
Durch den dunklen Gang im Innern des Granulums stehen natürlich das Lumen der Kapsel
und des Fadens miteinander in Verbindung.
Familie: Colepidae.
Gattung: Coleps.
Coleps hirtus Nitzsch.
Die Untersuchung der Trichocysten der Coleps-Arten kostete besonders viel Mühe und
Zeit. Zwar fand ich sehr bald beim Zerdrücken verschiedener Arten dieser Gattung kleine,
leuchtende Stäbchen, die in ihrem Aussehen an Trichocysten erinnerten, sich auch in vielen
Fällen zur Explosion bringen ließen, wenn man Ferrocyankalilösung unter dem Deckglas
durchsaugte. Bei letzterem Verfahren aber wurden die Explosionsstadien regelmäßig
aus dem Gesichtsfeld geschwemmt oder gerieten in B erührung m it den durch das Zerdrücken
der Tiere freigewordenen Plasmamassen, w o d u r c h jegliche Beobachtung unmöglich gemacht
wurde. Reizung der Tiere mit dem Dunkelfeldkondensor lieferte keine explodierten Trichocysten.
Erst ein Massenauftreten von Coleps hirtus in einem Aquarium des Institutes
ermöglichte eine genauere Untersuchung.
Die ruhenden Stadien bilden kleine, leicht gekrümmte Stäbchen von nur 3 (* Länge,
die in ihrer ganzen Breite aufleuchten. Ihre Explosion konnte häufig beobachtet werden,
so daß ihre Trichocystennatur ohne Zweifel feststeht. Die explodierten Trichocysten, Abb.
22 a, sind entsprechend klein und schwer aufzufinden. Erschwerend wirkte bei der Untersuchung,
daß fast nur pathologische Bilder auftraten. Unter diesen waren sehr häufig solche,
bei denen die Kapsel mit einem stark aufleuchtenden Inhalt gefüllt war. Normalerweise
aber ist die Kapsel im Innern offensichtlich dunkel und besitzt bläulich aufleuchtende Membranen.
Der aus der Kapsel geschleuderte Faden ist länger als die einfache Kapsellänge,
in allen von mir beobachteten Fällen war er aber bedeutend kürzer als die doppelte Kapsellänge.
Ganz regelmäßig ließ sich ebensogut an den normalen, wie auch an den pathologischen
Trichocysten eine Zweiteilung des Fadens in einen breiteren, an die Kapsel anschließenden,
und einen dünneren Endteil beobachten. Die Grenze zwischen beiden Abschnitten
war sehr häufig durch einen Knick deutlicher hervorgehoben. Als Maße beobachtete ich
für die Kapsel 3 (x, für den breiteren Teil des Fadens etwa 2 ja, für den dünnen Fadenteil
etwa 1,5—2 y-.
Coleps amphacanthus E hrb.
Die untersuchte Art stimmte im wesentlichen mit der Beschreibung von K aiil überein.
Allerdings war außer den drei großen Dornen am Hinterende, die in einer Reihe lagen,
noch ein vierter, kleinerer Dorn vorhanden.
Die ruhenden Trichocysten (Abb. 22 b) waren ca. 4 lang, das eine Ende etwas umgebogen
und schmaler (Vorderende •?). Die Untersuchung der ausgeschleuderten Trichocysten war
a u c h h i e r infolge des Vorkommens vieler pathologischer Bilder mühsam. Die in Abbildung
22 c dargestellte Trichocyste besaß eine Kapsel von 7 Länge mit bläulichen Wandungen.
Der ausgeschleuderte Faden war 9 {>- lang, also auch beträchtlich länger als die Kapsel.
Irgendwelche Differenzierungen ließen sich an ihm nicht erkennen. Soweit ich solche beobachtete,
schien es sich um abnorme Bildungen zu handeln.
Familie: Actinobolitiidae.
Gattung: Actinobolina.
Actinobolina radians Ste in.
Dem interessanten Ciliaten begegnete ich in faulendem Material, das aus dem Schloßgraben
an der Hüfferstraße stammte.
