
ritten; denn es war noch früh am Tage. Wir stiegen den Berg, dieselbe
Richtung stets verfolgend, hinab, das Thal verengerte sich nach Norden,
aber dann kamen wir wieder in eine der Beqäa ähnliche breite Ebene, die
wir in nordwestlicher Richtung durchschritten. In derselben liegt das Dorf
Sirkaja, welches wir gegen 3 Uhr Nachmittags erreichten. Darauf wendeten
wir uns nach Westen, und ritten wohl über 1 Stunde lang an einem jähen
Abhang den I eisen hinan. Eine tiefe Schlucht, durch welche sich zwischen
den kahlen Eelsen ein mit frischem Grün bewachsener Bach hinschlängelt,
welcher der Beqaa zueilt, lag zu unsern Eüssen. Endlich erreichten wir
den Gipfel, von welchem aus wir einen grossen Theil der Beqäa überschauten,
und ritten allmälig abwärts steigend bei einem kleinen Dorfe vorüber,
wo ich zu bleiben wünschte, da ich von dem langen Ritt erschöpft war, und
unsere^ Thiere sich ebenfalls nach Ruhe sehnten. Allein der Kawass versicherte
mir, dass dasselbe von fanatischen und räuberischen Mutewelly’s
bewohnt sei, daher wir unsern Weg in der Hoffnung, bald wieder ein Dorf
zu erreichen, fortsetzten. Wir kamen durch ein breites und tiefes, aber
ausgetrocknetes Flussbette, und erst gegen Sonnenuntergang ganz ermüdet
in das ebenfalls von Schiiten und wenigen Christen bewohnte, ziemlich
bedeutende Dorf Birdän oder Bridän, wo wir bei dem Seheich einkehrten.
In dem Hause fand ich kleine stachelige Früchte, Charve genannt, aufgespeichert,
aus deren Körnern Oel bereitet wird.
Mittwoch, den 31ten August, ritten wir mit Sonnenaufgang von Birdän
ab , kamen nach 1/2 Stunde wieder durch ein ausgetrocknetes Flussbette,
nach 1 Stunde durch ein kleines, ebenfalls von Mutewelly’s bewohntes Dorf
’Ain Burdäja, und nach 2 Stunden nach Baalbek. Als wir um den Berg
vor Baalbek herumbogen, sahen wir schon die 6 kolossalen Säulen, welche'
mitten in der prächtigen Ruine allein stehen.. Wir ritten zwischen den
Ungeheuern Felsstücken und umgestürzten Säulen hinauf in die Ruine, in
deren Mitte ich mein Zelt aufschlagen liess. Ich stand vor Verwunderung
still, als ich die gewaltigen, vielfach beschriebenen, abgebildeten und
bekannten Ruinen in der Wirklichkeit erblickte, welche alle bildlichen
Darstellungen weit hinter sich lassen. Die Zerstörung dieses prachtvollen,
gigantischen Gebäudes ist offenbar, wenigstens der Hauptsache nach, durch
Naturrevolutionen, nicht durch Menschenhände bewirkt worden, und in der
That soll vor 5 0— 60 Jahren ein gewaltiges Erdbeben diesen Tempel, so
wie die nordwestlich davon sich ausdehnende Stadt, welche ganz neu wieder
aufgebaut ist, verwüstet haben. Dass aber auch Menschen, und namentlich
Muhammedaner, an der Vernichtung desselben gearbeitet haben, sieht man
deutlich an den überall verstümmelten G esichtern der an denDecken hie und da
ausgehauenen Brustbilder. Das Gebäude ist genau von Nordost nach Südwest
gerichtet, hat circa 400 Schritt in der Länge und 120 Schritt in der Breite, und
liegt auf dem Rücken eines kleinen in der Mitte des Thaies, jedoch näher an
dessen Ostgränze, sich erhebenden und künstlich gebildeten Felsen. An dei
Nordseite hat es einen 16 Schritt langen Vorhof, und an beiden Seiten desselben,
rechts und links, kleine Gemächer. Ein zweiter, etwa 72 Schritt langei
Vorhof— wenn diess nicht etwa ein besonderer Tempel des Jupiter Baal war
— folgt auf diesen, mit grössern und kleinem Abtheilungen und Gemächern,
so wie vielenNischen zu beiden Seiten, wahrscheinlich zur Aufstellung von Statuen
bestimmt. Dann erst kommt man in das eigentliche Heiligthum, welches
ebenfalls an den Seiten viele Nischen hat. An der linken Seite desselben ist ein
viereckiger Anbau nach der Aussenseite hin gerichtet. Eine kleine steinerne
Treppe führt in einen Saal, welcher oben eine- offene Kuppel, und an allen
4 Seiten kleine Gemächer hat, 3 davon, nach aussen gehend, sind an 3 Seiten
mit Schiessscharten versehen; von dem vierten nach Nordost gerichteten führt
eine kleine Stiege nach einem gewölbten Keller, welche aber unten zerstört
ist. Von der ebenen Erde aus geht ebenfalls eine kleine steinerne Treppe
nach einem hohen, gewölbten Keller. Das Innerste aber, oder Allerheiligste,
ist weiterhin an derselben linken oder östlichen Seite. Es ist ein
Parallelogramm, an allen 4 Seiten von mächtigen Säulen umgeben, welche
ungefähr 3 E ile n in Durchmesser, und 9 Ellen in der Peripherie haben.
Jede derselben besteht aus 3 Stücken. An der Nordseite vor dem halb
verschütteten Eingang standen \2 Reihen von Säulen, von denen nur
3 gereifte, 2 an der linken, 1 an der rechten Seite, noch übrig sind; in der
Mitte standen wahrscheinlich runde, da die dort herumliegenden Säulenstücke
von dieser (runden) Form sind. An der östlichen Seite nach
aussen hin stehen nach 4 ganze Säulen, eine abgebrochene, von 4 ändern
nur das Fundament, und die vorletzte ist halb umgestürzt an die Seite des
Gebäudes gelehnt, also zusammen 10. An der Südseite stehen 3 ganze
und 3 abgebrochene Säulen, an der Westseite endlich 9 vollständig erhaltene
mit ihren mit Blättern verzierten Kapitalen, und der reich verzierten, mit
vielen Brustbildern als Reliefs geschmückten Decke, welche nur an dieser
Seite ganz, und an der Ostseite fragmentarisch erhalten ist. Wenn man