
der Dorsalbürste auch durch ihre Triehoeysten, daß sie besser bei der Gattung Prorodon
unterzubringeu wäre. In der Gattung Psevdoprorodon fand ich einheitlich Triehoeysten
vom Didinium-Typus mit Faden von doppelter Kapsellänge und Fadenbasisstück. Die drei
von der Gattung Lacrymaria untersuchten Arten unterschieden sieh durch den Besitz des
nach ihnen genannten Triehocysten-Typs scharf von den übrigen Gattungen der Holo-
phryidae. Triehoeysten verschiedenen Typs fand ich in der Gattung Enchelys.
Verschiedene Gattungen und Arten untersuchte ich ferner in der Familie Spathidiidae.
Drei Arten aus der Gattung Spathidium wiesen Triehoeysten vom Didinium-Typ auf. Bei
einer vierten von mir in diese Gattung gestellten Form, die ich Seite 23 beschrieb, fand ich
zwar Triehoeysten vom Lacrymaria-Typ, doch bin ich nicht sicher, ob sie tatsächlich in
diese Gattung gehört. Auch bei dem der Gattung Spathidium verwandten Homalozoon traf
ich auf den Didinium-Typ.
Ebenfalls in der Familie der Amphileptidae herrscht der Didinium-Typ vor. Eine wirkliche
Ausnahme sowohl innerhalb der Familie wie auch innerhalb der G attung bildet Loxo-
phyllum meleagris mit seinen Triehoeysten vom Lacrymaria-Typ. Bei den drei Hemio-
phrys-Arten H. pleurosigma, H. meleagris und H. aselli halte ich es fü r möglich, daß der
Didinium-Typ, der sich bei H. procera fand, durch irgendwelche Umstände verdeckt ist.
Im anderen Falle würden sie auch aus dem Rahmen ihrer Gattung fallen.
Ein endgültiges Urteil darüber, wie weit die verschiedenen Trichocysten-Typen parallel
zu den übrigen Gattungsmerkmalen entwickelt sind, wird sich erst dann fällen lassen,
wenn wir die Triehoeysten einer weit größeren Zahl kennen gelernt haben. Bei den recht
wesentlichen Unterschieden im feineren Bau der Triehoeysten, den ich immer wieder auch
bei nahe verwandten und äußerlich sehr ähnlichen Arten einer Gattung fand, darf man ohne
Zweifel schon heute die Triehoeysten als wertvolles Bestimmungsmerkmal ansehen, sodaß
bei neu zu beschreibenden Arten ihre Untersuchung im Dunkelfeld unbedingt gefordert
werden muß.
Allgemeine Bemerkungen über den Bau und die Funktion
der nesselkapselähnlichen Triehoeysten.
Die grundsätzliche Übereinstimmung der besprochenen Triehoeysten mit denen von Prorodon,
die ich genauer untersuchte (1934), insbesondere auch in der B ildung und dem Aussehen
pathologischer Explosionsstadien, auf die ich im Rahmen dieser Arbeit nicht näher
eingegangen bin, zeigt, daß wir uns alle diese Triehoeysten als „nesselkapselähnlich“ vorzustellen
haben. Dieser Umstand fordert einen Vergleich heraus mit der uns geläufigsten
Form der Nesselkapseln, wie er bei den Coelenteraten vorliegt. Bei einem solchen Vergleich
ergeben sich eine Reihe von Differenzen, die für eine weitgehend selbständige Stellung
der Nesselkapseltrichocysten sprechen.
In erster Linie ist als gegensätzliches Merkmal gegenüber allen bekannten Nesselkapseln
die beschränkte Länge des Fadens zu nennen, der in keinem der beobachteten Fälle die
Länge der Kapsel um wesentlich mehr als den doppelten Wert übertraf und, wie wir sahen,
in einigen Fällen sogar nur der einfachen Kapsellänge entspricht.
In zweiter Linie ist das Fadenstück in seinen verschiedenen Ausbildungsformen zu
nennen, das meines Wissens bei den übrigen Nesselkapseln auch unbekannt ist. Die anderen
Eigenschaften: die stabförmige Gestalt der Kapsel, das Fehlen einer Untergliederung des
Fadens sind Kennzeichen, die wir auch bei den typischen Nesselkapseln der Coelenteraten
wieder finden.
