
b) Einfluß der Temperatur auf die Larvenentwicklung.
Die Versuche wurden mit frischgeschlüpften Eilarven, die aus Eiern stammten, die
bei 35° abgelegt und auf bewahrt wurden, ausgeführt. Es wurden für jede Temperatur
Eier benutzt, die bei einer Temperatur von 35° abgelegt und geschlüpft waren, weil z. B.
bei 20° die Käfer bisher nicht zur Eiablage gebracht werden konnten. Um nun in allen
Versuchen gleiche Verhältnisse zu haben, wurde 35° benutzt. Jede Versuchsreihe enthält
eine Gruppe von Einzelversuchen, wo also jede Larve für sich gehalten und beobachtet
werden konnte. Einzelversuche sind für derartige Untersuchungen stets vorzuziehen, weil
im Versuch mit mehreren Tieren, wo natürlich die exakte Beobachtung mancher Entwicklungsvorgänge,
z. B. die der Häutung, unmöglich ist, die Tiere sich gegenseitig stören,
und dadurch Entwicklungshemmungen und -Verzögerungen beobachtet werden. F. Z a c h e r
(1927) berichtet, daß gerade bei Anthrenus manche Tiere stark retardierte Entwicklung
zeigen, während die übrigen Larven desselben Versuches sich ziemlich gleichmäßig entwickeln.
In unseren Versuchen konnten solche Fälle auch beobachtet werden, aber nur in
Versuchen, wo mehrere Larven zusammen gehalten wurden. Die Verzögerung war dabei
sehr auffallend, bei einzelnen Larven schien die Entwicklung geradezu zum Stillstand gekommen
zu sein, während die übrigen Larven, die also unter ganz gleichen Bedingungen
in demselben Versuchsglas gehalten wurden, sich schnell und normal weiter entwickelten.
Weit seltener und geringer waren die Entwicklungsverzögerungen bei den Versuchen mit
Einzeltieren. Hier kamen sie überhaupt nur da vor, wo die Larven unter pessimalen Bedingungen
gehalten wurden.
Ein weiterer Nachteil des Massenversuches gegenüber dem Einzelversuch liegt
darin, daß beim Massenversuch eingegangene Versuchstiere von den übrigen Larven gefressen
werden können, und dadurch eine gewisse unkontrollierbare Ungleichheit in der
Ernährung der einzelnen Versuchstiere auf treten kann. Auch lebendige Puppen werden
ab und zu im Massenversuch von den Larven angegriffen, selbst wenn die Nahrung reichlich
und auch qualitativ durchaus optimal ist. All diese Übelstände werden dagegen im
Einzelversuch vollständig vermieden.
Die Versuche über die Larvenentwicklung wurden, wie schon angeführt, sämtlich in
Einzelversuchen angesetzt. Im Hauptversuch kamen als Versuchsbehälter Wägegläschen
(27 ccm Rauminhalt) in Frage. Als Futter diente ein glatter Wollstoff (Papilion) + 100%
ZT, der sich in Vorversuchen als Nahrung vorzüglich bewährt hat (Kap. Qualität der
Nahrung S. 11) von der Größe 36 X 36 mm.
Der Hauptversuch umfaßte folgende Versuchsserien:
Serie 1 . 20° 35 Tiere
2. 25° 20 „
„ 3. 30° 20 „
| 4. 35° 20 „
,, 5. 40-- 20° 20 „
„ 6. 40 --30° 20 „
>> 7. 40 --35° 20 „
„ 8. 40° 72 „
Insgesamt: 227 Tiere.
