
B r a d l e y (1905) den Wert dieser Drüse mit '/io des Tiergewichtes einschließlich der Schale
für Sycotypus, dessen Totalgewicht etwa 166 gr betrug (Durchschnittswert von 4 Tieren),
angeben*).
2. Nahrungstransport.
Den ersten Akt des Nahrungstransportes durch den Darmkanal vollzieht die R a d u la ,
deren Tätigkeit im Kapitel II, 2 eingehend geschildert wurde. Sie führt den Bissen in das
P h a r y n g o s t om ein, wo er durch die Sekrete der Vorderdarm- und Lippendrüsen (S. 42
und 50) eingespeichelt und schlüpfrig gemacht wird, sodaß er den Cuticularüberzug des
Vorderdarmes (S. 54) g latt passieren k ann. Im P h a r y n x , welcher sich an das Pharyngostom
anschließt, gelangt er unter die Einwirkung der außerordentlich kräftig entwickelten
Ring- und Längsmuskulatur, deren Bewegungen deutlich durch die Rüsselwand zu sehen
sind.
D ie Reize, we l c h e di e T ä t i g k e i t d e r R a d u l a a u s l ö s e n , s i n d m e c h a n
i s c h e r u n d c h em i s c h e r Ar t . Bei Berührung der Pharyngostomwand mit einer
Nadel kann man am dorsal aufgeschnittenen Rüssel typische Freßbewegungen auslösen,
während dieselbe Reizung auf seiner Außenseite unbeantwortet bleibt. Auch in unmittelbarer
Nähe der Beute zeigen die Tiere oft Freßbewegungen.
Viel schwieriger ist es, den A u s l ö s u n g s r e i z für die Tätigkeit der V o r d e r d
a rmd r ü s e n festzustellen. KRIJGSMAN (1928 S. 219) h a t durch Stufenuntersuchungen
für die Speicheldrüsen der Weinbergschnecke wahrscheinlich gemacht, daß ihre Arbeit an
die Zeit der Fütterung gebunden ist und daß sie durch „Geruch, Geschmack und Radula-
bewegung“ zur Sekretion gebracht werden. Welche Rolle die drei Faktoren dabei im einzelnen
spielen, ist schwer zu entscheiden; denn vorläufig fehlen noch grundlegende Untersuchungen
über die sinnesphysiologischen Funktionen der Chemorezeptoren.
Bei Buccinum konnte ich mit Sicherheit die Absonderung eines klaren, fadenziehenden
Sekretes aus den Öffnungen der Vorderdarmdrüsen beobachten, als das Tier durch
eine vorangegangene Nahrungsaufnahme erregt ¿ r Radulabewegungen an der Wasseroberfläche
ausführte. Dabei hatte es keinerlei Kontakt mit einem festen Beutestück.
Ferner ist es mir aufgefallen, daß die Vorderdarmdrüsen einige Zeit nach der Nahrungsaufnahme
meist kleiner sind als bei Hungertieren. Wie aus Tabelle I I IA hervorgeht,
hält dieser Zustand mehrere Tage an. Die Bestimmung der Drüsengröße ist natürlich
durchaus relativ, da der Vergleich an e i n e m Tiere unmöglich ist. Ich erwähne diese
Beobachtung nur, weil K rijgsman (1928, S. 220) zu einer ganz ähnlichen Feststellung
kommt.
F ü r den T r a n s p o r t des N a h r u n g s b a l l e n s d u r c h den O e s o p h a g u s
s i n d zwe i F a k t o r e n v o n g r ö ß t e r B e d e u t u n g : Wim p e r s c h l a g u n d P e r i s
t a l t i k . Da sich der Cuticularüberzug des Pharynx in den Anfangsteil des Oesophagus
hinein erstreckt, überwiegt hier die Arbeit der Muskeln, deren Bewegungen man durch
die Außenwand des Rüssels deutlich beobachten kann. Schließlich beginnen die Wimpern
die Arbeit der Peristaltik zu unterstützen und hinter dem Leiblein-Knoten scheint der
Wimperschlag sogar die Hauptarbeit zu leisten, da ich an schalenlosen gefütterten Tieren
*) Herrn cand. rer. nat. K ü h l spreche ich an dieser Stelle meinen Dank für die Mithilfe bei der Präparation der
Organe aus.
Nahrungsaufnahme.
C. D e r E n d d a r m u n d d i e P e r i s t a l t i k .
Tier
Nr. Enddarm Kotabscheidung Beschaffenheit des Kotes Peristaltik der Darmteile
1. Seeigel-Ovarium bSü H -
2. gefüllt. Nach Defä-
kation völlig leer
unmittelbar nach dem
Fressen
glatte, in Schleim gehüllte
Kotwurst
keine Peristaltik
3. gefüllt beim Aufschneiden der
Pallialhöhle
glatte Kotwurst, Sahli-Saite
nicht angegriffen
am Magen keine Peristaltik zu sehen.
Bei Bewegungen des Tieres dreht sich
der Mageninhalt entsprechend der
Schwere. Cilien treiben kleine Teilchen
nach dem Ausgange zu, an dem
sich eine Einschnürung zeigt. Tonischer
Druck der Magenwand auf den
N ahrungsballen
4. fast leer am ganzen Darmkanal keine Peristaltik
zu beobachten. Tonischer Druck
der Magenwand auf den Nahrungsballen
5 . prall mit Eupagu-
rus-Haut gefüllt
-
6. leer beim Knacken des Gehäuses
erscheint Mitteldarmdrüsenkot
am After
beim Berühren des Enddarms einige
peristaltische Wellen, sonst keine
Peristaltik
7- 12 Stunden nach der
Nahrungsaufnahme
—
8. leer nach 48 Stunden gewundener,
einheitlich roter
Kot (Gonadenrest). Mit
Schleim umhüllt
gewunden, Gonadenreste, 2 cm
leicht zerfallende Sahli-Saite.
Einige Windungen größeren
Durchmesser
an der Mitteldarmdrüse einige Bewegungen,
die an das „Blasenschlagen“,
welches B ie d e r m a n n (1 9 1 1 , S. 1 0 0 9 )
bei Helix beobachtete, erinnern, sonst
keine Peristaltik
9 . intensiv dunkelrot
gefärbt. After un-
.. (Tftfürht.
nach etwa 40 Stunden
erste Kotabscheidung
Kotwurst etwa 7 cm lang vom
Durchmesser des Enddarmes.
rwli Hantl.VB or.