7. Beim Fressen dient der Fuß als Halteorgan (S. 43). Die Auslösungsreize für die
Tätigkeit der Kadula sind mechanischer und chemischer Art (S. 56). Die Abwehrhöcker
der Reibeplatte können unbekömmliche Nahrung wieder herausbefördern (S. 42).
8. Der Nahrungsbrocken wird durch die Tätigkeit der Radula in das Gasterostom
eingeführt und gelangt unter die Einwirkung der Pharynxmuskulatur (S. 56). Im Oesophagus
befördern ihn Peristaltik und Wimperschlag; hinter dem Leibl ein-Knot en
sind hauptsächlich Wimperschlag und Muskelarbeit am Werke. Eine regelmäßige Peristaltik
fehlt (S. 56—57).
9. Der Le ibl e in-Knot en ist ein Ventil, welches die Nahrung analwärts gleiten
läßt, während es das Zurückstauen in den Vorderdarm verhindert. Seine Regulation
erfolgt einerseits mechanisch durch den Inhalt des Mitteldarmes, andererseits durch
chemische Reize, die von den Verdauungssäften, besonders von denjenigen der Mitteldarmdrüsen
ausgehen (S. 57—58).
10. Nach einer reichlichen Mahlzeit dehnt sich der Vorratsraum für den Speisebrei
vom L e i b l ein-Knoten bis zum After aus, dabei bildet das Caecum eine Art mechanischen
Puffers, welcher den Mitteldarm vor Zerrungen schützt (S. 59).
11. In dem sehr erweiterungsfähigen Magen wird der Speiseballen durch die Tätigkeit
der Zilien von der Peripherie her mechanisch aufgelöst. Die Zilien beseitigen zunächst
den Schleim und sorgen für das Herantreten der Enzyme an die Nahrungsmassen (S. 60).
Der tonische Druck der Magenwand gewährleistet eine allseitige Berührung der Randzonen
mit dem Speiseballen (S. 60—61).
12. Die im Magen erzeugten Flimmerströme führen die mechanisch und chemisch abgespalteten
Nahrungspartikel in die Eingänge der Mitteldarmdrüsen. Sie schlagen im
allgemeinen enddarmwärts. Die Mitteldarmdrüsenöffnungen sprechen auf chemische Reize
an. Rindfleischsaft und Auflegen von Kochsalzkristallen bewirkt ihre Öffnung, auftropfen
von 0,2% HCl sofortige Schließung (S. 61). In den Gängen dieser Drüsen bewegen sich
drei Ströme: erstens der magenwärts gerichtete Enzymstrom, zweitens der drüsenwärts
gerichtete Nahrungsstrom und drittens der magenwärts gerichtete Drüsenkotstrom (S. 62).
13. Die Beutestücke gleiten in 5—10 Minuten durch den Oesophagus. Die unaufgeschlossenen
Reste einer Mahlzeit verlassen den Darm nach zwei- bis dreimal 24 Stunden
(S. 62—63). Der Kot wird im Enddarm eingedickt und mit einer Schleimhülle versehen.
Die mäandrischen Windungen stellen wahrscheinlich das Relief der in Falten geworfenen
Enddarmwülste dar (S. 64—65).
14. Die Gewinnung des Magensaftes baut sich auf der Annahme auf, daß beim Darbieten
von Nahrungsreizen, ohne daß die Nahrung selbst zu erreichen ist, eine reflektorische
Drüsensekretion stattfindet (S. 67—68). Von 3559 Tieren konnten auf diese Weise
774 ccm Saft gewonnen werden, der sofort in den Eisschrank gestellt und später zu Eisblöcken
gefroren wurde, so daß alle Versuchsreihen mit frischem Material durchgeführt
werden konnten (S. 69).
15. Die Magensaftfarbe ist hellbraun bis schwarz. Sie variiert nach Farbe und
Reichhaltigkeit der Beimengungen. Der Saft ist geruchlos und schmeckt salzig. E r rötet
blaues Lackmuspapier, aber die Günzburgsche Reaktion und die Kongopapierprobe sind
negativ, ebenso die Milchsäureprobe. Die Gesamtazidität beträgt 12, also ist keine freie
Säure darin enthalten (S. 70—71). Weiter wurden folgende Daten festgelegt: pH = 5,80
bei 19,0° C; Spez. Gewicht = 1,033 bei 19,0° C; Gefrierpunktserniedrigung B — 1,875; Relative
Oberflächenspannung bei 20,8° C, o = 0,604. Das deutet auf eine hohe Oberflächenaktivität.
