
und armenischen Handschriften sein sollte. Dieser war leider gerade in
Hasbaya; der Consul aber versprach mir, wenn er zurückkommen würde,
die Codices zur Ansicht nach Beirut zu schicken, da dieser sie wahrscheinlich
verkaufen würde. E r hat nicht Wort gehalten, vielleicht, weil er Jenen
nicht dazu geneigt fand, und ist mittlerweile gestorben. Saida hat, so viel
ich bei meinem flüchtigen Besuch sehen und erfahren konnte, nichts Besonderes
in seinem Innern, gleicht den meisten ändern orientalischen Städten,
und ist mit einer Mauer umgeben, welche aber viele offene Stellen zeigt.
Den 13ten August reiste ich nach dem nur 6 Stunden entfernten Beirut.
Bei dem Chan eines Dörfchens, Nebi Jünes „Prophet Jonas,“ weil dieser,
wie ich glaube, der Sage nach dort an das Land geworfen sein soll, hielten
wir kurze Zeit an, um zu frühstücken, Kaffee zu trinken, und einen Tschubuk
zu rauchen, und erreichten gegen 4 Uhr Nachmittags, stets auf der hügeligen
Ebene fortreitend Beirut, wo ich mein Zelt in dem Garten eines Kaffeehauses
nahe dem Ras Beirut, aufschlagen 1 iess ■ Consul Weber nöthigte mich
jedoch freundlichst, bei ihm in dem Consulat mich niederzulassen.
Während meines Furzen Aufenthaltes in Beirut kam zufällig der ehemalige
Besitzer des Pr. Consulates in Jerusalem, welcher in Beirut wohnte,
dem Consul einen Besuch abzustatten. E r erzählte dabei Einiges, tras ich,
weil es mir interessant erschien, hier einschalten will.
„Es giebt 2 Arten von Kameelen, deren eine etwas dicker und kleiner,
d'+ft* Dschemel genannt, nur zum Lasttragen, die andere aber
Hedsehin genannt, und länger, schlanker, magerer, zum Keiten gebraucht
wird. Von der letztem nennen die Araber wieder 4 Gattungen; die geringste
ist die, welche 3 Tagereisen (24 Wegestunden) in 1 Tage ausführt, und
heisst daher die zweite die, welche 5 dergleichen, x.,,11 flie dritte,
welche 7, daher x&Ia** mit Namen, und die vierte endlich die, welche
10 Tagereisen in 1 Tage macht, also mit dem Worte ä jLi-a bezeichnet
wird. Die letzte findet sich fast nur bei den grossen Beduinen - Scheichs
und bei dem Pascha von Egypten. Mehemed Aly ritt auf einem Kameel
der letzten Gattung öfter von Cairo nach Alexandrien in 1 Tage und in
3 Tagen nach Medine. Dabei hatte er stets einen Läufer vor sich, und einen
ändern neben sich, welcher unterweges ihm die Wasserpfeife stopfen, anzünden,
und, indem er sich an dem Schweif des Kameels anhielt, die Eiasche
tragen musste. Ausserdem mussten diese Läufer noch die Lebensmittel
für ihn auf sich n e hm e n r^ Ein Kameel kann 3 Tage unausgesetzt, ohne
zu fressen und zu saufen, fortlaufen, länger hält es aber diese Entbehrungen
nicht aus. — Einst ritt Mehemed ’Aly von Schubra, 2 Stünden von Cairo,
wo er einen prächtigen Sommerpalast und Park angelegt hat, nach Caiio,
begleitet von mehreren Hundert Dienern und Soldaten. Ein Fellah kam
herbeigelaufen, fiel dem Pferde Mehemed ’Aly s in die Zügel, und hielt es
an. Der Pascha redete ihn freundlich an, und fragte ihn wiederholt: „Mein
Lieber, was willst du?“ Aber dem Pellab blieb .lange die Zunge vor Angst
gelähmt, und seine Hand war ersteift. Endlich, nach langem, geduldigen
Harren Mehemed ’Aly’s bekam der arme Landmann die Sprache wieder,
und beklagte sich über den Mudir, einen Obrist, der in seinem Dorfe lag,
und dessen Bewohner hart bedrückte. Sogleich gab der Pascha Befehl,
den Obrist zu tödten, ohne ihn erst anzuhören, da er sehr richtig urtheilte,
dass ein Fellah ohne die grösste Noth einen solchen Schritt , der ihm das
Leben kosten konnte, nicht wagen würde. Anders Abbas Pascha, der
weichlicher erzogen in Karossen fuhr, und, als ein Fellah ihn anhielt, und
ihm eine Bittschrift-überreichte, sogleich Befehl gab, ihn zu tödten. Nachher
erst las er die Bittschrift, und bereute die That. Er hatte gefürchtet, der
Bauer habe ihn ermorden wollen. Mehemed ’Aly soll in seinem Leben nur
2 Menschen haben vergiften lassen. Der Eine war der Wütherich, Defterdar
Hey, Einer seiner Verwandten, der Andere sein tapferer Sohn, der kurz
nach der Ernennung des Vaters wegen seines glücklich beendigten Feld-
zmges im Hedschaz zum Pascha ernannt worden, und erst 18 J a h r alt war.
E r hiess Dursum Pascha. Der Grund seines frühen Todes wird jedoch verschieden
angegeben. Nach der einen Tradition soll er aus Gram gestorben
sein, weil ihn sein Vater aus Eifersucht über seine frühe Auszeichnung in
Unthätigkeit versetzt hätte; nach der ändern soll ihn Mehemed ’Aly ebenfalls
aus jener Eifersucht vergiftet haben; nach einer dritten endlich soll
der Sohn einst den Degen gegen seinen Vater gezogen, dieser aber ihn
freundlich angeredet, geküsst, umarmt, und ihm gesagt haben, dass er sein
lieber Sohn sei; der Vater sei aber'nachher ausgegangen, und habe nach
seiner Rückkehr dem Sohne Kaffee mit Gift gegeben, woran derselbe augenblicklich
gestorben sei.
Ich blieb nur bis Mittwoch, den 17ten August, in Beirut, und begab
mich, da ich einen neuen Urlaub auf 1 Jah r erhalten hatte, von da zuerst
nach Damascus. Mein Mucker aus Jerusalem, den ich eigentlich auch auf
meinen weitern Touren mitnehmen wollte, batte sich nicht so bewährt, wie