Wohnung ohne Einrichtung auch 5000 Piaster,
oder etwas über 300 Thlr. an jährlicher ganz voraus zu bezahlender Miethe.
Die Hitze war und blieb den ganzen August bis in den September
hinein sehr gross, oder wenigstens drückend. Wir hatten zwar nicht über
28 0 R. im Schatten, aber das Schlimmste dabei war, dass auch die Abende
nicht viel kühler wurden, und selten sich ein erfrischendes Lüftchen erhob.
Nur vor Sonnenaufgang stellte sich zuweilen ein empfindlicher Temperaturwechsel
ein. Dabei hat man die erschreckende Gewissheit, 6 — 8 Monate
lang keinen Tropfen Regen zu bekommen. Kein Wölkchen zeigt sich während
dieser ganzen Zeit am Himmel, und die Klarheit und Trockenheit der
Luft macht auch, dass man dann weder Morgen - noch Abendröthe bemerkt.
Ausnahmsweise hatten wir schon zu Ende August einmal einen europäischen
Himmel ganz mit Wolken bezogen, bei einigen Donnerschlägen, ohne dass
es jedoch regnete *). Zugleich waren wir in den darauf folgenden Tagen
mit einer Hitze gesegnet, wie man seit Menschengedenken dort nicht erlebt
hatte. Wir hatten 34° R. im Schatten. Da Damaseus den kühlenden Seewinden
durch das Gebirge, an dessen Fusse es liegt, versperrt, dagegen den
heissen Südwinden, wie den Winden der Wüste fortwährend ausgesetzt ist,
so wirkt die Hitze hier intensiver, und ist anhaltender als an ändern weit
südlicher gelegenen Orten. Dabei kommt aber den Damascenem zu Statten,
dass sie nicht n u r, wie in dem ganzen Orient, das Wasser in unglasirte
Töpfe schöpfen, wodurch es wegen der Verdunstung stets in angenehmer
Frische erhalten wird, sondern dass ihnen auch den ganzen Sommer hindurch
auf Eseln jeden Morgen Eis aus einigen Höhlen des Antilibanon zugeführt
wird, womit sie, da es sehr billig verkauft wird, das Trinkwasser noch mehr
erfrischen können. Nur wenn, wie gerade in diesem Jahre der Fall war, die
*) Es war diess den 27ten August (den löten d. M. alten Stils), an welchem die
Griechen das Fest der Himmelfahrt Mariä j.Td el ’odhra“ feiern. Die
Muhammedaner feiern an demselben Tage das Nussfest, „Id el dschoz,“
und behaupten, dass von dieser Zeit an die Wallnüsse erst zum Abnehmen reif seien;
auch sollen nach ihrer Meinung mit diesem Tage die starken Winde beginnen.