
zügen im Thale stets in westlicher Richtung fort, und bei mehreren Zügen
von Kameelen vorbei, welche theils mit Wassermelonen aus der Umgegend
von Nablus, theils mit Mühlsteinen aus Adlije(?) in dem Hauran beladen
waren. Nach 5 — 6stündigem Ritt wendeten wir uns nordwestlich, kamen
dann bei dem Dorfe Sueida vorbei, und erreichten 1 Stunde vor Sonnenuntergang
das Dorf Baka. Mein Mucker, und selbst meine beiden kurdischen
Reiter, welche trotz ihres martialischen Aussehens eben keine Helden
zu sein schienen, wollten durchaus in Sueida bleiben, weil sie sich vor dem
Diebesgesindel in Baka fürchteten. Diese hatten kurz vorher einen lateinischen
Priester, welcher Klostergelder bei sich führte, ganz ausgeplündert,
und, wenn ich mich recht entsinne, auch stark verwundet. In diesen Ländern
darf man jedoch keine Furcht zeigen; dann wird man selbst gefürchtet.
Ich nöthigte sie, mit mir bis zu diesem Orte zu kommen, da wir den folgenden
Tag ebenfalls eine starke Tour vor uns hatten; und so schlugen wir
dicht vor dem gefürchteten Dorfe unser Zelt auf. Bald versammelte sich
Ju n g und Alt um mich her, ich unterhielt mich ganz unbefangen mit ihnen,
und hörte, dass sie der Meinung waren, ich habe eine Kasse für das Gouvernement
bei mir, die sie hofften, mir abnehmen zu können. Ich gab daher
meinen Leuten Befehl, abwechselnd zu wachen, und legte mich nach eingenommener
Mahlzeit ruhig in mein B e tte , wo ich unangefochten bis zum
nächsten Morgen schlief. Das Dorf Baka liegt in einer grossen Ebene auf
einem niedrigen Hügel; rund um die Ebene sind Berge von massiger Höhe.
Es heisst „das neue Baka,“ das alte liegt etwa t/2 Stunde davon entfernt,
und ist kleiner. Jenes „neue Baka“ zählt 3— 400 Häuser; jeder Verhei-
rathete zahlt während des Sommers bis zur Regenzeit monatlich 7 P ., und
ausserdem 60 Para oder j f c P. für jede Kuh, deren es dort viele giebt;.für
Schafe und Ziegen, welche ebenfalls in grösser Anzahl dort gehalten werden,
wird keine Steuer entrichtet. In der ganzen Umgegend wird, wie
um Nablüs, besonders Sesam, Baumwolle, Tabak und Wassermelonen neben
Weizen und Gerste erbaut. Nahe bei unserm Halteplatz war ein Ziehbrunnen,
welcher das ganze Dorf mit gutem Trinkwasser versorgt. 5 Kameele
sind Tag und Nacht abwechselnd damit beschäftigt, das Wasser heraus zu
ziehen; der Eigenthümer derselben erhält dafür von jedem Hause jäh rlich
7 P.
Dienstag, den 9ten, kamen wir erst gegen 7 Uhr'Morgens fort, und
ritten zuerst eine Hochebene entlang, auf welcher weit und breit kein Dorf
oder Haus zu erblicken war; gleichwohl war sie zum grossen Theil mit Durra
(türkischem Weizen) Bebaut. Oestlich begränzte sie ein Gebirge, welches viele
Stunden weit mit einem Eichenwald bedeckt , war — diess war der erste
bedeutendere Wald, den ich in Syrien und Palästina gesehen — die Eichen
waren jedoch in Blättern und Früchten von den unsrigen verschieden. Diese
ganze Strecke galt für die gefährlichste, da in dieser Ebene sich viele Beduinen
aufhalten sollten. Wir waren noch nicht über 1/2 Stunde von unserm
Lagerplatz entfernt, als 2 derselben, der Eine zu Pferde, der Andere zu Fuss,
uns begegneten. Diese waren aber auch die Einzigen, die wir erspäheten,
und sie zogen natürlich ruhig an uns vorüber. Nach weitern 3 Stunden
nahm der Mucker, der sich fürchtete, noch einen ihm bekannten Dorfbewohner
mit, welcher uns etwa 1 Stunde weit begleitete, und uns dann
die Versicherung gab, dass keine Gefahr mehr sei. Nach 5ständigem Ritt
erreichten wir endlich das erste Dorf. Bis dahin waren wir stets in nordwestlicher
Richtung geritten; von nun an verfolgten wir eine rein nördliche,
in einer langen und etwa 1 Stunde breiten Ebene, welche sich zwischen dem
Gebirgszug des Karmel, und einem niedrigen felsigen Höhezug dicht am
Meere entlang, ausdehnt. Endlich gegen 3 Uhr Nachmittags gelangten wir
bis zu dem nördlichen Ende des Karmelgebirges , und ein steiler, beschwerlicher
Weg führte uns zu dem auf dem äussersten nordwestlichen Abhange
gelegenen freundlichen Kloster der Karmeliter-Mönche, bei denen ich eine
sehr gute Aufnahme fand. Da ich mit dem blossen Fess gereist war, und
dabei die Unvorsichtigkeit begangen hatte, kein Tuch über das Gesicht zu
hängen, so hatte die Sonnenglut mir das ganze Gesicht verbrannt. Ich
fühlte ein gewaltiges Brennen, so dass ich fortwährend kaltes Wasser über
das Gesicht goss, und allmälig ging die ganze Haut von Stirn, Backen und
Nase^ab. Diess war die einzige Unannehmlichkeit, die ich von dieser kurzen
Reise empfand.
Am ändern Morgen machte ich einen kleinen Spaziergang auf dem
Berge, wo die Mönche jetzt Weingärten angelegt,, und viel-cultivirt haben,
bestieg das Dach des Klosters ,- welches eine schöne Aussicht über das Meer
und nach den benachbarten Häfen von Cheifa und St. Je an d’Acre gewährt,
und erwartete die Reisenden, welche mit dem französischen Dampfboot
ankommen würden. Das Kloster ist seit 1837 ganz neu erbaut, sehr geräumig,
enthält 18 Mönche, und kann viele Fremde beherbergen. Da ich von
den Mönchen erfuhr, dass der Weg von da an sicher sei, so gab ich den