*) 4 Tiere, die eine außergewöhnlich lange Entwicklungsdauer hatten, und zur Zeit der Niederschrift ihre Entwicklung
noch nicht beendet hatten, wurden für die weitere Betrachtung zunächst ausgeschaltet, ebenso 3 Tiere, die sich zwar bis zum
Käfer entwickelten, deren Geschlecht aber nicht bestimmt wurde. — Der geklammerte Wert gibt die Zahl der Tiere, deren
Geschlecht bestimmt werden konnte. —
Daneben lief noch ein umfangreicher Kontrollversuch, bei dem als Versuchsbehälter
Aspirinröhrchen und als Fu tter ein anderer ungefärbter Wollstoff mit leichtem Woll-
flaum + 100% ZT verwendet wurden. Dieser Versuch, der insgesamt noch einmal 141
Einzelversuche umfaßte, erstreckte sich auf die Temperaturen 20, 30 und 35° C.
Die gesamte Darstellung stützt sich also auf ein Material, das an 368 Einzelversuchen
gewonnen wurde. Einzelne dieser Versuchsserien lagen bei der Abfassung des P a riser
Vortrags abgeschlossen vor und wurden dort bei der Besprechung des Temperatureinflusses
verwertet. In vorliegender Arbeit konnte nun ein ganz bedeutend umfassenderes
Material berücksichtigt werden. Doch benutzen wir bei unserer Darstellung in erster
Linie die Resultate des Hauptversuches. .
c) Bei den Untersuchungen über die Entwicklung der Puppen
wurden dieselben Versuche benutzt, wie die oben für die Larvenentwicklung angeführten.
Nur bei 40° C kommt noch ein Ergänzungsversuch hinzu, der 127 Tiere umfaßt. Verpuppungsreife
Larven, die bei 30° gezogen waren, wurden nach 35° überführt, wo sie sich
verpuppten, um dann nach 40° verbracht zu werden. R.-Feuchtigkeit teils 40, teils 50
bis 60%'. .
B. Ve r s u c h e m i t w e c h s e l n d e n T emp e r a t u r e n .
In diesen Versuchen kam ein dauernd rhythmischer Wechsel einer sehr hohen Temperatur
(40°) mit einer tieferen (20, 30, 35° C) zur Anwendung. Es sollte vorzüglich untersucht
werden, wie das Verhalten der Tiere ist, wenn sie nicht dauernd extremen Temperaturen
ausgesetzt sind, sondern wenn ihnen eine regelmäßig wiederkehrende Erholung
bei einer niederen Temperatur gewährt wird. Die Versuche wurden so ausgeführt, daß die
Tiere eine längere Zeit über Nacht = 1 5 Stunden bei 40° verblieben und dann für 9 Stunden
in die tiefere Temperatur gebracht wurden. Da Sonntags nicht gewechselt werden
konnte, blieben die Tiere von Samstag morgen bis 5 Uhr abends bei 40°, wurden dann
in die niedere Temperatur überführt und verblieben dort bis Montag morgen um 8 Uhr.
Dann wurden sie nach 40° überführt und blieben dort bis Dienstag morgen um 8 Uhr.
Von dieser Zeit an setzte die Woche hindurch der oben angeführte Rhythmus im Wechsel
ein.
Auf diese Art wurde untersucht der Wechsel der Temperaturen von 1 . 40—35, 2.
40—30, 3. 40—20° C bei Feuchtigkeit von 35—40% r. F. Jede Serie umfaßt wieder 20
Tiere, insgesamt haben wir also 60 Tiere.
Im ganzen baut sich außer dem Versuch an Eiern der gesamte Temperatur versuch
auf Beobachtungen auf, die an einem Material von insgesamt 555 Einzelversuchen gewonnen
wurden.
1. In weldhem Temperaturbereich ist die Gesamtentwicklung von Anthrenus
fasciatus vom Ei bis zum Käfer möglich?
Unsere gesamten Versuche ergaben eindeutig, daß eine normale V o l l e n tw i c k l
u n g vom Ei bis zum Käfer nur möglich ist bei (konstanten) Temperaturen von 25, 30
und 35°, ebenso bei einem rhythmischen Wechsel der Temperaturen von 40—35° und
40—30°.
Eine Vollentwicklung war dagegen nicht möglich bei einer konstant hohen Temperatu
r von 40°. Bei einer Temperatur von 20° (konstant) war nur in vereinzelten Fällen,