Relative Viskosität bezogen auf Wasser = 1 bei 19,7° C, r\ = 2,15. Das ist sehr
viskos, wahrscheinlich infolge des Mucingehaltes. N-Gehalt = 0,4%'. Dies entspricht einem
Eiweißgehalt von etwa 2,5%. Alle diese Werte sprechen für das Vorhandensein eines Eiweißkörpers
bzw. eines Eiweißkörpergemisches jG- wahrscheinlich Mucin. Dieses Eiweiß
dürfte als Schutzkolloid für die Enzyme dienen (S. 74—75).
16. Autolyse konnte für die wichtigsten pH-Stufen der Versuchsreihen in der Zeit
von 24 Stunden nicht nachgewiesen werden (S. 85—86). Fibrin wird sowohl bei pH 7,9
als auch bei pH 5,12 im Magensafte zerlegt. Kasein wird sicher bis zur Peptonstufe,
wahrscheinlich aber bis zu den Aminosäuren abgebaut (S. 82—83). Der Abbau des Catguts
(Bindegewebe) beginnt bei pH 4,7, steigt bei pH 6,2 optimal an und sinkt in der Nähe
des Neutralpunktes wieder ab, um im alkalischen Gebiet nochmals anzusteigen und bei
pH 7,5 ein zweites Optimum zu zeigen. Im sauren Milieu wird die Catgutsaite allmählich
dünner, während sie im alkalischen Milieu breiig zerfällt. Im Kote, welcher nach
48—67 Stunden ausgeschieden wurde, war sie teilweise nicht mehr anzutreffen (S. 86—88).
Das Optimum der Muskeleiweißspaltung durch Magensaft liegt bei pH 7,1, dasjenige für
Pepton F bei pH 6,2 (S. 88—90). Die Glycylglyzinspaltung beginnt bei pH 5,7 und
steigt bis pH 6,3 an, um beim Neutralpunkte wieder etwas abzusinken und im alkalischen
Gebiet ihr Optimum zu erreichen (S. 91—92). Olivenöl wird durch Magensaft energisch
zerlegt (S. 92 f.). Eine Celluloseaufspaltung konnte weder im biologischen noch im
physiologisch-chemischen Versuche nachgewiesen werden (S. 94 f.). Das Optimum der
Spaltung löslicher Stärke liegt bei pH 5,7 (S. 95—97).
17. Der pH-Wert des Mitteldarmdrüsenmaterials beträgt 5,72 bei 23,3° C. Eine Autolyse
findet während einer Beobachtungszeit von 24 Stunden nicht statt. Die Optima der
Catgutverdauung liegen bei pH = 6,2 und pH = 7,9. Im alkalischen Bereich ist die Aziditätszunahme
gering (S. 97—102). Das Optimum für Muskeleiweißspaltung wurde m it pH =
7,1—7,9 festgelegt, dasjenige für Pepton F mit pH 6,2 und für Glycylglyzin mit pH = 6,3
und 7,2— 7,6 (S. 102—105). Das Mitteldarmdrüsenmaterial spaltet Olivenöl, aber keine
Cellulose (S. 106— 107) und keine Saccharose (S. 109— 110). Das Optimum für Aufspaltung-
löslicher Stärke liegt bei pH = 5,7 (S. 107^-109).
18. Magensaft und Mitteldärmdrüsenmaterial spalten die gleichen Substrate, aber die
umgesetzten Mengen sind verschieden (S. 121—123). Ihre Enzyme wirken innerhalb der
Grenzen von pH 4—9 optimal. Diese Wirkungsbreite entspricht im Mittel etwa dem Milieu,
welches während der Verdauung einer Mahlzeit durch Verdünnung des Magensaftes mit
Seewasser und Speisebrei herbeigeführt wird. Muskeleiweiß wurde unter den angesetzten
Versuchsbedingungen von Magensaft und Mitteldarmdrüsenmaterial gleich stark abgebaut,
während Bindegewebe unter den gleichen Bedingungen im schwach alkalischen
Milieu des Magensaftes doppelt so stark gespalten wird wie durch Mitteldarmdrüsenmaterial.
Dadurch wird die Möglichkeit des Eindringens des sehr festen bindegewebigen
Materials in die feinen Gänge der Mitteldarmdrüsen gewährleistet (S. 123). Pepton F wird
in der Mitteldarmdrüse 2,5-, Glycylglyzin 3,5mal so stark gespalten wie im Magensaft.
Bei längerer Einwirkungszeit wirkt der Magensaft stärker auf lösliche Stärke ein, als
Mitteldarmdrüsenmaterial (S. 108 u. S. 124).
19. Der pH-Wert des L e i b 1 e i n - Drüsenmaterials beträgt 6,51 bei 21,5° C. Die
Le i bl e i n-Drüs e ist eine Verdauungsdrüse, die zwar kein Catgut, aber Muskeleiweiß
und Glycylglyzin spaltet. Eine Zerlegung von Olivenöl und löslicher Stärke gelang nicht
Zoo.ogica.Hoft 92. 1?