und in Vogelnestern zu suchen ist. Yokoyama (1929) erwähnt, daß Anthrenus pimpi-
nellae F. in Jap an in Sperlingsnestern als Larve und Vollkerf gefunden wird. Verfasser
kann Yokoyamas Befund für dieselbe A rt zwiefach bestätigen. Aus Jap an erhielt Verfasser
Hunderte von Larven, Puppen und Käfern, die aus Sperlingsnestern stammten.
Neben A. pimpinellae, die in größter Menge vertreten waren, enthielt das Material auch
noch folgende Arten: Anthrenus verbasci, fuseüs und Attagenus japonicus. Verfasser fand
A. pimpinellae und A. verbasci, auch A. scrophulariae in Spatzennestern. A. pimpinellae
war am häufigsten und immer am zahlreichsten vertreten, dann kam A. verbasci, weniger
häufig und zahlreich A. scrophulariae. In den Spatzennestern leben die Anthrenus-Larven
wohl hauptsächlich von den Federn und dem Tierhaarmaterial, womit die Nester ausgepolstert
sind, und von den Besten anderer Nestbewohner, Insekten und Büeherskor-
pione, die teils in sehr großer Zahl gefunden werden. Auch die Kadaver der in den
Nestern eingegangenen Jungvögel kommen als Nahrung fü r die nestbewohnenden Der-
mestiden in Frage. Über Anthrenus als Kadaver- und Leichenfresser sei auf Megnin (1894)
verwiesen.
Schädlich wird A. fasciatus wohl in ganz Nordafrika, Kleinasien und Indien.
Sehr empfindlichen Schaden soll er vor allem an den Heeresbeständen der britischen Armee
in Ägypten und Indien anrichten. Boden heimer (1930) erwähnt, daß Larven von
A. fasciatus und A. verbasci in einem großen Bürstenlager in Palästina großen Schaden
hervorriefen. Im Irak ist als Wollschädling hauptsächlich H. vorax gefürchtet, der auch
für Indien und Ägypten angeführt wird. In manchen Fällen ist es aber möglich, daß
A. vorax mit dem sehr ähnlichen A. fasciatus, der größer sein soll, verwechselt wird. Beide
führen im Irak und in Indien im Volksmunde den Namen: Woolly hear bug oder einfach
Woolly hear, ebenso wie A. pimpinellae, der auch an Wolltextilien im Irak sehr
schädlich wird.
Bemerkenswert ist, daß A. fasciatus in Europa bisher nur in Südeuropa ^ in Spanien,
Griechenland und Südrußland -— gefunden wurde, also auch nur in Ländern mit
wärmerem Klima. In Sizilien sollen, wie Verfasser erfuhr, Hornknöpfe durch Insekten
stark beschädigt werden. Leider gelang es bisher noch nicht, diese Schädlinge zu Gesicht
zu bekommen, doch ist es nach unserer Meinung nicht ausgeschlossen, daß es sich hier
um A . fasciatus handelt. Von Georgien wurde A. fasciatus um die Jahrhundertwende nach
Nordamerika eingeschleppt und 1911 zum ersten Male festgestellt (Lutz, 1911 und Back,
1923). 1915 wurde A. fasciatus als Schädling in den Polstersesseln des Weißen Hauses in
Washington gefunden. Seitdem wurde er mehrere Jah re in manchen Polstermöbeln und
Matratzen in U.S.A. recht schädlich. B ack (1923) nennt ihn daher „Furniture-Carpetf
Beetle . Nach alledem scheint es so, als oh A. fasciatus, der doch in wärmeren Klimaten
beheimatet ist, an einzelnen Stellen in TJ.S.A. sich halten könnte.
Nach Back (1923) verläuft die Entwicklung in U.S.A. für A. fasciatus etwa folgendermaßen:
Die Käfer fliegen von März bis Juni. Der Käfer lebt einige Wochen und
legt mehr als insgesamt 85 Eier ab. Bei warmem Sommerwetter schlüpfen die Eier in
12—15 Tagen. Die Larven entwickeln sich aber erst im folgenden J a h r zum Käfer.
Allerdings sind nach Ba c k auch stark abweichende Beobachtungen gemacht worden
über die Larvenentwicklung.
