Es bedeutet in unserer Zusammenstellung (S. 37) immer eine Beschleunigung und
— stets eine Verlangsamung der Entwicklung.
Betrachtet man die Werte für die Gesamtentwicklung der Larven — d .h.die Werte
für die Entwicklung bis zur Verpuppung — genauer, so fällt auf, daß die Beschleunigung
der Entwicklung bei einer Steigerung von 20 auf 25° am größten ist, um mit steigender
Temperatur sehr schnell abzunehmen, bis sie bei 35° sich dem Wert von 1,0 stark nähert,
d. h. die Entwicklungsbeschleunigung wird mit steigender Temperatur immer kleiner, bis
sie bei 35° fast zum Stillstand kommt, d.h. sich dem Wert von 1,0 nähert. Eine weitere
Steigerung der Temperatur über den Punkt, bei dem die Entwicklungsbeschleunigung =
1,0 ist, ru ft keine weitere Beschleunigung, sondern eine Verlangsamung der Entwicklung
hervor, die noch größer wird, wenn man in rhythmischem Wechsel eine sehr hohe Temperatur
(40°) abwechselnd mit einer tieferen Temperatur (35 und 30°) auf die Versuchstiere
einwirken läßt. Je größer dabei der Unterschied der beiden Temperaturen im rh y th -.
mischen Wechsel ist, umso stärker ist die Verlangsamung der Entwicklung.
Ein Vergleich der Werte für die Beschleunigung rf- bzw. die Verlangsamung —
der Larvenentwicklung beim 2 und & ergibt eine auffallende, weitgehende Übereinstimmung
dieser Werte, sodaß man sagen kann, daß für die Entwicklungsbeschleunigung —
bzw. Verlangsamung llip d ie Temperatur auf 2 und d" durchaus gleichartig wirkt, d. h.
eine bestimmte Erhöhung der Temperatur ru ft bei 2 und die gleiche Beschleunigung
— bzw. VerlangsamungTH der Entwicklung hervor, obwohl die absoluten Zahlen für die
Entwicklungsdauer beim 2 und d1 recht stark voneinander abweichen (siehe oben).
Unsere bisherigen Ausführungen über die Beschleunigung der Entwicklung mit steigender
Temperatur galten fü r den Vergleich der Werte der abgeschlossenen Larvenentwicklung.
Es ist nicht unwichtig, die Entwicklungsbeschleunigung fü r einen Zeitpunkt
zu untersuchen, wo die Larvenentwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Als solcher Zeitpunkt
empfiehlt sich nur der, welcher in allen Versuchsserien noch von den Larven durchlaufen
wird. Als solche Pixpunkte kommen in unseren Versuchen in Präge die Zeitpunkte,
an denen die 1., 2., 3., 4., 5. und 6. Häutung vollendet wird, weil diese Stadien
in unseren Versuchsserien von allen Larven durchlaufen werden. F ü r die 2S-Larven
trifft dies auch noch für die 7. Häutung zu. Die höheren Häutungen werden dagegen nur
von einem Teil der Versuchstiere durchlaufen und kommen daher zum Vergleich hier
nicht mehr in Frage. .
Die Werte für die Fixpunkte der Teilentwicklung zeigen im Prinzip dasselbe Bild
wie bei der Gesamtentwicklung. Die Entwicklungsbeschleunigung erreicht beim Steigen
von 20 auf 25° auch hier den größten Wert, ist bei einer Steigerung von 25 auf 30° noch
ungefähr gleich hoch, fällt dann aber plötzlich bei einer Steigerung von 30 auf 35 stark
ab und nähert sich nun bei einer weiteren Steigerung — im rhythmischen Wechsel von
40—35° — dem Wert von 1,0, d.h. die Entwicklungsbeschleunigung kommt zum Stillstand,
um einer deutlichen Verlangsamung der Entwicklung Platz zu machen. Die Werte
für 2- und d1 -Larven stimmen hier wieder auffallend überein. Als Abweichung von den
Verhältnissen, die die Werte bei Vollentwicklung wiedergeben, sei darauf hingewiesen,
daß einmal die Entwicklungsbeschleunigung bei einer Steigerung von 20 auf 25° bei
einer Teilentwicklung ganz bedeutend niedriger ist als bei der Gesamtentwicklung (= Vollentwicklung).
