
Beim ersten Häutungsschritt kommt der verzögernde Einfluß der hohen Temperatur
noch nicht zur Auswirkung bei einem Wechsel von 40—35°, wohl aber bei dem Wechsel
40—30°. Daß bei diesen rhythmisch wechselnden Temperaturen (40—35°, 40—30°) bei
der Gesamtentwicklung nun trotzdem eine EntwicklungsVerzögerung festgestellt wird, obwohl
die Larvenentwicklung schon von der 4. Häutung bei 40—35° eine kontinuierlich
sich steigernde Entwicklungsbeschleunigung zeigt, beruht darauf, daß bei den rhythmisch
wechselnden Temperaturen im Vergleich zu 35° noch etliche weitere Häutungen eingeschoben
werden, die dann im Ganzen für die Gesamtentwicklung eine Entwicklungsverzögerung
im Vergleich zu 35° bedingen.
Hieraus folgt, daß man unterscheiden muß, einmal den entwicklungsbeschleunigenden
Einfluß der Temperatur beim Wechsel von 40—35° — bzw. von 40—30° — nach einer
vorübergehenden kurzen Hemmung im ersten Larvenstadium, und 2. die durch die Temperatur
bedingten Einschiebungen von weiteren Häutungen, wodurch die Entwicklungsbeschleunigung
wieder wettgemacht und beim Gesamtwert für die Entwicklungsbeschleunigung
in eine Verlangsamung umschlägt. Diese beiden Faktoren: 1 . der entwicklungsbeschleunigende
Faktor und 2. der häutungsvermehrende Faktor können sich in der Wirkung
gegeneinander auf heben. Dabei verdeckt der 2. häutungsvermehrende Faktor im
Gesamtwert für die Entwicklungsbeschleunigung der Larven den 1 . entwicklungsbeschleunigenden
Faktor vollständig, der nur aus der genauen Analyse der Teilentwicklung in
seiner Wirkung festgestellt werden kann.
Wir kommen bei der Besprechung des Temperatureinflusses auf die Häutung noch
einmal auf diesen 2. Faktor, der zu einer Häutungsvermehrung führt, zu sprechen.
Puppen.
Die Entwicklung von der Puppe bis zum Käfer ist gekennzeichnet durch zwei besondere
Stadien. Die Puppe, die in der letzten Larvenhaut liegt, streift nach einiger Zeit,
ohne die Larvenhaut zu verlassen, die Puppenhülle nach hinten zu ab. Durch die geplatzte
Larvenhaut sieht man die fertig entwickelten und ausgefärbten Flügeldecken des
Käfers (I. Stadium, Abb. 17). Der frisch geschlüpfte Käfer verh arrt nun eine Zeit reglos,
bis er nach einiger Zeit mit völlig erhärtetem Körperintegument auch die Larvenhaut
endgültig verläßt (II. Stadium, Abb. 19, 20).
In den Tabellen wird das I. Stadium als „Käfer inliegend“ bezeichnet, das II. Stadium
als „Käfer geschlüpft“.
Statt nur von Puppenruhe zu sprechen, spricht man besser von Puppen- und Käferruhe.
Doch wird der Kürze wegen von uns häufiger für beide Stadien der Ausdruck
„Puppenruhe“ benutzt.
Die Werte für die Entwicklungsdauer der Puppenruhe, berechnet nach der Tabelle
Nr. 3, gibt die Aufstellung auf der nächsten Seite.
Der Wert für die Puppenentwicklung der Tiere, die bei 20° sich als Larven entwickelten,
nachher aber nach 25° überführt wurden — wo also die Entwicklung in Wirklichkeit
bei 25° verlief — liegt für cP Und $ etwas über dem 25°-Wert. Die kühlere
Temperatur scheint, obwohl sie doch während eines sehr langen Zeitraumes auf die Larve
einwirkte, nur eine ganz unbedeutende N achwirkung zu haben. Praktisch stimmt der Wert
für diese 20°-Tiere, die nach der Verpuppung gleich nach 25° überführt wurden, mit dem
Wert für die 25°-Tiere überraschend gut überein. Der Unterschied beträgt für d1 und $
nur 2,0 Tage.
„Käfer inliegend“ „Käfer geschlüpft“
I. Stadium II. Stadium I. u. II. Stadium
nach Tagen nach Tagen nach Tagen
20°*)
i _ _ ~
20,6 (38)
25° 13,4 5,2 18,6
30° 10,1 3,7 13,8
:35p 6,5 2,8 9,3
6,6 3,5 10,1
40—30° 7,4 4,4 11,8
cf
20°*) 22,4 (38)
2§°. 12,0 7,5 20,4
30° 9,0 4,7 13,7
35° 6,5 . 3,3 9,8 ,
40—35° (1,8 2,4 9,2
40—301 1 7,9 2,9 t ä - 0,8
Um den ausgefallenen Wert von 20° zu ersetzen, nehmen wir den Wert für die Puppenruhe
bei 20° aus dem im Pariser Vortrag (1932) mitgeteilten Zahlenmaterial. Wir
fanden den Durchschnittswert für die Dauer der Puppenruhe, I. und II. Stadium, mit 38
Tagen (den wir in der Zusammenstellung S. 41 in Klammern beifügen). Wir erhalten dann
als Entwicklungsbeschleunigung bei einer Temperatursteigerung von 20 auf 25° den Wert
von 1,86 (bzw. 2,04).
Die Entwicklungsbeschleunigung — bzw. Verlangsamung —- beträgt bei einer Temperatur
Steigerung :
Gesamt: I. u. II. Stad.
von 20-—25
„ 25—30°
„ 30—35°
„ 35—(40— 35)'
„ 35—(40—30)
cf
von 20—25°
„ 25—30°
„ 30—35°
„ 35—(40—35)
„ 35—(40—30)
(2,04)
1,35
1,48
-1,09
-1,27
(1,86)
1,49
1,40
1,07
— 1,10
I.
1,33
1,55
— 1,02
m m
1,43
1,38
fe-1,05
jjp_l; 22
II. Stadium
1,41
1,32
—1,25
—1,57
1,60
1,42
1,37
+1,14
In der Zusammenstellung bedeuten die Werte ohne Vorzeichen eine Beschleunigung,
# r eine Verlangsamung der Entwicklung.
Die Errechnung der Werte in obiger Aufstellung erfolgte in derselben Weise wie bei
Aufstellung S. 37.
Auch bei der Puppenruhe erhalten wir sowohl für die Gesamtentwicklung (I. u. II.
Stadium), als auch für die Teilentwicklungsschritte I. u. II. Stadium einzeln, dasselbe
*) Die Larven der 20°-Tiere wurden, wie schon oben erwähnt, sofort nach der Verpuppung nach 25° gebracht, da eine
normale Entwicklung der Puppe bei 20° nicht mehr möglich ist. Die W erte für die Puppenentwicklung bei 20° in der Tabelle
geben also in Wirklichkeit die Puppenentwicklung wieder von Larven, die bis zur Puppe bei 20°