die Capsiden an die Pyrrhocoriden. Wie den letzteren fehlen auch ihnen stets Ocellen.
Das Deuterocerebrum ist recht gut entwickelt. Auch in dieser Hinsicht besteht Übereinstimmung
mit den Pyrrhocoriden.
An die Capsiden schließen sich, was die Gesamtform des Nervensystems betrifft, die
Nabidae eng an. Sie unterscheiden sich von den Capsiden nur in der Ausbildung einer
deutlich erkennbaren Kommissur zwischen dem Unterschlundganglion und dem I. Thorakalganglion.
Eine auffallende Übereinstimmung besteht in der beträchtlichen Länge der
Kommissur zwischen dem I. und II. Thorakalganglion.
Denselben Grad der Ganglienkonzentration wie die Capsiden zeigen die Cimicidae.
Die äußere Morphologie des Gehirns von Cimex lectularius wurde durch T i t s c h a c k ausführlich
beschrieben und abgebildet, so daß auf diese Arbeit verwiesen werden kann.
Den höchsten Grad der Konzentration erreicht das Nervensystem der Hydrome-
tridae. Hier sind sämtliche ventralen Ganglien zu einer Einheit verschmolzen (Abb. 5).
Der kompakte Eindruck wird dadurch noch erhöht, daß die Schlundkommissur sehr kurz
und dick ist, so daß das gesamte Zentralnervensystem eine einzige Ganglienmasse zu bilden
scheint. Diese starke Konzentration macht es verständlich, daß F lögel, der einzige Autor,
der bis jetzt das Nervensystem eines Vertreters dieser Familie beschrieben hat, das Unterschlundganglion
nicht finden konnte und als charakteristisches Merkmal das Fehlen dieses
Ganglions festgestellt hat. Es kann aber sowohl an Totalpräparaten (Abb. 5) als auch an
Schnitten (Abb. 70, d) leicht bewiesen werden, daß sich F lögel g eirrt hat. Sehr schwach
sind die verschmolzenen Abdominalganglien (Abdgl) entwickelt, was mit der späten Entwicklung
und Ausgestaltung dieser Ganglien w ährend der Ontogenese der Hydrometridae
zusammenhängt.
2. Hydrocorisae.
Weitgehende Übereinstimmung im Bau ihres Nervensystems zeigen die Hydrocorisae.
Der Grad der Ganglienkonzentration ist bei allen untersuchten Arten und Familien derselbe
(Abb. 6, 7, 8). Stets ist das I. Thorakalganglion (I. Thgl.) mit dem Unter schlundganglion
(Usgl) verschmolzen. Eine lange Kommissur verbindet das I. mit dem II. Thorakalganglion.
In der Form des Oberschlundganglions unterscheiden sich die verschiedenen Arten
vor allem durch die verschiedene Größe des Lobus opticus. Die Nepidae und die
Ranatridae haben verhältnismäßig kleine Fazettenaugen, infolgedessen sind auch die
optischen Ganglien entsprechend klein (Abb. 6, L. opt.). Die übrigen Familien stehen dazu
in vollem Gegensatz. Die riesigen Fazettenaugen der Corixidae, Notonectidae (Abb. 7),
Belostomidae (Abb. 8) und Naucoridae bedingen sehr große Lobi optici.
Sehr schwache Entwicklung zeigt bei allen Wasserwanzen das Deuterocerebrum. Dies
hängt zweifellos m it der geringen Entwicklung der Antennen zusammen („Cryptocerata“).
Außer Sinneshaaren wurden nur bei Naucoris besonders differenzierte Sinnesorgane in
Form von Chordotonalorganen in den Antennen gefunden ( E g g e r s 1924). Nach W e b e r dienen
die Antennen von Notonecta als Gleichgewichtssinnesorgane, außerdem sollen sie vielleicht
noch als Meßapparate für den Druck der außen am Körper mitgeführten Luft dienen.
Sicher kommt ihnen aber auch noch eine chemoreceptorische Funktion zu.
Gut entwickelt ist bei allen Arten das Tritocerebrum. Überall tritt es schon äußerlich
in Form von zwei konischen Erhebungen deutlich in Erscheinung. Die Fortsetzung dieser
Vorsprünge bilden die Frontolabralnerven (Abb. 7, N. fr. labr.). Bei Lethocerus (Belostomidae)
ist der F rontalnerv (Abb. 9, N. fr. labr.) nicht wie bei den übrigen untersuchten Formen
einfach, sondern dreifach ausgebildet. Auch das sonst einheitliche Frontalganglion (Gl. fr.)
zeigt eine entsprechende Gliederung in drei hintereinander liegende Ganglienbezirke.
Sowohl auf Abbildung 7 als auch auf Abbildung 9 ist die enge Verbindung von U nterschlundganglion
(Usgl) und dem I. Thorakalganglion zu erkennen. Zweifellos hängt diese
Abb. 8. Lethocerus in d icu s. Abdgl. Abdominalganglien,
L.opt. Lobus opticus, Osgl. Oberschlundganglion, Usgl.
Unterschlundganglion, I .-I I I. Th g l. I .-I IL Th o rak a lg an glion.
Verg r. Leitz Obj. 1, 5 X B. Auf % verkl.
Abb. 6. Nepa cinerea. Abdgl. Abdomi-
nalganglieu, L.opt. Lobus opticus, N.ant.
Antonnennerv, Osgl. Oberschlundganglion,
Rf. Re iinafascrstränge, Usgl. Unterschlundganglion,
I .-I I I. Thgl. I.-I I I.
Thorakalganglion. V erg r. Leitz Obj. 1,
Oc. S X B. Auf Yi verkl.
Abb. 7. Notonecta glauca. V entralans icht. Abdgl.
Abdominalganglien, G l.fr. Ganglion frontale,
N.ant. Antennennerv, N .fr.la b r. Nervus fronto-
lab ra lis, N .I.E x tr. N erv der I . E x tremität, L.opt.
Lobus opticus, Usgl. Unterschlundganglion,
I .- I I I . Thgl. I .- I I I . Thorakalganglion. Vergr.
Leitz Obj. 1, Oc. 8 X B. Auf Yi verkl.
Abb. 9. Lethocerus indicus, G eh irn von v en tra l. Gl.fr.
Ganglion fro n tale , L.opt. Lobus opticus, N.ant. Antennennerv,
N.fr.labr. Nervus fro n to lab ralis, Usgl. U nterschlundganglion,
I .- I I I . Thgl. I .-I I I. Thorakalganglion.
Verg r. Leitz Obj. 1, Oc. 8 X B. Auf Yt verkl.
Verschmelzung damit zusammen, daß das vorderste Extreinitatenpaar als Greif organ dicht
an den Kopf herangerüekt ist. Mittels dieser Extremitäten halten z. B. Notonecta und
Lethocerus die Beute fest und Corixa umklammert damit Algenfäden und andere Pflanzen,
welche sie mit Hilfe des Rüssels aussaugt. Die Nerven (Abh. 7, N.I.E x tr) entspringen dementsprechend
an der Grenze von Unterschlundganglion und dem I. Thorakalganglion.