
daß wir es mit einem Brechungsphänomen oder einer optischen Täuschung zu tun haben,
durch welche die Granula der beiden Seiten parallel zueinander verbunden erscheinen.
Noch eine andere Beobachtung, die ich gelegentlich machte, ist von besonderem Interesse
für das allgemeine Verständnis der Nesselkapseltrichocysten. Ich beobachtete nämlich
bei einer pathologisch explodierten Trichocyste, daß Partikelchen, die innerhalb des
Fadens lagen, eine lebhafte BROWNsche Molekularbewegung zeigten. Es geht daraus hervor,
daß der Trichocystenfaden ein von einer festen Membran umgebenes Rohr darstellt,
dessen Inneres mit einer Flüssigkeit gefüllt ist. Es wird hierdurch also bestätigt, daß meine
Ansicht, daß der Faden ein Rohr und nicht einen soliden Stab darstellt, zutrifft.
Die von Schneider beschriebenen Protrichocysten konnte ich nur im ausgeschleuderten
Zustande beobachten.
Gattung: Trachelius.
Trachelius ovum E hrb.
Von verschiedenen Autoren wird für diese Art das Vorkommen von Trichocysten angegeben.
Ich habe sie verschiedentlich untersucht, aber in keinem Falle Nesselkapseltrichocysten
gefunden. Ich beobachtete nur die von Schneider auch beschriebene Hüllenbildung.
Paradileptus elephantinus Svec.
Ein Saum von Trichocysten umgibt bei diesem Ciliaten, den ich im Herbst zwischen
Pflanzenmaterial aus dem Schloßgartenteich fand, das muldenförmige Mundfeld. Es handelt
sich hierbei aber nicht um Nesselkapseltrichocysten, die ich ebenso wenig, wie bei der
vorigen Art fand, sondern um Protrichocysten. Mit Magnesiumsulfat ließen sich die Ruhestadien
isolieren (Abb. 39 a). Sie stellen Stäbchen von 5 ja Länge dar mit einem dunklen
Innenraum. Sie sind häufig leicht gekrümmt und lassen gelegentlich ein Trichocystenkorn
am Vorderende erkennen.
Die ausgeschleuderten Trichocysten (Abb. 39 b) sind Spindeln von 13—15 (a Länge, an
deren Vorderende regelmäßig ein Trichocystenkorn nachzuweisen ist. Mit Eosin färbt sich
die Oberfläche der ausgeschleuderten Trichocysten deutlich, sodaß sie auch im Hellfeld sichtbar
werden. Die Färbbarbeit mit Eosin glaube ich nicht auf zufällig angelagerte Teilchen
zurückführen zu können, nehme vielmehr an, daß es sich um eine ähnliche Oberflächenschicht
handelt, wie ich sie weiter unten (Seite 33) bei den Trichocysten einer Cyclo-
gramma spec. beschreiben werde.
Familie: Loxodidae.
Gattung: Loxodes.
Loxodes rostrum O. F. Müller.
Diesen Ciliaten fand ich sehr regelmäßig in Aufgüssen von Pflanzenmaterial aus dem
Schloßgartenteich. Ich fand keine Trichocysten und in Bestätigung zu Schneiders Angaben
auch keine Protrichocysten.
Tribus: Hypostomata.
Familie: Nassulidae.
Gattung: Nassula.
Nassula ornata E hrb.
Zwischen Blaualgen in den Teichen bei Haus Langen und Haus Lütkenbeck.
Die Bemerkung von Lepsi, daß die Trichocysten dieser A rt nicht ausschleuderbar sind,
kann ich ebenso wenig wie S c h n e id e r bestätigen. Die sehr langen Trichocysten, etwa zwischen
65 und 80 [a , sind auch schon im Hellfeld ohne besondere Präparation leicht zu erkennen.
