
Am Gründonnerstage wird in der Kirche eine grosse Estrade errichtet.
Ohen sitzt der Patriarch und 12 Priester auf Stühlen neben ihm , welche
die Kamen der 12 Apostel erhalten. Der Patriarch ruft sie einzeln auf.
Ein Knabe bringt ein Becken mit einer Kanne, worauf der Patriarch Allen
die Ftisse wäscht und abtrocknet. Dann nehmen sie Lichter und Stäbe in
die Hand und suchen Jesurn.
Da ich zu mehrerer Uebung in dem Vulgärarabischen einen jungen
Dragnman angenommen hatte, welcher zu dieser Secte gehörte, so hatte ich
Gelegenheit, ihre Gebräuche näher kennen zu lernen, deren Mittheilung
vielleicht nicht ohne Interesse ist.
1) D ie T a u f e , x,\l '¡V ; Ammäde. Wenn ein Kind geboren is t, so
ladet der Vater, ist es am Morgen angekommen, denselben oder den folgenden
T ag , ist es am Abend, für den folgenden oder nächstfolgenden Tag
seine Verwandten — bei Mädchen weniger als bei Knaben — zum Abendessen
ein. Sobald die Mutter des Kindes wieder gesund ist, bestimmt der
Vater den Tag, an welchem es getauft werden soll, und ladet dazu abermals
seine Verwandten, ferner mehrere Priester, die sämmtlich im Messgewand
erscheinen, so wie einen P a th en , ^ jju_Cw, Schebin, und eine Pathin xäaaa« ,
Sehebine genannt, zum Mittag- oder Abendessen ein, welches entweder vor
oder nach der Taufe eingenommen wird. Soll diese vollzogen werden, so
wird — und zwar in der Regel in den Häusern, nur bei den Armen in der
Kirche — ein Tisch in die Mitte gestellt, darauf ein Crueifix und Bilder
der Junfrau Maria, so wie mehrerer Heiligen. Der Pathe giebt Jedem der
anwesenden Männer, die Pathin jedem Frauenzimmer ein Licht in die Hand.
Diese werden angezündet, und der fungirende Priester bekreuzt sich. Dann
segnet derselbe das in einer kupfernen, auf einen niedrigen Sessel vor. den
Tisch gestellten Wanne befindliche warme Wasser, macht das Zeichen des
Kreuzes darüber, und betet. Darauf segnet er das heilige Salböl, womit
er Stirn, Augen, Hase, Mund, Ohren, Wangen, Schultern, kurz den ganzen
Körper des Kindes bestreicht, indem er überall das Zeichen des Kreuzes
darauf macht. Dann betet er wieder, und liest das Evangelium und die
Epistel. Hierauf spricht der P a th e , wenn es ein Knabe, oder die Pathin,
wenn es ein Mädchen ist, den Glauben: „Wir glauben an Gott den Vater“
-P der Priester sagt alsdann: „Entsagst du dem Teufel und
seinen Werken?“ worauf der Pathe oder die Pathin antwortet: „ J a .“ Während
dieser Zeit wird das Kind, je nachdem es ein Knabe oder Mädchen
ist, von dem Pathen oder der Pathin gehalten, alsdann aber von dem Priester
genommen, und dreimal ganz unter das Wasser getaucht. Erst schwenkt er
dasselbe von der Rechten zur Linken, dann von der Linken zur Rechten, und
zuletzt von sich aus nach vorn hin, so dass er bei dem Untertauchen mit dem
Täufling das Zeichen des Kreuzes macht, während er dabei spricht: „Ich
taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen'Geistes.“ —
Der Pathe oder die Pathin nimmt nun das Kind wieder aus der Hand des
Priesters, wickelt es in ein Tuch, xjLwJuo, Menschefe genannt, und geht
mit dem Geistlichen, welcher an jeJder Seite des Tisches, da ihm der Pathe
oder die Pathin mit dem Kinde gegenübersteht, ihm entgegenräuchert, dreimal
um den Tisch herum. Dann wird mit einem Gehet die Feierlichkeit
beschlossen.!!! Die Pathin wäscht darauf unter Mitwirkung der Amme und
Mutter die Kleider des Kindes, und die anwesenden Frauenzimmer erheben
ein Freudengeschrei. Zuletzt wird entweder gegessen, oder, wenn das Mahl
vor der Taufe stattgefunden hatte, eine Argile (Nargile,. Wasserpfeife)
geraucht. Der Priester, so wie die Hebamme erhalten jedes 4 Lichter und
Geld.
. 2) D ie V e r lo b u n g , x l k L , Ghotbe. Die Knaben oder Jünglinge
verloben sich vom lö ten oder lö ten Lebensjahre an, und können sich mit
dem lö ten Jahre verheirathen, vorausgesetzt, dass sie ihr gehöriges Auskommenhaben;
jedoch geschieht diess Letztere selten vor dem 18ten Lebens-
jakre., Gewöhnlich verloben sie sich mehrere Jah re vor der Verheirathung
mit einem Mädchen von 8— 9 Jahren, obgleich diese erst von ihrem 12ten
Jah re an heirathen dürfen. Findet nun ein junger Mensch Gefallen an
einem Mädchen, so sagt er diess seinem Vater, der sich mit der Mutter, den
Grosseltern und altern Verwandten, so wie mit dem Beichtvater, |vLco
o l Mu’allem el i’tiräf, des Jünglings darüber berathet. Sind sie
damit einverstanden, so bitten sie den Beichtvater, dass er zu dem Vater
des Mädchens gehe, und ihm diesen Wunsch mittheile. Nach gehöriger
Berathung mit seiner Frau und seinen ältern Verwandten, lässt dieser, wenn
sie ein willigen, den Vater des Jünglings davon benachrichtigen, welcher
nun den Verlobungstag bestimmt, und den Vater des Mädchens durch denselben
Priester davon in Kenntniss setzen lässt.— Zu dem Verlobungstage
laden beide Väter ihre Verwandten zu sich in ihre Häuser. Der Priester
geht in das Haus des Bräutigams, und erhält von dessen Eltern 1) einen
Brillantring y*UJt ¿¡La. gebunden an eine Schnur, welche der „Verlobungs