
geschlagen. Dr. Farne nöthigte mich, aus Gesundheitsrücksichten auf den
daran stossenden Berg zu gehen. Da man uns aber vor den Diebereien
herumschweifender Beduinen warnte, so wendete ich mich an zwei Basch
bozuk’s, welche eine geräumige Höhle zu ihrem Quartier erwählt hatten*
und bat sie, uns mit aufzunehmen. Doch sie waren durchaus nicht dazu zu
bewegen, indem sie uns erklärten, sie wollten keine Gemeinschaft mit F ranzosen
haben, und glaubten meinen Worten nicht, da ich ihnen versicherte, ich
sei keineswegs ein Franzose, sondern ein Deutscher. Es waren Magbre-
b in e r, aus dem Paschalik von Algier, die sich der französischen Herrschaft
entzogen hatten, und nun bei dem Sultan in Kriegsdienste getreten waren.
Wir machten also unser Lage rj so gut es ging, am Abhange des Berges
zurecht, erhielten von der Karavane ein Zelt geliehen, konnten aber aus
Besorgniss vor den Beduinen nur wenig schlafen. In der Nacht kamen auch
die Meisten unserer Reisegefährten nach, da die Feuchtigkeit allmälig durch
ihre Decken gedrungen war.
Mittwoch, den lö te n , ritten wir 1/2 Stunde vor Sonnenaufgang von
dem Berge a b , auf welchem viele Ruinen das Dasein eines ehemaligen
bedeutenden Gebäudes verriethen. Inschriften waren nicht zu sehen, auch
kannte man keinen ändern Namen dafür als iüiXs Qal ’äh „Festung.“ Nach
ungefähr 1 Stunde kamen wir bei dem Dorfe J Medschdel, dem alten
Magdala vorbei’, dem Geburtsort der Maria Magdalena, und wieder nach
1 */2 Stunden erreichten wir Tabarija (Tiberias), welches ganz mit verfallenen
Mauern und Thürmen umgeben ist. In der Stadt sind enge Gassen,
an den Häusern sieht man häufig Stücke von Säulen zum Bau. angewandt,
und auch ausserhalb derselben liegen Säulenschäfte hier und da zerstreut.
Die Stadt macht im Ganzen einen traurigen Eindruck. An der Südseite
ist ein alter Begräbnissplatz mit grossen Grabsteinen von Granit. Wir ritten
durch die Stadt, ohne uns darin aufzuhalten, bei dem Begräbnissplatze vorbei
nach dem 1li Stunde entfernten, sogenanntem neuen Badehaus. Das
alte Badehaus, einige hundert Schritt von diesem entfernt, ist ganz verfallen,
und die warme Quelle dabei wird gar nicht benutzt; aber auch das neue, erst
von Ibrahim Pascha erbaute ist schon sehr in Verfall. Fremde können nicht
mehr darin aufgenommen werden, und es ist daselbst nichts zu bekommen.
Es bat ein grosses Bassin, in welchem fortwährend Soldaten badeten. Das
Wasser, welches nicht getrunken, sondern nur zum Baden gebraucht wird,
hat einen salzigen, widerlichen Geschmack, eine Wärme, wie man versichert,
von 100 Grad Fahrenheit, und soll ein Specificum gegen alle Krankheiten'
sein. — Wir liessen uns Fische aus dem dicht daneben liegenden See, dem
See Genezareth, von Tabarija holen und bereiten. In seiner grössten Breite
soll der See 3 Stunden Ausdehnung haben, und 4— 5 Stunden lang sein;
jedoch scheint mir dieses Verhältniss viel zu gering, da er mindestens noch
einmal so lang als breit erscheint. Auf der Ostseite des See s liegt von
Norden her zuerst Dschebel (Berg) Lobdija, dann Wady (Thal) Enkeb, dann
Dschebel Enkeb, dann Wady Semedsch (d. i. Semek „Fischthal ‘), über dem
Dschebel Enkeb liegt Kufr (Dorf) Harib — der südliche Berg heisst Dschebel
Emkes. Ich erhielt diese Notizen von einem Beduinen, von dem ich
zum ersten Male das k , ¿J wie dsch aussprechen hörte. Auf der Westseite
zwischen Tabarija und dem Bade ist der Berg Dschebel- Cacaya, und über
dem Bade, auf der obersten Spitze eines Hügels steht ein kleines steinernes
Thürmchen, Menära („Leuchter“) genannt.— Tabarija ist gleich Safed
meist von Juden bewohnt, und hatte eine Garnison von 2000 regulären
Soldaten mit Basch bozuk’s. Sonst leben nur wenige Muhammedaner daselbst,
und einige griechische Christen; auch haben die americanischen
Missionare hier eine Station. — Das dem Bade zunächst liegende Dorf
heisst Kufr Sebt.
Gegen 2 E h r Nachmittag ritten wir auf einem etwas mehr von dem
Seeufer entfernten Wege, auf welchem viele Säulenfragmente lagen, und
eine Säule noch aufrecht stand, bei einer verfallenen Moschee mit kufischer
Inschrift und bei muhammedanischen Gräbern vorbei, wieder auf Tabarija
zu, liessen es jedoch .rechts liegen, und ritten den Berg hinan. Nach ungefähr
einer Stunde kamen wir an die Stelle, wo Christus die 5000 gespeist
haben soll, und es wird noch der Stein gezeigt, auf welchem E r gesessen.
Nicht weit davon zeigte man uns die Stelle, auf welcher Jesus die Bergpredigt
gehalten, und es wird dieser Berg »der Berg der
Seligkeiten“ genannt. Nach 2 Stunden machte die Karavane im Freien
Halt, wir aber ritten noch 1/2 Stunde weiter in das Dorf Lubi (oder Labi).
Diess ist auf dem Gipfel eines Felsen von alten Ruinen erbaut, darunter
Hütten in der Form von Zuckerhüten sind, die wir auch später wieder antrafen.
Es war ganz von fanatischen Muhammedanern bewohnt, welche
durchgängig sich hartnäckig weigerten, uns aufzunehmen. Diess war mit
Ausnahme der vorhergehenden Nacht das einzige Beispiel von Mangel an
Gastfreundschaft, welches ich auf meinen Reisen in dem Orient gefunden