
Cisternen, und das königl. Preussische Consulat hat deren 5. 'D a es in
dem letzten Winter fast gar nicht geregnet hatte, so fürchtete man schon,
die Stadt wegen Wassermangels verlassen zu müssen, als Mitte März endlich
der für uns Reisende so lästige, für die Bewohner Jerusalem s aber so heilsame,
heiss ersehnte ötägige Regen kam, welcher sämmtliche Cisternen der
Stadt wieder füllte. Der Bischof Gobat hatte aus Fürsorge für 6000 Piaster
Wasser gekauft!
Unwillkührlich wurde ich bei dem Anblick der Häuser von Jerusalem,
an die von Rhodus erinnert, und wahrscheinlich haben die Johanniter Ritter
als sie diese Insel besetzten, die jerusalemische Bauart sich zum Muster
genommen. Mit Damascus verglichen erscheint Jerusalem als eine halbeuropäische
Stadt, da man hier, namentlich vor dem Osterfest einer Menge
von Europäern aus allen Ländern begegnet, Viele der Eingebornen selbst
neben ihrer Muttersprache, der arabischen, noch das Italienische sprechen,
und, was in Damascus unerhört ist, viele Läden der Kaufleute, besonders
in der Strasse, in welcher die Locanda liegt, auch europäische, meist italienische
Eirma’s haben.
Wenn ich vorhin sagte, dass Jerusalem selbst kein Quellwasser besitze,
so ist diess nur von der eigentlichen, ummauerten Stadt zu verstehen. Unter
der Omar-Moschee soll allerdings eine Quelle sein, welche wahrscheinlich
mit der Quelle Siloah zusammenhängt; doch habe ich nichts Näheres darüber
erfahren können. Diese, die Quelle Siloah liegt am Abhänge des Ophel,
und nahe der Südseite dieses Hügels. Vor ihr ist ein kleines Bassin, und
steinerne Stufen führen von da hinunter zu der Quelle selbst, welche immer
noch die Eigenthümlichkeit haben soll, dass sie täglich einmal plötzlich aufbraust,
anschwillt, und viel Wasser ergiesst, dann aber wieder fällt. Als
ich mit Dr. Rosen sie-besuchte, kam eben ein Abyssinier heraus , welcher
sich darin gebadet hatte, und uns versicherte, dass das Wasser noch immer
sehr heilsam für die Augen sei; es hat übrigens einen bittern, salzigen
Geschmack. Ein unterirdischer, ausgehauener Gang führt von ihr bis zu
der untern Quelle. Dr. Robinson war durch denselben gekrochen, wir aber
zogen es vor, von aussen nach derselben zu gehen, welche einige hundert
Schritt nördlich von dieser, scheinbar tiefer, in der That aber höher liegt.
Sie heisst daher die „untere Quelle,“ und wird auch die Quelle der Jungfrau
genannt. Das beste Wasser liefert aber der Brunnen Rogel, I"1? , jetzt
gewöhnlich „Hiobs-Brunnen“ oder auch „Nehemias-Brunnen“ genannt.
Dieser liegt unten im Thale, da, wo das Thal Ben Hinnom mit dem Kidron-
Thale sieh vereinigt, und liefert sehr gutes Wasser, welches daher auch
alltäglich den ganzen Tag in Büffel - Schläuchen von Eseln nach der Stadt
getragen wird, und fortwährend sind Araber beschäftigt, es aus dem Brunnen
herauszuziehen. Westlich von dem Hiobs-Brunnen erhebt sich der „Hügel
des bösen Rathes,“ (so genannt, weil auf seine Spitze der Palast des Kaiphas
gesetzt wird) an dessen Abhange der „Blutacker“ Hakel dama liegt, welcher
für die 30 Silberlinge des Judas zur Beerdigung der Fremden gekauft wurde.
Noch jetzt sieht man hier eine grosse Anzahl von Gräbern in den Felsen
gehauen, welche zum Theil architectonische Verzierungen über dem Eingang
zeigen. Sie bestehen sämmtlich aus mehreren Kammern, deren erste meist
grösser und weiter ist, als die ändern. Alle haben an 2 oder 3 Seiten Nischen
neben einander zur Aufbewahrung der Leichname. In einer derselben fanden
wir an der südwestlichen Seite einen schmalen Eingang, der zu einer, wie
es scheint, nicht bekannten, und daher nicht benutzten Quelle führte. Auffallend
ist dort besonders ein Gebäude, einer Kirche ähnlich , welches halb
unterirdisch in deu Felsen gehauen ist, und zur ändern Hälfte über der Erde
von Mauersteinen erbaut, hervorragt. Die südliche Seite ist ganz in den
Felsen gehauen. In der Mitte steht ein mächtiger Pfe ile r, welcher halb
aus dem rohen Felsen äusgehauen, halb aus geränderten Quadersteinen
aufgeführt ist ( die Seitenwände und das gewölbte *Dach sind mit kleinen
Steinen gemauert. Die Thüre ist an der nordöstlichen, Se ite , tief unten
und zugesetzt. Ob da ein unterirdischer Gang, oder diese Thüre durch die
Zeit verschüttet ist, was ich eher glauben möchte, vermag id^nicht zu sagen;
nur vermittelst einer langen Leiter würde man hinunter steigen können, da
es sehr tief ist, und die Oeffnungen sich nur oben an der östlichen und westlichen
Seite befanden. Es wurde mir versichert, dass das Ganze ein armenisches
Grabmal sei. An den Seiten sind mehrere Gräber, an der westlichen
eines, an dem neben der Thüre eine Menge kleiner Kreuze eingegraben
sind. Der Eingang ist, wie bei den meisten, sehr eng, so dass man
hinein kriechen muss; im Innern findet man ein hohes Gemach mit 3 gleich
architectonisch verzierten, und eben so engen Thüröffnungen. Die Oeffnung
in der Mitte führt in ein gleich grosses Gemach mit ebenfalls 3 Eingängen,
hinter welchen, wie bei den vordem ausgehöhlte Sarkophage stehen. In
dem einen derselben fand ich noch einen Schädel, in dem ändern mehrere
Gebeine. — An dem untern Theile des Zion habe ich nur ein einziges altes