Man ist zunächst geneigt, die scharf begrenzte Länge des Trichocystenfadens als Anzeichen
einer primitiven Organisation anzusehen. Bei der allgemein üblichen Auffassung, die
Protozoen seien einfachgebaute Organismen, erwartet man bei ihnen kaum so hoch differenzierte
Gebilde, wie sie die Nesselkapseln darstellen. Die Ansicht von der Primitivität
der Nesselkapsel-Trichocysten wird dann auch noch dadurch bestärkt, daß bei den Tricho-
cysten vom Lacrymaria-Typ die Länge des Fadens der Länge der Kapsel entspricht und
diese Triehoeysten in dieser Beziehung die einfachst denkmöglichen Nesselkapseln darstel-
len. Man könnte dann von diesen einfachsten Triehoeysten die Formen mit Faden von doppelter
Kapsellänge als höherdifferenziert ableiten. Bei ihnen ist, wie ich in meiner Arbeit
über die Triehoeysten von Prorodon auseinandersetzte, der Trichocystenfaden in den Ruhestadien
ähnlich gelagert wie der Nesselfaden in den Nesselkapseln, nämlich so, daß wir
einen von der Kapselöffnung nach hinten ziehenden Teil, der dem Halsteil des Fadens bei
den hochdifferenzierten Penetranten entspricht, unterscheiden können von dem in entgegengesetzter
Richtung verlaufenden Fadenende, das allerdings bei diesen hochentwickelten Nesselkapseln
sich in zahlreichen Windungen um das Anfangsstück lagert. Die W indungen des
Fadens in der typischen Nesselkapsel kann m an angedeutet vielleicht in der geschlängelten
Gestalt des Trichocystenfadens suchen. Das Fehlen der Aufrollung des Trichocystenfadens
kann man von diesem Gesichtspunkt aus auch als das Zeichen einer primitiven Entwicklungsstufe
auffassen, denn hierdurch kommt es, daß das zurücklaufende Ende des Fadens
sehr bald das Vorder ende der Kapsel erreicht und infolgedessen eine gewisse Länge nicht
überschreiten kann.
Gegen die Ansicht einer primitiven Natur der Nesselkapsel-Trichocyste spricht aber
andererseits schwerwiegend das Vorhandensein des Fadenstückes, das den Bau und die Funktionsweise,
soweit ich übersehen kann, weitgehend kompliziert. Daß die scheinbar sehr
primitiv gebauten Triehoeysten von Loxophyllum meleagris möglicherweise als zurückgebildet
aufzufassen sind, ist mir dadurch wahrscheinlich, daß neben den großen Tricho-
cysten vom Lacrymaria-Typ in den Individuen regelmäßig ganz kleine Triehoeysten gefunden
wurden, deren Fadenlänge der doppelten Länge der Kapsel entsprach.
Ich bin der Ansicht, daß alle die im ersten Augenblick als primitiv anmutenden Merkmale
der Nesselkapseltrichocysten als bedingt durch die Anwesenheit des Fadenstückes zu
deuten sind. Wie wir bei der Besprechung der Triehoeysten von Prorodon, Actinobolina
und Loxophyllum meleagris sahen, müssen wir uns das Fadenstück in den drei genauer
untersuchten Fällen als ein Rohr vorstellen, das bei den ruhenden Triehoeysten der Wandung
der Kapsel anliegt und in seinem Lumen den eingestülpten Trichocystenfaden aufnimmt.
Bei der Explosion kehrt sich dieses Verhältnis um, indem hierbei das Fadenstück
in das Lumen des ausgestülpten Trichocystenfadens eintritt. Letzteres hat natürlich zur
Voraussetzung, daß das Fadenstück zu einem außerordentlich feinen und gleichmäßig geraden
Faden zusammenfällt. Würden wir uns diesen Vorgang bei den annähernd eiförmigen
Nesselkapseln der Coelenteraten usw. vorstellen, so erkennen wir, daß hier die Umgestaltung
eines unter der Kapselmembran liegenden Materiales zu einem feinen Faden recht
komplizierte Vorgänge zur Voraussetzung hätte. Die Stäbchengestalt der Nesselkapsel-
Trichocyste erleichtert dagegen diesen Vorgang offensichtlich. Es ist daher vielleicht kein
Zufall, daß bei den Triehoeysten von Hemiophrys pleurosigma und E. aselli, deren Kap