
Mehadia.
Dann fuhren wir über eine Brücke da, wo die bêla sc. rêka („der weisse
Flu ss“ ) mit der zrna („dem schwarzen“ ) sich vereinigt, und gelangten um
10V2 Uhr (also nach drei Stunden) nach Mehadia. Der Weg dahin gleicht
dem, welchen wir zuletzt au f der Donau gefahren waren, ist sehr romantisch,
und Mehadia selbst liegt zwischen zwei hohen, steilen Felsen. Mit Mühe
bekamen wir noch in Ferdinands-Hof, wo die k. k. Bad-Kanzlei ist, Quartier,
obgleich die Zahl der Fremden noch sehr gering war. Der Grund dieser
Logis-Noth lag darin, dass das Gebäude noch nicht vollendet war. Noch
immer arbeiteten die Maurer um uns herum; die zwei in einander gehenden
Zimmer ohne Oefen, welche wir erhielten, waren kaum geweisst, die Dielen
trugen noch viele Spuren des Kalkes, waren eben erst gescheuert, noch sehr
feucht, und konnten auch nur schwer trocknen, da sie zu ebener Erde lagen,
und die Sonnenstrahlen nicht hineindrangen. Unter uns rauschte die Zrna
über Felsblöcke, und dicht an derselben erhoben sich die gewaltigen Felsmassen,
welche die Sonnenstrahlen nur bei hohem Stande der Sonne wenig
über die Fenster in die Gemächer, scheinen liessen. Wir hielten uns nicht
lange hier auf, sondern gingen alsbald aus, um zuvörderst den kleinen Badeort
in Augenschein zu nehmen. Das Städtchen Mehadia liegt jenseit des
Gebirges, etwa 1 — D [2 Stunde von dem Bade entfernt) wir hatten es von
Weitem gesehen, als wir über die Brücke fuhren, welche durch eiserne
hohle Cylinderbogen festgehalten wird- Der Badeort besteht aus zwei Keihen
von Häusern, deren rechte Seite fast ganz von dem Theresien- und Franzens-
Hof eingenommen wird; an die linke schliessen sich zwei Keihen von Buden
an In der Mitte steht eine Fontaine mit dem keulentragenden Herkules__
denn die Bäder von Mehadia heissen „die Herkulesbäder“. Es findet sich
hier auch ein Militair-Spital und zwei Kirchen. Oesterreicher, Ungarn, Serben
und Walachen sieht man hier bunt durcheinander. Gegen Abend erstiegen
wir noch den Fels an der linken Seite bis zu dem Czoris - Pavillon,
von dem man nach beiden Seiten der Zrna hin eine wonnige Aussicht über
die Kuppen der Berge und Felsen geniesst. Hier sahen wir zuerst wieder
Nadelholz, eine Art Kiefern, dann die türkische Haselnuss, den Wallnussbaum,
die Syringa vulgaris (Hollunder), Wein und die weissblättrige Linde,
sammtlich wild wachsend. Nahe dem Pavillon, nur etwas tiefer, liegt die
Dampf-Kamin-Höhle, eine grosse im Innern geräumige Höhle mit etwas
verengtem Eingang, bei welchem zwei Löcher in dem Boden sind, aus denen
fortwährend geruchloser Dampf emporsteigt. Das Thermometer, welches
Mehadia. Abreise von Orsova.
wir hinein hielten, zeigte 3 9 - 4 0 Grad Röaumur. In der Nähe des Badeortes
wehte ein eigenthümlicher, lieblicher Duft, welcher wahrscheinlich von
Liner wild wachsenden Blume kam. In der Umgegend wird viel Mais, Wein
L a i Roggen gebaut. Montag den 2 1 . Ju n i gingen wir früh die Zrna hinauf,
[bei dem Herkulesbade vorbei bis zu der zweiten Brücke über den Fluss, wel-
Lher dort einen Wasserfall bildet, dann über diese, und das linke Ufer entlang
Ibis zu dem Badeort. Dort nahmen wir ein Bad. Das Wasser des Herkules-
IBades hat von Natur eine Wärme von 39 Grad Röaumur, wird aber m dem
¡Nebengebäude bis zu 28 Grad abgekühlt. Nach Mittag bestiegen wir den
hoch über dem Orte auf einer Felsenspitze angelegten Pavillon, und gingen
l a r a u f die Zrna hinab bis zu dem Josephs-Brunnen, dessön Wasser wegen
¡des starken Schwefelgehaltes einen sehr unangenehmen Geschmaek hat.*)
■Dienstag , den 22ten, machten wir am frühen Morgen noch einen Spazier-
■ gang nach der unter dem Czoris - Pavillon und gerade über dem Herkules-
iBade gelegenen sogenannten Räuberhöhle, welche nicht mit Unrecht diesen
■Namen führt, da man nicht leicht einen passendem Ort zu einem Schlupfwinkel
ausfindig machen kann. Sie besteht aus drei hohen und breiten natürlichen
Höhlen, mit mehreren verengten Ausgängen, welche leicht zu verte
id ig e n sind. Die Höhlen oder Gewölbe können eine grosse Anzahl Men-
Psehen verbergen, und die verschiedenen Ausgänge erleichtern im I alle der
iBedrängniss das Entrinnen. Um 3 Uhr Nachmittags fuhren wir in einem
Id em vorigen ähnlichen Leiterwagen für 4 J i| fl. Münze nach Orsova zuiück.
■Auf der Fahrt bemerkten wir an dem linken Ufer der Zrna einen dicht an
»derselben hingehenden Pfad, vielleicht ursprünglich eine Strasse, eingehauen
in den Felsen, wie wir vorher an der Donau gesehen hatten, und sahen weiterhin
ausser den auf der Hinfahrt bemerkten vier Bogen der römischen Was-
■ serleitung noch elf andere vollständig erhaltene neben einander, und einen
P zwölften halb eingestürzten. Ueber je zweien derselben waren kleinere Bogen.
Kurz nach 6 Uhr Abends begaben wir uns nach dem Dampfboot Her-
[ mine, mussten aber bis gegen-9 Uhr warten, bis unser Gepäck wegen des
[ Ausgangszolles visitirt war, und fuhren dann bei grösser Hitze bei Neu-Or-
*) Am Abend sahen wir eine Menge unsern Johanniswürmchen ähnliche Insecten,
die aber grösser waren als die unsrigen, und ein stärkeres, nicht ruhiges, sondern flackerndes
Licht verbreiteten- Die ganze untere Seite des Hintertheils flackerte fortwährend.