der Richtung des Faserverlaufs höchst wahrscheinlich vorhanden, der exakte Verlauf im einzelnen ist aber überaus schwierig
und mühsam zu verfolgen.“ Die für Apis nachgewiesenen (?) engen Beziehungen zu den Ocellarnervenfasern scheinen
nach K ü h n l e nicht wesentlich zu sein.
Nach B r e t s c h n e id e r (1914) ist die Brücke ein optisches Assoziationszentrum, da an sie sich sowohl die Ocellen-
nerven als auch ein an der Rückseite des Gehirns von Periplaneta horizontal in lateraler Richtung bis zu dem Lobus
opticus ziehender Strang anlegen. Denkbar wäre nach B r e t s c h n e id e r auch, die Brücke einfach dem Zentralkörper anzugliedern
und ihr dieselbe Funktion zuzuschreiben.
Die neueste Arbeit, welche sich mit der Brücke beschäftigt, stammt von B a l d u s ( 1 9 2 4 ) , welcher das Gehirn von
Aeschna untersucht hat. Da er keine spezifischen Methoden angewandt hat, konnte er nicht entscheiden, aus welchen Zellen
das Neuropilgewebe der Brücke sich aufbaut, er vermutet aber, daß es sich aus Fasern der Intercerebralzellen vom Typ der
Globuluszellen zusammensetzt. Einen Faserübertritt von den Nerven der Ocellen konnte er nicht feststellen.
Bei allen von mir untersuchten Landwanzen liegt die Brücke dorsocaudal vom Z entralkörper
als ein schwach gekrümmter wulstartiger Körper. Deutlich läßt sich eine paarige
Anlage erkennen (Abh. 35 a, Pbr). Die beiden Hälften treten bei erwachsenen Tieren median
in innige Verbindung. In gewöhnlichen Präparaten zeigt die Brücke eine außerordentlich
dichte Struktur.
Eine Analyse ist nur mit Hilfe spezifischer Methoden möglich. Die Anwendung solcher
Methoden ist allerdings hei diesem Hirnteil nur selten von Erfolg begleitet. Durch oftmalige
Wiederholung der immer wieder etwas abgeänderten Golgi-Methode konnte ich
immerhin folgende Zelltypen und Faserzüge feststellen: Der für die Brücke charakteristische
Zelltypus ist in Abbildung 46 dargestellt. Der Zellkörper dieser Neurone liegt in
der Pars intercerebralis in unmittelbarer Nachbarschaft der Globulizellen der Pilze, von
denen sie sich durch einen etwas größeren und chromatinreicheren Zellkern unterscheiden.
Die Axone dieser Zellen geben in die Brücke zahlreiche Kollateralen ab, die sich stark
verzweigen und ein dichtes Geflecht bilden. Die Mehrzahl der Axone stellt die Verbindung
zum Zentralkörper her, eine kleinere Anzahl derselben aber zieht zu den Protocerebral-
loben. In ihrem Gesamthau erinnern diese Neurone der Brücke sehr an diejenigen der
Pilzkörper, vor allem an die der unteren Pilze. Diese Tatsache gibt m. E. größere Berechtigung,
die Brücke zu den Pilzen in genetische Beziehung zu bringen als z. B. zu dem
Zentralkörper (B r e t s c h n e id e r ).
Nach Zahl und Masse bildet der eben geschilderte Zelltypus zweifellos das wichtigste
Bauelement der Brücke. Die übrigen Bauelemente stellen ausschließlich Endigungen von
Fasern dar, welche aus ändern Hirnteilen kommen. So konnte festgestellt werden, daß ein
kleines Bündel des Tractus opticus posterior zur Brücke zieht, entlang der konkaven Seite
derselben verläuft, sich mit dem von der ändern Seite kommenden Bündel kreuzt und sich
schließlich in der in Abbildung 47 dargestellten Weise (Tr. opt. post.) verästelt. Die übrigen
Fasern des Tractus opticus posterior aber verästeln sich z. T. in der Region ventro-
caudal von der Brücke, wo sie mit den Endigungen der Ocellennerven in Beziehung treten,
z. T. ziehen sie als geschlossenes Bündel weiter zur ändern Hälfte des Protocere-
brums, wo sie in dessen laterocaudalen Teilen endigen. Diese Endigungen bilden bei manchen
Wanzen, z. B. Eurygaster, einen dichteren Bezirk innerhalb des Protocerehrums, der
vielleicht als „Tuberculum opticum I I “ ( B a l d u s ) anzusprechen ist.
Außerdem fand ich in der Brücke Verästelungen von Fasern, welche teils aus den vorderen
Teilen der Pars intercerebralis, teils aus den lateralen Teilen der Protocerebralloben
kommen. Die zu diesen Fasern gehörenden Zellkörper konnte ich nicht finden, da sie nie
imprägniert wurden.