So ist z.B. die Entwicklungsbeschleunigung bei der 6.Häutung (Steigerung
20 auf 25°) nur 63% der Beschleunigung der Gesamtentwicklung der Larven. Sie ist dagegen
bei der Teilentwicklung (6. Häutung) um ein Beträchtliches höher bei einer weiteren
Steigerung von 25 auf 30° und von 30 auf 35°. In beiden Fällen ist die Entwicklungsbeschleunigung
für die Teilentwicklung rund 120% des entsprechenden Wertes für die
Gesamtentwicklung der Larven. Bei einer weiteren Steigerung der Temperatur (rhythm.
Wechsel 40—35°) haben wir bei der Teilentwicklung noch eine weitere, wenn auch geringe
Entwicklungsbeschleunigung, bei der Gesamtentwicklung aber bereits eine ganz
beträchtliche Entwicklungsverlangsamung.
Bei der Teilentwieklung erfolgt bei den ersten beiden Temperatursteigerungen von
20 auf 25° und von 25 auf 30° eine recht beträchtliche und ziemlich gleich große E rhöhung
der Entwicklungsbeschleunigung. Beim nächsten Schritt von 30 auf 35 tritt
dann plötzlich eine ziemlich starke Abnahme der Entwicklungsbeschleunigung ein. Umgekehrt
liegt bei der Gesamtentwieklung der Larven die erste und stärkste Cäsur bereits
bei der Steigerung von 20 auf 25°, eine zweite, wesentlich kleinere Cäsur liegt bei
der Steigerung von 30 auf 35 .
Betrachten wir in Tabelle S. 37 die Werte für die Entwicklungsbeschleunigung bei
Teilentwieklung, so fällt in beiden Serien bei 2 und <? auf, daß bei einer Steigerung von
20 auf 25°,: 25 auf 30° und 30 auf 35° die Werte für die Entwicklungsbeschleunigung
bei den verschiedenen Häutungsstadien (1.—6. Häutung) ziemlich gleich bleiben und nur
wenig schwanken. So schwanken die Werte bei:
20—25° von etwa 2,0 bis 1,8
25—30° „ „ 1,9 „ 1,7
30—35° „ „ 1,3 „ 1,2
Die Abnahme der Entwicklungsbeschleunigung bei Erhöhung der Temperatur scheint
also genau gesetzmäßig und übereinstimmend für die Entwicklungsspanne 1.—6. Häutung
zu erfolgen. Daß bei der Gesamtentwicklung, wo wir zwar auch gleichsinnig mit den Beobachtungen
bei Teilentwicklung die Abnahme der Entwicklungsbeschleunigung beobachten,
die Abnahme in einem anderen Wertverhältnis erfolgt, beruht vorzüglich darauf, daß
— besonders bei den extremen Temperaturen — die Entwicklung nach der 6. Häutung
noch weiter geht, während sie bei optimaleren Temperaturen mit der 6. Larvenhäutung
bald zum Abschluß kommt. Darum verhält sich die erste Hälfte der Larvenentwicklung
(1 .—6. Häutung) grundsätzlich anders als die 2. Periode (von der 6. Häutung bis zur Verpuppung).
Klarer werden diese Verhältnisse erst bei der Besprechung der Abhängigkeit
der Häutung und des Verpuppungsintervalls von der Temperatur. Ein etwas anderes Bild
geben die Versuche mit rhythmisch wechselnden Temperaturen (40—35 , 40 30 ).
Bei 40—35° haben wir bei der ersten Häutung noch eine geringe Beschleunigung
(+1,13), bei der 2. H äutung dagegen eine ungefähr gleich große Verlangsamung. Bei der
3. Häutung ist der Wert 1,0 praktisch ungefähr erreicht, d.h. die Verlangsamung der Entwicklung
ist wieder zum Stillstand gekommen. Von der 4. H äutung an ist wieder eine
[ leichte, aber deutliche Beschleunigung festzustellen (+1,07). Diese Beschleunigung steigt
dann bei jeder weiteren Häutung und erreicht bei der 9. H äutung den Wert von etwa 1,3.
Im Prinzip dasselbe Bild haben wir auch bei einem Wechsel von 35 zu 40 30 .
Nur macht sich die Verzögerung der Entwicklung bereits bei der ersten Häutung bemerkbar.
Noch größer wird sie bei der 2. Häutung, wo sie den Höhepunkt erreicht, um nun
bei jeder weiteren Häutung immer kleiner zu werden und dem Wert 1,0 zuzustreben.
Der rhythmische Wechsel einer extrem hohen und einer niedrigeren Temperatur ergibt
also eine verzögerte Entwicklung nu r ganz im Anfang der Larvenentwicklung, um
später in eine kontinuierliche Beschleunigung umzuschlagen.