
Die Trichocysten von Clathrostoma Stehen wahrscheinlich den einfachen Spindel-Tri-
ehocysten nahe, wie ich sie hei Nassula ornata, Cinetochilum, Disematosioma, Loxocepha-
lus und Pleuronema fand. Diese stellen einfache Spindeln dar, an deren Vorderende sich
als einzige Differenzierung lediglich ein Triehoeystenkorn nachweisen ließ, Diese einfachen
Spindeln würden den dritten Typ unter den Spindeltriehocysten darstellen, wenn wir die
Paramecium- und Froretoma-Triehocysten als einen gemeinsamen Typ zusammenfassen und
die CZaffcrostoma-Trichocyste als den zweiten Typ auffassen. Die CZaZferpsfoma-Trichocysten
würden sich von den einfachen Spindeln durch die Umbildung des auch dort vorhandenen
Trichocystenkornes zu einer Spitze ableiten.
Sehen wir zunächst ab von den erst später zu beschreibenden langgestreckt spindelförmigen
Protrichocysten von Urocentrum und Colpoda, die als vierte Gruppe am besten hier
einzuschalten wären, so kommen als fünfte und letzte Gruppe die Trichocysten der Tricho-
pelmiden in Frage. Bei diesen träg t das Vorderende des in typischer Weise spindelförmigen
Schaftes, der auch wieder hier den Hauptteil der Trichoeyste bildet, ein aus vier kurzen
Strahlen bestehendes Schirmchen. Die beiden von mir untersuchten Formen dieses Typus
zeigten eine recht große Verschiedenheit in den Einzelheiten des Baues- des Schirmchens.
Viejsicht werden sich bei der Untersuchung weiterer Vertreter dieser Familie Trichocysten
finden lassen, die mit größerer Sicherheit einen Vergleich untereinander und einen
Anschluß an die übrigen Trichocysten gestatten. Im Augenblick kann man sich die Bildung
dieser eigenartigen Trichocysten vielleicht so vorstellen, daß sich an das Vorderende einer
großen den Schaft bildenden Trichoeyste vier zurückgebildete, kleine Trichocysten angeheftet
haben. F ü r diese Annahme spricht die Anwesenheit von kleinen, in diesem Sinne; als
Trichoeystenkörner zu deutenden Granuli«, an der Ansatzstelle der Schirmchenarme bei
Trichopelma.
Ähnlich wie die nesselkapselähnlichen Trichocysten beschränken sich auch die durch
den Besitz des spindelförmigen Schaftes charakterisierten Formen auf die holotriehen Ciliaten.
Auch schon aus diesem Grunde dürfen wir wohl schließen, daß wir es mit einer Beihe
von einander sehr nahestehenden Formen zu tun haben. Neben diesen beiden Tricboeysten
formen fand ich als dritten Typ bei den Holotriehen die PZagiopyZa-TrichoeySten, die einen
vollkommen abweichenden Bau besitzen.
Die Plagiopyla-Trichocysten.
Durch die Zweiteilung in einen mit einer Kapsel und einen mit dem Faden zu vergleichenden
Abschnitt erinnern die Plagiopyla-Trichocysten sehr stark an die nesselkapselähnlichen
Trichocysten. Fassen wir den hinteren Abschnitt als die Kapsel auf, aus der der
vordere Teil als der Faden ausgeschleudert wird, so müßten wir eine Übereinstimmung zwischen
ersterem Teil und der ruhenden Trichoeyste bezüglich Gestalt und Größe erwarten. In
bezug auf die Größe läßt sieh diese Übereinstimmung auch feststellen, was die Gestalt anbetrifft,
so ließe sich die Ähnlichkeit erkennen, wenn man annimmt, daß das zugespitzte
Ende der ruhenden Trichocysten deren Hinterende darstellt und dadurch dem spitzen Hinterende
des „Kapselteiles“ entspricht. Da mir die Dunkelfeldbeobachtung ruhender Trichocysten
im lebenden Tiere bei Plagiopyla nicht glückte, steht diese Möglichkeit offen. Außer
der rein äußerlichen Ähnlichkeit fand ich noch zwei Eigentümlichkeiten, die an die Nessel-
kapsel-Trichocysten erinnern. Der erste Punkt ist der, daß die Streckung, die die ruhende
Trichoeyste bei der Explosion erfährt, verhältnismäßig gering ist, und zwar etwa dem drei-
biS, vierfachen Wert der ruhenden Trichoeyste entspricht. Ähnlicher Größenordnung ist
auch die Streckung.durch die Explosion bei den nesselkapselähnlichen Trichocysten, während
bei allen übrigen Trichocysten eine stärkere Verlängerung um etwa das fünf- bis siebenfache
der Buhestadien im Verlaufe der-Explosion eintritt. (Siehe Tabelle 4 S. 76.) Der
zweite Punkt, der an die Nesselkapsel-Triehocyste erinnert, ist der Umstand, daß ich bei
Plagiopyla-Arten das Vorkommen von Trichocysten gleichen Typs aber verschiedener
Größe im gleichen Individuum beobachten konnte. Außer, bei einer Beihe von mit Nessel-
kapsel-Triehocysten ausgerüsteten Ciliaten habe ich derartiges in keinem Falle wieder beobachten
können.
