
aufrichten, davon ich euch heute gebiete, auf dem Berge Garizim. Und
sollst daselbst dem Herrn, deinem Gott, einen steinernen Altar bauen, darüber
kein Eisen fährt. Von ganzen Steinen sollst du den Altar des Herrn
bauen, und Brandopfer darauf opfern dem Herrn, deinem Gott. Und sollst
Dankopfer opfern, und daselbst essen und fröhlich sein vor dem Herrn, deinem
.Gott. Dieser Berg (ist) jenseit dem Jordan, der Strasse nach, gegen der
Sonne Niedergang, im Lande der Kanaaniter, die auf dem Blachfelde wohnen
gegen Gilgal über, bei dem Hain More, Sichern gegenüber.“ Diese
Worte sehen die Samaritaner als das lOte Gebot an, und behaupten, dass
wir mit den Juden deren nur 9 anerkennen, indem wir, oder vielmehr die
Letztem, sie absichtlich aus der Bibel gestrichen haben. Auch haben sie
an der Stelle 5. B. Mos. 27, 4. wie in den beiden Zusätzen zu den Geboten
statt des Ebal den Garizim gesetzt. Der E b a l, als der Berg der Elüche
5. B. Mos. 11, 29. 27, 13. wird von ihnen vermieden, und der Hohepriester
Amran versicherte mir selbst, dass er ihn noch nie in seinem Leben bestiegen
habe; gleichwohl war er nicht abgeneigt, einmal mit mir auf denselben
zu gehen. Der Garizim dagegen ist der reine, heilige Berg Tür berik, auf
oder über ihn setzen sie das Paradies, und aller Regen, welcher die Erde
befruchtet, soll von ihm ausgehen. Hier lebte Ada™ i|p doch sagte mir der
Priester, dass Einige seinen Wohnsitz nach Serendib (Ceylon) verlegen,
wo ja noch dem Aberglauben zufolge sein Fusstapfen gezeigt wird. Hier
zeigen sie noch die Stätte, da Adam den ersten Altar errichtete, und die,
auf welcher Seth, der jüngste Sohn Adam’s seinen Altar erbaut habe, und
diess halten sie auch für den Ort, da Abraham das Opferthier gesehen. Er
ist nach ihrer Behauptung 15 Ellen höher als der Ebal, der nächst ihm
höchste Berg, welcher über alle ändern emporragt, daher er auch der Ararat
ist; und noch kennen sie die Stelle, an welcher Noah den Altar errichtete,
als er aus der Arche stieg, und bezeichnen die 7 Stufen, die zu demselben
führten, und auf deren jeder Noah ein Thier geopfert habe. Sie zeigen den
Altar Abraham’s, wo er den Isaac opfern wollte, den Ort, da Jacob schlief
auf der Flucht vor Esau, und da er die Himmelsleiter im Traume sah, daher
er ihn Bethel nannte; und da, wo — nach ihrer Angabe, nicht nach unserm
Texte — Josua den ersten Altar errichtete, zeigen sie noch die 12 Steine,
auf welche das Gesetz Mosis geschrieben stand. Diess ward die Stelle, da
später ihr Tempel gebaut wurde. Alles dieses zeigen sie auf dem obersten
Plateau des Garizim, wo jetzt an der äussersten Nordwestspitze nur noch
eine nicht mehr benutzte Moschee steht. Aber die Quadersteine umher
zeigen deutlich, dass hier ehemals ein grösseres Gebäude, vielleicht eine
Festung, gestanden hat, wenn es nicht etwa noch Ueberreste des samarita-
nischen Tempels, oder vielmehr eines spätem dort wahrscheinlich errichteten
griechischen Klosters sind, für welche die zahlreichen kleinen 4eckigen
Steinchen, die offenbar zu einem musivischen Fussboden gehört haben, zu
sprechen scheinen. Wenn man von der höchsten Spitze zu einem zweiten
etwas, tiefer gelegenen Plateau geht — jenes, das höchste, hat seine Ausdehnung
von Süden nach Norden, dieses aber, das niedere, von Osten nach
Westen — so wird zuerst am Abhange die Stelle gezeigt, auf welcher das
Haus des Hohepriesters gestanden, und dann kommt man an die noch jetzt
gebrauchte Opferstätte, von welcher westlich, da, wo man wieder hinabsteigt,
das Dorf Maqqäda (Maqqöda), angeblich so genannt nach einer Tochter
Adam’s, die hier geboren, gewesen sein soll, in dessen Nähe die Höhle
angedeutet wird, in welche die 5 kanaanitischen Könige nach ihrem apo-
kryphisohen Josua geflohen waren, und von Josua gefangen genommen
getödtet wurden, eine Sage, die aus Josua C. 10. genommen, aber erweitert
und verfälscht worden ist.
Alle diese Stellen, die von ihnen als heilige angesehen werden, sind
darum zu erwähnen, weil sie für jede derselben besondere Gebete haben,
welche gesprochen werden, wenn die ganze Gemeinde in Procession auf den
Berg zieht. Diess geschieht alljährlich 3 Mal, an dem Pesachfest, am Wochenfest,
und am Laubhüttenfest. Im Ganzen haben sie 7 Feste nach 3. B.
Mos. 23. Das erste und wichtigste Fest für uns, weil es zugleich mit einem
Opfer verbunden, ist das Pesachfest. Das Opfer dieses Festes ist das einzige,
welches von den Samaritanern noch je tz t dargebracht wird, da es ein
Opfer ist, welches für das Volk bestimmt war, an welchem die ganze
Gemeinde Theil nimmt; alle übrigen Opfer haben mit der Zerstörung ihres
Tempels aufgehört. Es gehören dazu manche Vorbereitungen. In. dem
Monat Temmuz des vorhergehenden Jah re s, welcher ungefähr unserm Ju li
entspricht, kaufen sie nach vollendeter Erndte das Getreide, und zwar in
der Regel, wenn es noch in den Aehren ist, von den Muhammedanern,
welche allein Feldwirthschaft haben, weil es nicht von Kühen und Ochsen
nach der dort gewöhnlichen Weise, sondern nur von Menschen gedroschen
sein darf, und sie nur so dessen gewiss sein können. Sie übertragen das
Geschäft des Ausklopfens der Körner in der Regel ihren Frauen und