Wenn man nun die Frage prüft, ob eine Einbürgerung im gemäßigten Klima zu
fürchten ist, so kann nach unseren Versuchen und Erfahrungen mit Bestimmtheit gesagt
werden, daß A. fasciatus sich bei uns in Deutschland § | und wohl überhaupt im gemäßigten
Klima — im Freien, auch in Vogelnestern usw. nicht auf die Dauer halten kann,
weil immerhin seine Temperaturansprüche zu hoch sind (Vgl. Temperatur, S. 28 ff.). Damit
ist aber noch nicht viel über die Einbürgerung als Schädling gesagt; denn der Kornkäfer
und auch der Khaprakäfer haben sich leider in Vorratsspeichern bzw. Mühlen im
gemäßigten Klima als sehr gefürchtete Schädlinge eingebürgert, obwohl beide Arten sich
hei uns im nördlichen Europa im Freien nicht halten können. Die Temperatur unserer
Wohnungen und Arbeitsstätten S - besonders neuerer Gebäude mit Zentralheizungen, die
Sommer und Winter eine ziemlich hohe Durchschnittstemperatur haben S - lie g t durchweg
so hoch, daß eine Entwicklung von A . fasciatus auch in unserem Klima nicht unmöglich
erscheint. Das Larvenstadium scheint nach unserer E rfahrung ganz besonders widerstandsfähig
zu sein (S. 34). Das Puppenstadium ist dagegen sehr empfindlich gegen tiefere Temperaturen.
Eine normale Puppenentwicklung ist erst bei einer dauernd konstanten Temperatur
von 25° C möglich. Bei tieferen Temperaturen sterben die Puppen ab. Das Puppenstadium
ist hei der Entwicklung von A. fasciatus das kritische Stadium. Es besteht aber
durchaus die Möglichkeit, daß auch im gemäßigten Klima die Entwicklung von A. fasciatus
normal verläuft, wenn nur zur Zeit der Puppenruhe eine Temperatur über 20° C
herrscht, wenn also die Puppenruhe in die warme Jahreszeit fällt. Das scheint nach
Backs Angaben für U.S.A. auch zuzutreffen. Somit kann hei einer Einschleppung dieses
schlimmsten Wollschädlings unter Umständen mit der Einbürgerung gerechnet werden.
Erwähnt sei noch, daß Zacher (1929) Anthrenus fasciatus, und zwar Käfer und Larve,
auf einem Pelz, der aus dem nördlichen Ostasien stammte, feststellte. E r glaubt, daß der
Pelz während des Seetransportes von A. fasciatus befallen worden ist. Es ist dies wohl
der erste Fall, wo eine Einschleppung nach Deutschland berichtet worden ist (Zacher,
1930). Neuerdings ist A. fasciatus auch nach Australien eingeschleppt worden.
Als Gesundheitsschädling scheint Anthrenus unter Umständen als Überträger des
Milzbrandes in Frage zu kommen (M a r tin i, 1929), zumal A. fase, häufig auf ungereinigtem
Koßhaar gefunden wird.
Nach DE Lepiney (1930) kann Anthrenus (verbasci L.) sogar einmal nützlich werden,
indem er vergesellschaftet mit Trogoderma versicolor Creutz und Tenebroides marocca-
nus Reitt. Eier von Porthesia dispar L. an Korkeichen in Marokko vernichtet.
Zhikharev (1928) erwähnt einen ähnlichen Fall aus der Ukraine von Dermestes
erichsoni G n g lb . und Attagenus-Larven, die Eier von Porthesia dispar fraßen.
Auch als Blütenhestäuher mag Anthrenus vielleicht H - da der Käfer Pollen- und
Honigfresser ist -§¡1 eine bescheidene nützliche Rolle spielen.
Aus unseren Ausführungen geht klar hervor, in wie starkem Maße die ganzen Ent-
wicklungs- und Lebensvorgänge hei Anthrenus fasciatus von den ökologischen Umweltsfaktoren
abhängig sind, und wie wichtig die genaue Kenntnis der Ökologie ist fü r die
Erklärung und das Verständnis der Umstände, die aus einem zunächst harmlosen Tier
einen für den Menschen gefürchteten Schädling werden lassen. Besonders seit R. Hesses
„Tiergeographie auf ökologischer Grundlage“ (1924) ha t sich die ökologische Betrachtungsweise
als überaus fruchtbar für die Behandlung zoologischer Probleme erwiesen.
Neuerdings gewinnt die ökologische Fragestellung auch auf dem Gebiete der angewandten
Entomologie immer größere Bedeutung, da gerade die Kenntnis der ökologischen F ak toren
uns z. B. die Erklärung des Massenauftretens eines Schadinsekts ermöglichen kann,
und auch der Erfolg unserer Gegenmaßnahmen in allerstärkstem Maße von der Beherrschung
und genauen Kenntnis der Lebenshedingungen abhängt. K. F riederichs (1930)