Ob die äußerlichen Ähnlichkeiten zwischen den Nesselkapsel- und Plagiopyla-Trichocysten
auf einer verwandtschaftlichen Beziehung bzw. gleichartiger S truktur beruhen, vermag
ich aus dem Grunde nicht zu sägen; weil es bei Plagiopyla nicht glückte, unvollständige
Explosionsstadien zu finden, die geeignet waren, über ihren feineren Bau Auskunft zu
geben. Gegen die Verwandtschaft dieser beiden Trichocystenformen spricht, daß der Kapselabschnitt
nicht, so scharf abgehoben ist, wie bei den typischen Nesselkapsel-Triehocysten.
Auch konnte ich nie Andeutungen von einem gewellten Faden innerhalb der ruhenden Tri-
chocyste erkennen. Schließlich ist die spindelförmige Gestalt des „Fadens“ bei der Plagiö-
pyio-Trichocyste eine Eigenschaft, die bei den NeSselkapsel-Trichocysten in keinem Falle
beobachtet werden konnte.
Weder die positiven noch die negativen Befunde sind im Augenblick geeignet, die Frage
nach der Feinstruktur der Plagiopyla-Trichocjste zu entscheiden. Außer bei den verschiedenen
Plagiopyla-Arten fand ich den gleichen Trichoeystentypus in kaum veränderter Form
bei Trichospira inversa.
Die Trichocysten der Spirotricha.
Bei der uneinheitlichen Ausbildung der Tricboeysten innerhalb der Ordnung der Holo-
trichen, die ich bisher allein besprochen habe, war nicht zu erwarten, daß man in den wenigen
Fällen, bei denen in anderen Ciliaten-Gruppen Trichocysten Vorkommen, ohne weiteres
vergleichbare Bildungen antreffen würde. Es kommen hier in Frage heterotriche und oligo-
triche Ciliaten, die neuerdings K ahl im Anschluß an das Vorgehen von Bütschli zusammenfaßt
in der Ordnung der Spirotricha.
Bei den heterotriehen Ciliaten ist das Vorkommen von Trichocysten bekannt bei Meto-
pus und Blepharisma. Ich hatte nur Gelegenheit, Metopus bacillatus.zu untersuchen, dessen
Trichocysten eine verhältnismäßig komplizierte Struktur aufweisen. Teilweise zeigen
sie Anklänge an die Paramecium-Triehocysten, teilweise aber auch a ^ d ie Trichocysten von
Urocentrum turbo. An erstere erinnern sie dadurch, daß an den Enden Spitzen gefunden
wurden, die unter einer Art Kappe lagen. An letztere erinnern sie durch das Vorhandensein
eines Fadens, der durch die Mitte der Trichoeyste zieht.. Immerhin %t; diese Ähnlichkeit
nicht sehr überzeugend,, so daß die Mefpfms-Trichoeysten vorläufig noch als isoliert dastehende
Formen anzusehen sind.
Die Trichocysten von Blepharisma scheinen nach den Abbildungen von Stolte spindelförmig
zu sein und an ihrem Vorderende irgendwelche Differenzierungen zu zeigen. Dieser
Autor untersuchte Blepharisma undulans. Schneider, der Blepharisma lateritia unter