Sie sind langgestreckt spindelförmig. Ihre Dicke beträgt 1,6 ^ an der breitesten
Stelle. Die Angabe, daß die Trichocysten von N. ornata nicht ausschleuderbar sind, ist vielleicht
dadurch zu erklären, daß die Art nicht immer trichocystenführend ist. Ich selbst
beobachtete Material von Haus Langen ohne Trichocysten, obwohl derselbe Fundort mir
ein J a h r vorher trichocystenführende Individuen geliefert hatte. Offensichtlich wechselt
diese Eigenschaft auch am gleichen Fundort und ist vielleicht von äußeren Umständen abhängig.
Durch Reizung mit dem Dunkelfeldkondensor erhielt ich zahlreiche ausgeschleuderte
Trichocysten (Abb. 40 a), die als langgestreckte Spindeln erscheinen, an beiden Enden zugespitzt
sind und von einer sehr dünnen Kontur begrenzt werden. Das Vorderende ist
durch den Besitz eines Granulum ausgezeichnet, das dem Hinterende fehlt. Eine Spitze oder
sonstige Differenzierung des Vorderendes fehlt. Die Trichocysten scheinen nicht klebrig zu
sein. Die Auffindung zahlreicher Bruchstücke läßt auf ziemlich große Zerbrechlichkeit
schließen.
Fä rb t man mit Eosin oder Methylenblaulösung, so leuchten die ganzen Konturen und
das Granulum am Yorderende einheitlich grünlich bzw. rot auf, ohne daß neue Einzelheiten
sichtbar Werden. In Methylviolett erscheinen die Konturen stark verbreitert, sodaß im
Innern der Trichocysten nu r noch ein ganz schmaler ungefärbter Gang bleibt.
Kuhende Trichocysten (Abb. 40 b) sind mit Hilfe von konzentrierter Magnesiumsulfatlösung
leicht durch Zerquetschen der Tiere zu isolieren und im Dunkelfeld zu untersuchen.
Sie stellen stark aufleuchtende Spindeln dar, deren Enden abgerundet und ein wenig eingezogen
sind. Der Innenraum is t optisch leer. Die ruhenden Trichocysten sind nach meiner
Beobachtung etwas größer als Schneider angibt, nämlichg|—11 y lang. Möglicherweise
täuscht aber die Überstrahlung im Dunkelfeld die größere Länge vor. Bütschli und P enard
zeichnen die ruhenden Trichocysten von Nassula als Spindeln, die in der Mitte eine quere
Durchteilung zeigen. Bei der direkten Beobachtung ist mir diese Zweiteilung nicht aufgefallen,
doch zeigt sie merkwürdigerweise eine Mikrophotographie, die ich anfertigte. Bei
dem Versuch, die Frage durch neue Beobachtung zu klären, tra f ich leider auf die oben
erwähnten triehocystenlosen Tiere, sodaß im Augenblick die Frage noch offen steht, ob hier
irgend welche weiteren Strukturen vorhanden sind. Auch an den ausgesehleuderten Stadien
fand ich bisher keinen Hinweis auf eine solche Zweiteilung.
Nassula spec.
In zwei Exemplaren fand ich im September in Pflanzenmaterial von Haus Langen eine
Nassula-Art, die ich nicht mit Sicherheit mit einer der von K ahl genannten Formen identifizieren
konnte. Die Gestalt der Tiere im freischwimmenden Zustand war schlank oval,
ihre Länge 170 y., der Körperquerschnitt rund. Der Kern war oval, die in Einzahl vorhandene
kontraktile Vakuole in der vorderen Körperhälfte gelegen; der sehr deutlich sichtbaren
Schlundreuse fehlten Kingbildungen. Die Vorderenden der Schlundstäbe waren m
drei Äste gespalten. Die Tiere waren ganz schwach gelblich gefärbt, das Hinterende durch
zahlreiche Granula dunkel. Im übrigen fehlten intensiver gefärbte Plasmaeinsehlüsse. Möglicherweise
handelte es sich um N. tumida. Jedenfalls aber wäre die Form in deren Nahe
unterzubringen.