
G* UiiuniM'Us, J)*ehob*r. Diner bei Mabeiwod Pascha«
Mittag- und ein ungarisch-türkischer Hauptmann, Eberhard, Abd ur rah-
män, das Abendessen besorgte. Letzteres bestand aus selbstbereiteten llrat-
wursten von Hammelfleisch. Die Zwischenzeit wurde von den Jüngern zu
Spiel und Tana, von den Aeltern zum Bauchen und zu traulichen Gesprächen
benutzt, ln Dsehobar, wo 4 — 500 Israeliten wohnen, besuchten wir
die Synagoge, welche uralt sein soll. In derselben ist nahe dem Eineanff
ein durch ein Gelender eingeschlossener Baum, in welchem Elias den Elisa
zum Propheten, und Hasard zum König von Syrien gesalbt haben soll. Dem
Eingang gegenüber und neben dem Schranke, welcher die Gesetzesrolle
b irg t, führt an der rechten Seite eine Tlnire in eine kleine Halle. Von dieser
aus gehen wieder 6— 8 kleine und enge Stufen von glattem Sandstein
oder Marmor rechts in ein kleines mit Marmor gepflastertes Gewölbe hinunter,
welches drei Aisehen und eine Steinbank an der Seite hat. Hier soll der
Prophet Elias eine Zeit lang gelebt haben, und nach I B. d. Kön. 17, 6 von
Baben gespeist worden sein. Ich führe diese Tradition an , bemerke aber
zugleich, dass Benjamin von Tudela im 12ten Jahrhundeft, welcher so
grosse Beiseu gemacht, und überall seine Glaubensgenossen aufgesucht
h a t, auch in Damaseus war, und alle Traditionen der Juden berichtet, von
diesem Orte und seiner Bedeutung gar nichts weiss. — Als ich in das
Gewölbe hinunterstieg, musste ich meine Stiefel ausziehen.
Den folgenden Tag erhielt ich von Cabüli Efendi, dem damaligen
türkischen Gesandten in Athen, welcher früher als Legations - Secretär in
Berlin gewesen war, und nachmaliger Bevollmächtigter der osmanischen Begiermag
in den Donau-Fürstenthümern, einen freundlichen, liebevollen Brief
als Antwort auf den meinigen von Konstantinopel mit einer Einlage an den
Seraskier, Mehemed Pascha. Ich schickte diese demselben zu, und erhielt
bald darauf einen Besuch von seinem Secretär, einem jungen Franzosen,
und durch denselben eine Einladung zum Diner für den nächsten Tag. Eine
halbe Stunde vor Sonnenuntergang, zu der bestimmten Zeit, ging ich, begleitet
von einem Kawass, zu dem Seraskier, und wurde auf das Freundlichste
von ihm empfangen. Unmittelbar vor mir war das Oberhaupt der
Mutewelli's bei ihm eingetreten, welcher mit den Vornehmsten seines Stammes
gekommen w a r, um ihm seine Huldigungen darzubringen. Die Mutewelh
pL xj.bcjo) sind eine muhammedanische Secte, welche gleich
den Persern oder Schiiten dem ’Ali besondere Verehrung erweisen. Ob
und in wiefern sie von den Schiiten sich unterscheiden, habe ich bis je tz t
Damascus. Jüdische Verlobung.
noch nicht erfahren können; nur so viel hörte ich, dass sie weit fanatischere
Muhammedaner sind als die Türken und Araber, die Sunniten, diese aber
mehr hassen als alle Ändern. Sie essen zwar an deren Tische, lassen sie
aber ebenso wenig als die Christen und Juden an ihrem eigenen Tische essen,
u n d , wenn sie auch Gastfreundschaft üben, so haben sie doch dazu besondere
Häuser für die Fremden. Sie werden von den Türken ebenso gehasst,
und alljährlich soll in Damaseus ein Mutewelli in effigie verbrannt werden.
Daher mag es kommen, dass sie sich dort nicht sehen lassen, und es war,
wie der Pascha mir versicherte, wahrscheinlich das erste Mal, dass Einer
ihrer Chefs dahin kam. Natürlich nahm der Seraskier sie auf das Zuvorkommendste
auf, wiewohl stets mit Bücksicht auf seine höhere Stellung. Sie
mussten seine Gäste sein, und, da sie mit Messern und Gabeln nicht umzugehen
verstanden, so bat sie der Pascha, nach ihrer gewohnten Weise, d. h.
mit den blossen Fingern zu essen, während alle Uebrigen silberne Messer
und Gabeln hatten, wie denn überhaupt Teller und alles andere Geschirr
von Silber war. Der Pascha hatte mich zu seiner Bechten, den Chef der
Mutewelli zu seiner Linken; die zahlreichen Gerichte folgten rasch auf einander;
mir allein wurde französischer Wein servirt. Trotzdem, dass ich mit
Hung'er hinkam, und nur wenig von jeder Speise nahm, war ich doch nicht
im Stande, von Allem zu essen, und musste selbst den Pillau vorübergehen
lassen. Zum Schluss kamen Aepfel, Birnen, gelbe und grüne Pflaumen,
Aprikosen, Pfirsichen und Weintrauben mit Wassermelonen und frischen
Feigen. Nach Tische — wir hatten auf Stühlen gesessen, welche sonst bei
den Muhammedanern nicht zu finden sind — wuschen wir uns, und begaben
uns wieder in das Selamlik des Pascha; hier rauchte ich mit ihm noch einen
Tschubuk, und empfahl mich dann. Beim Weggehen gab ich Einem der
Diener einen Dukaten, und einem Ändern, der mich auf Geheiss des Seras-
kiers mit einer mächtig grossen Laterne nach dem Consulat geleitete, noch
etwa 20 Sgr., wie die Landessitte es erheischt, welche man um so weniger
vernachlässigen darf, da die Herren mit ihren Dienern oft sehr vertraut sind.
Tags darauf waren wir gegen Mittag zu einem luxuriösen Frühstück
bei dem Preussischen Instructeur Hoffmann, und am Abendzu einer jüdischen
Verlobung eingeladen. Die Letztere war uns besonders interessant, und wir
blieben bis 11/i Uhr in der Nacht bei Nargile und Tschubuk sitzen. Es wurden
verschiedene Sorten Absinth u.s. w. mit Wasser herumgereicht, und dazu
P e t e r m a n n , R e i s e im O r i e u t . _ 5