Als ein negatives Resultat muß herausgestellt werden, daß in keinem einzigen Fall
der E in tritt von Ocellennerven in die Brücke festgestellt werden konnte. Nun ist das allerdings
bei der Launenhaftigkeit der Nervenfärbungsmethoden kein Beweis. Gewöhnliche
Präparate geben aber auch keinen Anlaß, einen solchen E in tritt auch nur anzunehmen.
Den exakten Nachweis, daß ein solcher E in tritt nicht erfolgt, konnte ich nur hei einer
großen sumatranischen Zikade (Dundubia rufivena) erbringen. Bei dieser Form kann durch
Zählung der mächtigen Ocellenaxone bewiesen werden, daß sich dieselben alle erst caudal
der Brücke verzweigen. Es ist zu vermuten, daß der Fall bei den übrigen Insekten ähnlich
liegt. Jedenfalls kommt der Brücke nicht allgemein jene Bedeutung zu, welche ihr die
früheren Autoren zugeschriehen haben („Ocellennervenbrücke“, „optisches Assoziationszentrum“
usf.).
Die meisten Autoren haben hei dem F ü r und Wider die einzelnen Ansichten nur die
Verhältnisse bei den Insekten berücksichtigt und dabei vollkommen außer acht gelassen,
nach ähnlichen Strukturen hei den übrigen Articulaten zu suchen. Die fast allgemeine Verbreitung
bei den Crustaceen, Cheliceraten, Myriapoden läßt vermuten, daß die Brücke ein
sehr altes Merkmal des Arthropodengehirns ist, das unabhängig von den Stirnocellen erworben
wurde.
Die Entdeckung eines medialen, mit der Brücke zusammenhängenden Globulus bei den
Ephemeriden ( H a n s t r ö m 1928) macht es wahrscheinlich, daß die Insekten ursprünglich
einen medialen Globulus hatten, aus dem sich bei der Weiterentwicklung die Brücke gebildet
hat. F ü r eine solche Ableitung spricht vor allem die Ähnlichkeit im Bau der Glohuli- und
der Brückenneurone.
d) Der Zentralkörper.
Das Vorkommen des Zentralkörpers bei allen bisher untersuchten Insekten und die
weitgehende Übereinstimmung in seiner Form und relativen Größe hat es bedingt, daß
dieser Teil des Protocerehrums schon sehr lange bekannt ist und daß seine Beschreibung
in allen Arbeiten einen großen Raum einnimmt.
Erwähnt wird dieser Hirnteil zum erstenmal von D i e t l (1876), der ihm „fächerförmige Struktur“ zuschreibt und ihn
als „Hirnstock“ bezeichnet.
Den Namen „Zentralkörper“ hat F l ö g e l (1878) geschaffen. B e r g e r (1878) bezeichnet den Zentralkörper als einen
Ort, in welchem Faserzüge sich auflösen, um dann denselben in den verschiedensten Richtungen wieder zu verlassen.
V ia l l a n e s stellte Verbindungen zu allen umgebenden Hirnteilen fest. Nach K e n y o n (1896) ist das aber viel zu weitgreifend.
Als Sichere Verbindung stellte er durch Versilberung n ur diejenige mit der Brücke fest. Wahrscheinlich sind nach seinen
Präparaten noch folgende Verbindungen: mit den Ocellarglomerulen, mit der Masse der Assoziationsfasern vor dem Zentralkörper,
mit den unteren, lateralen Teilen des Protocerebrums und mit Teilen des Tritocerebrums.
In den späteren Arbeiten scheint ein Autor den ändern an auf gefundenen Verbindungsbahnen
übertreffen zu wollen. H a n s t r ö m (1928) konnte von denselben hei Anwendung von
spezifischen Methoden nur folgende Bahnen bestätigen:
1. eine Verbindung m it dem Lobus opticus, welche in den großen Sehganglienzellen ihren
Ursprung hat. Leider gibt H a n s t r ö m nur ein Schema (vgl. seine Abb. 583) von dieser
Verbindung. Man kann aber aus demselben entnehmen, daß es sich um Zellen handeln
muß, welche die Horizontalgeflechte des III. optischen Ganglions bilden und ihre Axone
in den Tractus opticus medialis senden. Bei den Wanzen endigen aber sämtliche
Fasern des Tractus opticus medialis in den lateralen Teilen des Protocerebrums in der
Umgebung der Pilzstiele. Die Verbindung dieser Fasern mit dem Zentralkörper erfolgt
nicht direkt, sondern durch zwischengeschaltete Neurone.
2. Verbindung zum Deuterocerebrum.
3. Verbindung mit der Pa rs intercerebralis.