
ISO Katana.
Die Christen von Katana sind sämmtlich Weber und Seidenwirker ohne
Grundbesitz; nur die Muhammedaner haben Ländereien, und erbauen Weizen,
Gerste, Mais, Linsen, Kichererbsen, Baumwolle, Hanf, säen Veilchen,
und haben Maulbeer-, Aprikosen-, Nuss-, Aepfel- und Granatbäume. —
Der District von Dschedede bis über Katana hinaus beisst Jaqlim el belän
1 yf ^ von Dschedede aber links nach Aschrafije zu an den Ufern des
Flusses A ’vadsch, .c d »des krummen,“ welcher von dem Höhenzug von
Aschrafije kommt, sich dann theilt, und allmälig verliert, heisst der District
Wady el ’adschem ^ J | „Thal der Perser.“ — In Katana ist das
Grab eines muhammedamschen Heiligen, Namens Hasan, der früher ein
christlicher Mönch, nach der Aussage der Bewohner sogar Patriarch gewesen
, und unter dem Namen Rahib Bochaire, ^ t ; G - derMönchBoehaire“)
bekannt war. In der Mitte des Dorfes ist auf einer freien, etwas
erhabenen Stelle eine aufrecht stehende Säule, deren Kapitäl jedoch abgebrochen
ist, und Säulenstücke liegen daneben zerstreut halb unter der Erde ;
wahrscheinlich hat hier früher ein Kloster gestanden, doch konnten wir
nichts Näheres darüber von den Bewohnern erfahren. — Die Flora dieser
Gegend bietet wenig Bemerkenswerthes dar; Aaronstäbe wuchsen wild an
den Ufern des kleinen Baches. — Hier sah ich die erste Handmühle
bestehend aus 2 runden, kleinen Mühlsteinen, von denen der untere fest
liegt, und in der Mitte ein vorstehendes Holz h a t; der obere, mit einem
breiten Loch in der Mitte, wird auf diesen (den untern) gesetzt, das Getreide
in dieses Loch geschüttet, und dann durch rasches Umdrehen des obem
Steines vermittelst eines an der Seite als Handhabe befestigten Holzes
gemahlen.
Freitag, den I l te n März, machten wir uns früh auf den Weg, da wir
eine starke und beschwerliche Tour über die hohen Gebirge des Antilibanon
zu machen hatten. Eine Zeit lang ging die Reise in südlicher Richtung
noch in der Ebene fort; an dem Wege blühten weisse und rothe Tulpen
(oder Ranunkeln?), und eine besondere Art Zwiebeln mit weisslicben Blü-
then an langen Stengeln, Basal fiar ; U „Mäusezwiebel“ genannt.
Dann ging es bergab in ein tiefes T h a l, und von da an in südwestlicher
Richtung bergauf höher und immer höher unter fast fortwährendem Regen,
bis wir in die Schneeregion gelangten, wo sich allmälig der Regen in Schnee
verwandelte. Fusstiefer Schnee lag hier, den unsere Thiere durehwaden
mussten, und dabei war eine empfindliche Kälte. I 1/* Stunde von Katana
sahen wir links von dem Wege auf einer Anhöhe die Ruinen einer Festung,
deren Namen mir niemand zu sagen wusste. Der Antilibanon zeigt auch
hier, wie im Norden, wenig Vegetation, meist graue Felsen, dazwischen
Zwergeichen und Dornengesträuch; dagegen soll er reich an Panthern,
Unzen, Wölfen, Bären, Luchsen; Füchsen, Hyänen und ändern Raub-
thieren sein, aber auch Hasen und viele Rebhühner bergen. -— Nach 6stün-
digem, beschwerlichem Ritte — wir waren 1/2 Stunde vor Sonnenaufgang
aufgebrochen, und langten 1/ä Stunde nach Mittag an — kamen wir durch
ein Dorf, dessen Namen ich nicht erfahren konnte, und 1 Stunde später
nach dem ziemlich bedeutendem Orte Raschaja mit 1000 männlichen Bewohnern,
von denen 400 Drusen, 50 syrische Katholiken, und 500 schismatische
Griechen sind. Ausserdem giebt es hier noch etwa 10 Muhammedaner.
, Die Griechen haben 7 Geistliche und 2 Kirchen, die Syrianer nur
1 Kirche. Dieser Ort, ein Mittelding zwischen Stadt und Dorf, liegt auf
einem Bergrücken, der zu einer niedrigen Gebirgskette gehört, welche
östlich und westlich durch fruchtbare Thäler von den hohem Gebirgszügen
des Antilibanön getrennt ist. Hinter der westlichen Gebirgskette liegt das
Thal der Beqäa. Auf der Spitze des Berges, auf und an welchem Raschaja
liegt, steht das alterthümliehe Schloss mit einer nach Norden zu gerichteten,
offenen Säulenhalle, in welcher ein Emir aus der vielverzweigten und weit
verbreiteten alten Familie Schehab residirt. Ihre Ahnherren kamen mit
Abu Bekr, dem Nachfolger Muhainmed’s, aus dem Hedschäz in Arabien
nach Syrien, vertrieben später die Kreuzfahrer aus Hasbaya, Raschaja und
ändern festen Plätzen, und herrschten hier als eine A rt souverainer Fürsten,
bis Ibrahim Pascha ihnen ihre Macht entriss, und sie auf einen Jahrgehalt
setzte, das sie auch später wieder nach dessen Vertreibung aus Syrien von
dem Sultan bezogen, aber in dem Jahre 1852 ebenfalls verloren. Einer
derselben, der damalige Fürst von Hasbaya, sass gerade damals in Damascus,
wo ich ihn, wie seinen Sohn und einen Neffen von ihm kennen gelernt
hatte, gefangen in Folge einer Anklage von Seiten des englischen Consuls,
dass er ehrenrührige Worte gegen die Königin von England geäussert
habe. — Es ist merkwürdig, dass ein Theil dieser Familie zum Christenthum
übergetreten ist, ein anderer, wie die Familie des Emir Beschir zu der
Religion der Drusen sich bekennt, und ein dritter, wie die Emirs von Hasbaya
und Raschaja bei derti Islam geblieben is t Wir besuchten den Emir
auf dem Schlosse, einen alten, freundlichen Mann, der an Hämorrhoiden