
nen Weise geöffnet und der Magensaft entnommen worden war, entfernte ich die Drüsen
roh vom Magen und von der Gonade.
Schwieriger ist die Gewinnung der Leiblein- und Vorderdarmdrüsen. Zu diesem
Zwecke fü h rt man die auf S. 47 beschriebenen Schnitte aus und zupft die Drüsen mit
einer spitzen Pinzette heraus. Da die linke Vorderdarmdrüse mit der Leiblem-Druse verwachsen
ist, muß man auf sorgfältige Trennung beider achten.
Nach der Entnahme tupft man die Drüsen sauber auf Fließpapier ab, bringt sie in gereinigte
verschließbare Glasgefäße und überführt sie so rasch als möglich in den Gefrierschrank,
um sie zu Eisblöeken einfrieren zu lassen (vgl. S. 69). Die weitere Verarbeitung
wird im Kapitel III, 3 Be geschildert werden.
b) Eigenschaften des Drüsenmaterials.
Der wesentliche Unterschied zwischen den Vorderdarm- und der Leiblein-Drüse einerseits
und den Mitteldarmdrüsen andererseits ist die Aufnahme der Nahrungsbestandteile
und der Drüsensekrete in die Mitteldarmdrüsengänge (S. 61—62) und die rein sekretorische
Funktion der beiden anderen Drüsenarten (S. 58). Leider ist es nicht möglich, die Mitteldarmdrüsen
zu durehspülen, da ihre Gänge zu fein sind. Es wird also niemals eine Kontrolle
darüber angestellt werden können, wieweit das Material bei der Verarbeitung „rein
vorlag.
Die Sekrete der Vorderdarm- und Leiblein-Drüsen sind wasserklar. Sie färben rotes
Lackmuspapier blau wie bikarbonathaltige Flüssigkeiten. Das Sekret der VordSfdarm-
drüsen ist fadenziehend und reagiert auch auf blaues Lackmuspapier, welches es rötlich
färbt. Diese amphotere Keaktion erinnert an die Wirkungsweise phosphathaltiger Flüssig-
keiten.
Das Sekret der Mitteldarmdrüsen ist von hell- bis dunkelbraunem Aussehen. Darm
ähnelt es demjenigen des Hungermagensaftes (S. 70—71). Mehrfach angestellte Versuche,
das Sekret einer Drüsenart durch elektrische Beizung zu gewinnen, schlugen immer fehl.
Die frischen Vorderdarm- und Leiblein-Drüsen sind geruchlos. Bemerkenswert ist
jedoch, daß die ersteren beim Stehen an der Luft zunächst deutlich nach teigigen Äpfeln,
bei weiterer Zersetzung nach Heringslake riechen. Beim Verreiben im Mörser schäumt das
Vorderdarmdrüsenmaterial auf, eine Tatsache, die vielleicht auf das Vorhandensein von
Mucineiweißkörpern zurückgeführt werden kann. Das Leiblein-Drüsenmaterial zeigt diese
Eigenschaft nicht.
Die wechselnde Farbe der Mitteldarmdrüsen wurde bereits auf S. 53 eingehend
geschildert. Die zu Eisblöcken gefrorenen Drüsen sehen, wenn sie einzutrocknen beginnen,
völlig schwarz aus, während die anderen Drüsen auch in diesem Zustande ihre Farbe nicht
ändern. Die Mitteldarmdrüsen verbreiten einen unangenehm ölig-tranigen Geruch.
Da reine Drüsensekrete nicht gewonnen werden konnten, ließen sich die Bestimmungen
ihrer Eigenschaften nicht weiter ausdehnen. Ich muß mich daher mit der Angabe der
pH-Werte des in Glyzerin, Seewasser oder Aqua dest. angeriebenen Drüsenmaterials be-
gnügen (vgl. S. 72).
Die Übersicht auf S. 99 zeigt, daß die Wasserstoffionenkonzentration des Magensaftes
pH = 5,78 weitgehend mit derjenigen des Mitteldarmdrüsenmaterials übereinstimmt, während
alle anderen Drüsen und Gewebe des Darmkanals keinerlei Besonderheiten hinsichtlich
der pH-Werte zeigen (vgl. S. 74). An dieser Stelle möchte ich aber nicht unerwähnt
lassen, daß ich, aus mir bisher unerklärlichen Gründen zwei pH-Werte für Vorderdarmdrüsenmaterial
fand, die gänzlich aus dem Bahmen herausfallen. Da kein Grund zur
Annahme von Meßfehlern vorliegt, kann ich nur glauben, daß, in diesen Fällen vorübergehend
saure Substanzen gebildet wurden, die in anderen Ansätzen möglicherweise durch
das Verreiben des Materials unwirksam gemacht wurden. Es handelte sich hierbei um
Aqua dest.-Anreibungen,1:4 mit den Werten: pH — 5,27; Temp. : - 22 C und pH — 5,06;
Temp. § 2 1 ° C, Nur die Magensaftwerte 4 und 5 auf S. 73 bewegen sich in ähnlichen Grenzen
und blieben daher bei der endgültigen Durchschnittsberechnung außer Betracht;,:
Ü b e r s ic h t ü b e r d ie pH -W e rte d e s D rü s e nm a te r ia ls .
Anzahl Verhältnis Temp. pH-Wert
Nr. Art der Anreibung der Drüsenmaterial
Tiere :
Lösungsmittel _____________________
I. M i t t e l d a r m d r ü s e n :
1. Glyzerinextrakt 45 1:10 22° G 5,77
2. 20 1:3 22° C 5,92
3. 100 1:0,7 22° C 5,94
4. Seewasseranreibung 200 1:30 20° C 5,39
5. Aqua dest.-Anreibung 200 1:30 23° C 5,73
6. » 1:30 19° C 5,57
Durchschnitt: _ H 23,3° C 5,72
Grenzwerte: — J g g S S 5,39-5,94
I I . L e i b l e i n - D r ü s e n :
Aqua dest.-Anreibung 24° G 6,16
2. „ 1:30 19° G 6,86
Durchschnitt: ■ — — 21,5° C 6,51
Grenzwerte: B | 6,16—6,86
I I I . V o r d e r d a r m d r ü s e n :
1 . Glyzerinextrakt 100 1:2 23° C 6,29
2. Aqua dest.-Anreibung 1:4 20° C 6,50
3. B l 1 H » gpQ&Ui*.. 1:4 19° C 6,67
4. | „ 1:30 18° C 6,75
Durchschnitt: 20° G 6,55
Grenzwerte: — — — 6,29—6,75
Zur besseren Übersicht seien im folgenden die pH-Werte der einzelnen Darmteile und
Verdauungsdrüsen noch einmal 'nebeneinandergestellt und mit denjenigen von Y o n g e
(1923—25), die auf kolorimetrischem Wege gewonnen wurden, verglichen. Die Anreibungen
der Darmteile waren Glyzerinextrakte, die durchschnittlich im Verhältnis 1:10
angesetzt wurden.
Die nach zwei verschiedenen Methoden gefundenen Zahlen stimmen im allgemeinen
gut überein. Auffallend niedrige pH-Werte stellte Mansour-Beck (1934, S. 346, Tab. 2)
kolorimetriseh im Darme von Murex fest. Die Mittelwerte für alle Darmteile und Drüsen
bewegen sich in den Grenzen von pH 5,6—5,8. Nur für den Enddarm findettttch die auffallend
hohe Zahl von pH 8,3, die von den Abbauprodukten der tierischen Nahrung herrühren
soll. Ich bin eher geneigt, anzunehmen, daß diese hohen pH-Werte, die Yonge und