Die ruhenden Trichocysten stellen Stäbchen von 11-—34 [/. Länge dar, die in ihrer ganzen
Breite aufleuchten. In vereinzelten Fällen war auch ein geschlängelter Faden in ihnen
nachzuweisen, doch dürfte es sich um veränderte Trichocysten gehandelt haben. Die Trichocysten
werden bei diesem Ciliaten in die zahlreich vorhandenen, lang ausstreckbaren Tentakel
vorgeschoben. Hier lassen sie sich mit Hilfe des Dunkelfeldes sehr leicht beobachten,
wenn man durch Einschaltung einer Kühlküvette in den Strahlengang dafür sorgt, daß
die Tiere nicht durch die Hitze des Bogenlichtes gereizt werden. Es führen übrigens nicht
alle vorhandenen Tentakel Trichocysten. Diese Tentakel dienen vielleicht als Taster. Es
lassen sich noch Tentakel unterscheiden, die zur Festsetzung des Tieres benutzt werden.
Ihre Konturen leuchten im Dunkelfeld sehr viel stärker auf, so daß sie schon bei schwacher
Vergrößerung deutlich sichtbar sind. Außer in den Tentakeln findet man noch zahlreiche
Trichocysten im Entoplasma verstreut. Um den Mund herum bilden sie eine Reuse.
Bei den meisten ausgeschleuderten Trichocysten, die ich fand, hob sich ein kurzer, stärker
aufleuchtender Abschnitt am Ende des Fadens ab, außer dem an die Kapsel ansetzenden
ähnlich aussehenden Teil (Abb. 23 b). Jedoch möchte ich die Bildung am Ende des Fadens
nicht für normal halten, denn nur in denjenigen Fällen, in denen sie fehlte, entsprach die
Länge des ausgeschleuderten Fadens erwartungsgemäß der doppelten Kapsellänge. In allen
anderen Fällen erschien der Trichocystenfaden etwa um den Teil zu kurz, der an seinem
Ende als Verdickung auffiel. Ich möchte daher annehmen, daß letzterer den nicht ausgeschleuderten
Teil des Fadens darstellt, ähnlich wie ich es bei pathologischen Explosionsstadien
von Prorodon beschrieb (1934). Bei einer von mir als normal angesehenen Trichocyste
(Abb. 23 a) betrug die Länge der Kapsel 12 (/., die Gesamtlänge des Fadens 23,5 p-. Auf
den an die Kapsel anschließenden verdickten Teil kamen 8 [*.
Bei einer aus den oben genannten Gründen als pathologisch anzusehenden Trichocyste
(Abb. 23 b) besaß die Kapsel die gleiche Länge von 12 y., der ausgeschleuderte Faden
war aber nur 20 f* lang. Das am Fadenende liegende verdickte Stück maß 3,5 [*, was, wie
man sieht, sehr genau dem fehlenden Fadenstück entsprechen würde. Bei anderen in noch
stärkerem Maße pathologischen Trichocysten leuchtete der Faden in seiner ganzen Ausdehnung
abnorm stark auf, so daß keine weiteren Differenzierungen daran nachzuweisen
waren. Eine gleiche Beobachtung beschrieb ich auch für pathologische Bilder der Prorodon-
Trichocyste und bezeichnete die den Faden erfüllende Substanz als Quellsubstanz.
Die große Neigung der Trichocysten der vorliegenden A rt zur Bildung pathologischer
Explosionsstadien war dadurch aufschlußreich, daß sehr viele Bilder entstanden, die
die Natur des an die Kapsel anschließenden stärker aufleuchtenden Fadenabschnittes k lärten,
den ich auch bei zahlreichen anderen Trichocystenformen beobachtete. In einer Reihe
von Fällen nämlich erreichte dieser Abschnitt nicht seine normale Länge. Dann aber war
regelmäßig die Wandung des vorderen Teiles der Kapsel verdickt, und zwar in einer Ausdehnung,
die dem fehlenden Stück entsprach (Abb. 23d). Es entstanden Bilder, die vollkommen
denen glichen, die ich für die Wanderung des Fadenendstückes bei der Prorodon-
ieres-Trichocyste beschrieb (Abb. 4). In einzelnen Fällen fehlte der leuchtende Anfangs